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Huawei Watch GT 3: Supersportler mit tollem Bildschirm

Knackiger Bildschirm, top Akku und erstklassige Sportfunktionen: Erobert die Watch GT 3 den Smartwatch-Thron?

HUAWEI WATCH GT 3 auf weißem Grund
© Huawei

Smartwatches gibt es inzwischen in Hülle und Fülle. Was macht die Huawei Watch GT 3 so besonders? Vor allem ihr großer, heller Bildschirm, ausgefeilte Sportfunktionen und die sehr gute Akkulaufzeit. Doch der Reihe nach.

Getestet hat IMTEST die große 46-mm-Version mit schwarzem Kunststoffarmband für eine UVP von 249 Euro. Ebenso erhältlich ist ein 42-mm-Modell. Die geprüfte 46-mm-Variante verfügt über einen runden 1,43-Zoll großen OLED-Bildschirm mit 466 x 466 Bildpunkten. Damit zählt es nicht zu den schärfsten, sondern auch zu den hellsten Displays auf dem Smartwatch-Markt. Zum Vergleich: Das hervorragende Display der Apple Watch 7 bietet 396 x 484 Pixel (45 mm-Variante) auf einer Fläche von 1,9 Zoll und ist damit nicht ganz so scharf. Auch sonst kann sich die Huawei Watch GT3 im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Das Design besticht durch Unauffälligkeit und Eleganz. Ähnlich der Apple Watch verfügt die GT 3 neben einem Touchscreen über eine drehbare Krone und eine Taste an der Seite, was die Navigation beim Sport stark vereinfacht.

Watch GT 3 Natur
Der Bildschirm lässt sich so hell einstellen, dass er selbst bei Sonnenlicht gut ablesbar ist. Quelle: IMTEST

Sportfunktionen: Erste Liga

Watch GT 3 Pulsmessung
Merkwürdige Pulsmessung ab Minute 55 bei einem Testlauf.

Womit wir schon bei der Kernkompetenz der Watch GT 3 angekommen wären, den lobenswerten Sportfunktionen. Im Inneren hat Huawei einen neuen Herzfrequenzmesser verbaut, der nicht nur über mehr Lichtsignalempfänger verfügt, sondern zusätzlich gewölbt ausfällt, was der Genauigkeit bei der Pulsmessung zugutekommen soll. Das funktioniert (meist). Im Vergleich zu einem Brustgurt fallen die Unterschiede bei der Herzfrequenzmessung marginal aus. Allerdings kam es bei einem Testlauf zu einem merkwürdigen Aussetzer: Der angezeigte Wert stieg auf einmal für mehrere Minuten auf über 200 Schläge, obwohl der zum Vergleich angelegte Brustgurt weiter konstant 40 Schläge weniger anzeigte.

Watch GT 3: Für Läufer eine gute Wahl

Watch GT 3 Auswertung
Detaillierte Trainingsauswertung in der App “Huawei Health”.

Die Uhr bietet über 100 Trainingsmodi. Besonders Läufer kommen auf ihre Kosten. Neben der Messung von typischen Werten wie Geschwindigkeit, Herzfrequenz und Kalorienverbrauch lassen sich auf Wunsch etwa einer von 13 Laufkursen absolvieren, die Anleitungen zum Fettverbrennen, Intervalle oder Steigerung der Ausdauer enthalten. Darüber hinaus gibt es viele Auswertungen und Statistiken (etwa Vo2-Max, Trainingseffekt, Erholungsdauer), die es sonst nur bei teureren Sportuhren üblich sind. Darüber hinaus liefert die App Informationen zur anaeroben und aeroben Belastung, Trainingsbelastung und empfohlener Erholungszeit. Nicht zuletzt berücksichtigt die Uhr persönliche Lauf- und Gesundheitsdaten und ist in der Lage, personalisierte Pläne zu erstellen. Nicht zuletzt verfügt die Watch GT3 als erste Huawei-Uhr über eine Auto Pause-Funktion.

Watch GT 3 Strecke
Das GPS arbeitet genau, aber nicht sensationell genau.

Ebenfalls eine Besonderheit: Insgesamt greift die Watch GT 3 für die Ortung auf gleich fünf Satellitensysteme zu. Neben Dual-Band-GPS sind das Galileo, Beidou, GLONASS und QZDD. Dadurch verspricht Huawei eine um 50 Prozent bessere Ortung als bei den Smartwatch-Modellen der letzten Generation. Ob diese Zahl nun stimmt oder nicht: Ortung und Distanzmessung funktionierten im Test schnell und akkurat – wenn auch nicht merklich besser als bei anderen guten Sportuhren wie der Garmin Fenix 6 Pro Solar. Die Uhr ermittelt nicht nur die Länge von Strecken einwandfrei, außerdem ist sie in der Lage, den Träger mithilfe einfacher Navigationsanweisungen zum Startpunkt einer Outdoor-Aktivität zurückzulotsen.  

Gesundheit: Alles fit

Auch im Bereich „Gesundheit“ ist die Huawei Watch GT 3 gut aufgestellt. Sie misst die Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung (SpO2), Stresslevel, Körpertemperatur und überwacht den Schlaf inklusive Atmung. Eine Besonderheit ist immer noch ein Temperatursensor, der dabei helfen soll, mögliche Anzeichen für Fieber oder Krankheiten zu erkennen. Der ermittelt aber nicht die gleiche Temperatur wie ein Fieberthermometer, sondern die Oberflächentemperatur der Haut. Bedeutet: Im Schnitt bewegte sich die angezeigte Durchschnittstemperatur bei einem gesunden Menschen um die 31 Grad. Zeigt der Verlauf Ausschläge nach oben, könnte das für eine Erkrankung sprechen. Nicht an Bord sind allerdings Funktionen zum Erstellen eines Elektrokardiogramms (EKG) sowie zum Messen des Blutdrucks.



Huawei Watch GT 3: Nicht sehr smart

Dagegen fallen die smarten Funktionen übersichtlich aus. Die Huawei Watch GT 3 ermöglicht lediglich Bluetooth-Anrufe über das gekoppelte Mobiltelefon, zeigt Kurznachrichten an und bietet Platz für bis zu 500 Songs im MP3-Format (nur Android). Huawei verspricht durch die Anbindung der „AppGallery“ darüber hinaus die Möglichkeit, Apps aus den Bereichen Musik, Fitness, Alltagstools und Reisen auf die Watch GT 3 herunterladen zu können auf diese Weise neue Funktionen auf die Uhr zu bringen. Klingt gut, allerdings hapert es hier noch ein einigen Stellen.  

  • Komfort: Das Aufspielen ist ohne ein Huawei-Smartphone kompliziert. Mit Androiden funktioniert es zwar, allerdings nur über Umwege. iPhones bleiben komplett außen vor.
  • Auswahl: Im Store sind insgesamt nur rund 85 Apps verfügbar. Große Namen wie Komoot, Strava und viele andere fehlen.  

Vermisst werden außerdem Funktionen zur Beantwortung von Nachrichten, mobile Bezahloptionen sowie die Integration von Musik-Streaming-Diensten wie Spotify.

Watch GT 3: Spitzenmäßige Akkulaufzeit

Die Apple Watch und die Samsung Galaxy Watch 3 kämpfen mit einer sehr niedrigen Ausdauer, nur rund 24 Stunden sind drin. Huawei verspricht dagegen im Smart-Modus bei der 46-mm-Version eine Akkulaufzeit von bis zu 14 Tagen. Tatsächlich sind bei moderatem Einsatz bis zu 12 Tage drin. Selbst mit aktiviertem Always On-Bildschirm sind es bis zu 10 Tage – stark. Auch beim Sport beweist die GT 3 eine gute Ausdauer und hält mit eingeschaltetem Bildschirm und Satellitenortung rund 11 Stunden durch. Praktisch zudem: Die Uhr lässt sich nicht nur mit dem proprietären, kabellosen Ladepuck aufladen, sondern auch mit handelsüblichen Qi-Ladegeräten.

FAZIT

Schickes Design, Premium-Bildschirm, viele Sport- und Gesundheitsfunktionen und lange Akkulaufzeit. Wäre die Huawei Watch GT 3 bei den smarten und Musik-Funktionen ähnlich gut bestückt, würde sie zu den absoluten Top-Smartwatches zählen. Dazu kommt: Für iPhone-Nutzer ist die GT 3 nur eingeschränkt empfehlenswert. So lassen sich etwa keine Apps laden und keine MP3s überspielen.

  • PRO
    • Akkulaufzeit und Bildschirm erstklassig. Tolle Sport-Funktionen.
  • KONTRA
    • iPhone-Einschränkungen, maues App-Angebot.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.