Veröffentlicht inNews

Activision-Übernahme durch Microsoft: FTC lässt Klage fallen

Sony akzeptiert das Angebot von Microsoft.

Logos von Activision und Microsoft, die von einem Kreis eingeschlossen sind.
© Milad Fakurian / Unsplash

Update vom 21. Juli 2023: US-Handelskommission lässt Klage fallen

Die wichtigste Hürde zur Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft ist genommen: Wie unter anderem das US-Tech-Portal The Verge berichtet, zieht die US-amerikanische Handelsbehörde FTC (Federal Trade Commision) ihre Klage gegen den Firmenkauf zurück.

Die Verhandlung in der Sache war für den 2. August angesetzt, nach einer vorläufigen Ablehnung durch kalifornische Richter am 11. Juli scheint die Angelegenheit für die FTC aber nun endgültig vom Tisch zu sein. Zwar bestünde theoretisch die Option, das Verfahren wieder aufzunehmen, doch angesichts der sehr geringen Erfolgschancen gilt dies als unwahrscheinlich.

Damit steht der knapp 70 Milliarden schweren Übernahme der Call-of-Duty- und Diablo-Macher nur noch ein Einspruch der britischen Behörde Competition and Markets Authority (CMA) im Wege. Weil das Verfahren noch läuft, haben sich Microsoft und Activision Blizzard unlängst auf eine Verlängerung der Übernahmefrist bis zum 18. Oktober 2023 geeignet.

Update vom 17. Juli 2023: Sony schließt Call-of-Duty-Deal ab

Nach einigem Hin und Her sowie Anhörungen der jeweiligen Akteure biegt der große Deal zum Kauf von Activision Blizzard durch Microsoft endlich auf die Zielgerade ein. Im Rahmen des Verfahrens kam z. B. ans Licht, dass Activision-Boss Kotick die Switch 2 ungefähr so stark wie eine PS4 einschätzt. Zudem hält Microsoft den Release einer PlayStation 5 Slim noch in diesem Jahr für realistisch.

Lange hat Microsoft-Konkurrent Sony darauf spekuliert, dass die Übernahme an rechtlichen Hürden scheitert – weil man in Japan befürchtet, dass Microsoft nach dem Activision-Kauf langfristig Call of Duty von der PlayStation abziehen könnte. Sony hat aber nun eine “bindende Vereinbarung” mit Microsoft unterschrieben, die garantieren soll, dass die Call-of-Duty-Reihe für die nächsten zehn Jahre auch auf PlayStation-Konsolen erscheint.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Der Deal erinnert damit an eine sehr ähnliche Vereinbarung, die Microsoft mit Nintendo abgeschlossen hat und die Call-of-Duty-Spiele für ebenfalls zehn Jahre auf Nintendo-Hardware sicherstellen soll. Interessant ist aber: Die jetzige Vereinbarung zwischen Microsoft und Sony betrifft nur Call of Duty, nicht aber den Rest des Activision-Blizzard-Portfolios. In einem Vorschlag, den Microsoft dem Konkurrenten Sony vor der heißen Prozess-Phase gemacht hatte, war explizit noch die Rede von allen Marken von Activision Blizzard.

Aus wirtschaftlicher Sicht ergibt der neue Deal für alle Beteiligten Sinn: Microsoft möchte natürlich die Kosten von 70 Milliarden US-Dollar für die Übernahme refinanzieren. Und da kommt Call of Duty als bestverkaufte Activision-Marke gerade recht, zumal sich die Reihe gerade auf PlayStation-Konsolen extrem gut verkauft. Sony wiederum profitiert ebenfalls von Call of Duty: Neben FIFA aka EA Sports FC ist der Shooter eine wichtigsten Spielemarken überhaupt. Ein Wegbrechen von CoD aus dem PlayStation-Kosmos hätte die Dominanz der PlayStation im Wettstreit mit der Xbox ernsthaft ins Wanken bringen können.

Einstweilige Verfügung eingereicht

Die US-amerikanische Bundesbehörde FTC (Federal Trade Commission) macht ihre Drohung wahr, den Mega-Deal zwischen Microsoft und Activision Blizzard blockieren zu wollen. Denn nun hat die FTC eine einstweilige Verfügung eingereicht, um den Kauf des Call-of-Duty-Machers zu verhindern. Im Text der Behörde ist die Rede von Gefahren für den freien Wettbewerb im Spielesektor, außerdem wird angeführt, dass Microsoft anderen Plattformen die Spiele von Activision Blizzard vorenthalten könnte.

Der Verhandlungstermin bei einem internen FTC-Gericht in dieser Sache ist für Anfang August angesetzt, allerdings endet schon am 18. Juli die Frist für die Übernahme. Die Verträge zur Vorbereitung des Firmenkaufs laufen nur bis zu diesem Datum. Allzu groß ist der Druck deswegen aber nicht, eine Verlängerung der Frist ist möglich, wenn beide Seiten zustimmen. Daher reagieren die Chef-Etagen gelassen: Sowohl Microsoft-Präsident Brad Smith (via Twitter) als auch Activision-Boss Bobby Kotick (via Pressemitteilung) begrüßen die FTC-Entscheidung und erhoffen sich davon eine Beschleunigung des Verfahrens.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Activision-Übernahme läuft seit Anfang 2022

Im Januar 2022 gab Microsoft, Hersteller der Spielekonsole Xbox und Betreiber des Gaming-Abos Xbox Game Pass, seine großen Übernahme-Pläne bekannt: Für den Preis von 68,7 Milliarden US-Dollar (dies entspricht 63 Milliarden Euro) soll der Spiele-Publisher Activision Blizzard aufgekauft werden. Diese wäre die bis dato größte Unternehmensübernahme im Technologie-Sektor. Der Deal würde sogar in die Top-20 der größten Firmen-Akquisitionen überhaupt vorstoßen.

Activision Blizzard hat einige der namhaftesten Spielemarken überhaupt in seinem Portfolio, darunter die Call of Duty-Reihe, Diablo oder Warcraft. Zudem ist der Mobilspiel-Hersteller King (Candy Crush) Teil von Activision Blizzard, den hatte das US-Unternehmen seinerseits 2016 für über fünf Milliarden Euro übernommen. Microsoft erhofft sich vom Zukauf nun vor allem eine Stärkung seines Spiele-Abo-Dienstes Xbox Game Pass. So könnten künftig immer die neuesten Call of Duty-Episoden am Veröffentlichungstag im Game-Pass-Angebot landen.

Bedenken in den USA & England

Wenig überraschend hegt der Microsoft-Konkurrent Sony Vorbehalte gegen die Übernahme. Die Japaner haben die Sorge, dass Marken wie Call of Duty mittelfristig nicht mehr für PlayStation-Konsolen erscheinen könnten. Zudem haben Aufsichtsbehörden in den USA sowie im Vereinigten Königreich Widerstand angekündigt. Die US-amerikanische Bundesbehörde FTC (Federal Trade Commission) will den Mega-Deal blockieren. Das gab man bereits im vergangenen Dezember bekannt. Die FTC befürchtet eine zu große Marktmacht für Microsoft.

Ähnlich sieht es die CMA, die Wettbewerbsbehörde des Vereinigten Königreichs. Ende April diesen Jahres schoben die Briten der Übernahme in erster Instanz bereits einen Riegel vor. Laut CMA hat Microsoft bisher keine glaubhafte Lösung angeboten, welche die befürchtete Monopolstellung – vor allem im Cloud-Gaming-Bereich – verhindern würde. Nach dieser Entscheidung stürzte der Aktienkurs von Activision Blizzard um mehr als zehn Prozentpunkte ab.

EU-Kommision gibt grünes Licht

In einer Mitteilung vom 15. Mai hat die EU verkündet, dass man die “Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft unter Auflagen genehmigt”. Das kommt überraschend, waren es in jüngerer Vergangenheit vor allem europäische Behörden, die (US-amerikanische) Tech-Konzerne härter anfassten. Zum Beispiel eine Rekordgeldbuße von über vier Milliarden Euro für Google verhängten.

Laut EU-Kommission darf der Windows-Konzern den Spielepublisher übernehmen, wenn Microsoft ein paar Auflagen erfüllt. Diese betreffen vor allem den Bereich des Cloud-Gaming. Microsoft habe “umfassende Lizenzierungszusagen mit einer Laufzeit von zehn Jahren” gemacht. Das bedeutet, dass europäische Verbraucher mindesten zehn Jahre lang aktuelle sowie künftige PC- und Konsolentitel von Activision Blizzard “über einen Cloud-Gaming-Dienst ihrer Wahl spielen” können.



Die Sorge, dass Titel wie Call of Duty künftig exklusiv für Xbox-Konsolen erscheinen könnten, teilt die EU nicht. Laut des EU-Beschlusses hätte “Microsoft keinen Anreiz, sich zu weigern, die Spiele von Activision an Sony, den weltweit führenden Vertreiber von Konsolenspielen, zu vertreiben.” Zudem führt die EU aus: “Selbst wenn Microsoft beschließen würde, die Spiele von Activision nicht mehr für die PlayStation anzubieten, würde dies den Wettbewerb auf dem Konsolenmarkt nicht erheblich beeinträchtigen.”

Wie die Angelegenheit letztlich ausgeht, ist nach aktuellem Kenntnisstand noch völlig offen. Viel hängt von den nächsten Schritten der US-Behörde FTC und möglichen Zugeständnissen seitens Microsoft ab. Fast sicher scheint aber mittlerweile, dass die Übernahme nicht wie eigentlich geplant im Geschäftsjahr 2023 abgeschlossen sein wird.

China stimmt ebenfalls zu

Update vom 23. Mai 2023: Wie das Finanz-Newsportal Seeking Alpha berichtet, haben mittlerweile auch die chinesischen Behörden den Deal abgesegnet. Die in Peking sitzende State Administration for Market Regulation (SAMR) erlaubt die Übernahme, sogar ohne weitere Auflagen.

Gegenüber dem Entertainmentnews-Dienst IGN hat Microsoft das chinesische Okay bestätigt. Der Xbox-Konzern ließ es sich zudem nicht nehmen, darauf zu verweisen, dass mittlerweile 37 Länder (mit kumuliert über zwei Milliarden Einwohnern ) den Kauf von Activision Blizzard durchgewunken haben.


Jetzt kostenlos zum IMTEST-Newsletter anmelden!

Unsere besten News, Ratgeber und Kaufberatungen der Woche für Sie per Mail und kostenlos.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

*Pflichtfeld. Eine Abmeldung ist jederzeit über einen Link im Newsletter möglich.

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.