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Saug- und Wischroboter im Test: Ecovacs nicht mehr Nummer Eins

Klick auf das Smartphone, schon saugen und wischen die Roboter. Bei welchen Modellen dieser Traum Realität ist, zeigt IMTEST.

Schwarzer Saug- und Wischroboter auf Laminatboden wird von Frau mit Smartphone bedient, die daneben auf dem Sofa liegt
© Getty Images

Saugroboter mit oder ohne Wischfunktion sind aus den meisten Haushalten schon gar nicht mehr wegzudenken. Zu praktisch sind sie, um eine gewisse Grundsauberkeit in Wohnungen mit vielen Fliesen oder Holz-/Parkettböden zu gewährleisten. Auf Wunsch saugen sie den täglichen Schmutz nicht einfach nur auf, sondern wischen gleich noch hinterher – vollautomatisch. IMTEST hat acht Saug- und Wischroboter getestet.

Saug- und Wischroboter von Ecovacs

Marktführer Ecovacs ist in diesem Testfeld gleich mit zwei Saugwischrobotern vertreten. Zum einen mit dem Nachfolger des Testsiegers T8 AIVI aus dem Frühjahrsputz-Test 2021, dem neuen T9 AIVI, und mit der Mop Station, einem wirklich außergewöhnlichen Gerät von der Schwestermarke Yeedi. Was den Saug- und Wischroboter so besonders macht und ob der T9 AIVI besser als sein Vorgänger ist, dazu später mehr.

Zu den Geräten aus dem Hause Ecovacs-Yeedi gesellen sich im Saugwischroboter-Test noch sechs weitere Modelle, unter anderem der RoboVac X8 Hybrid von Eufy, der teure D9 von Neato und der vergleichsweise sehr günstige Saugroboter von Medion. Sie alle müssen sich dem Testparcours stellen, der Hartböden und Teppiche mit den verschiedensten Verschmutzungen bereithält.



Yeedi mit besonderem Saugwischroboter im Test

Nun zum besonderen Modell von Yeedi. Die Mop Station verfügt nämlich über einen riesigen Wassertank, kann aber den Saug- und Wischroboter selbst leider nicht mit frischem Wasser versorgen. Das Wasser dient ausschließlich der Reinigung der Bürsten und um den Dreck in den Nutzwassertank zu spülen. Die Prioritäten liegen beim Yeedi deshalb auch ganz klar beim Wischen von Hartböden, selbst bei kleinen kurzfloorigen Fußmatten neben Haus- oder Terrassentür muss er passen. Wenigstens umfährt er diese elegant und flüsterleise.

Weißer Saugwischroboter in weißer Station
Die Mob Station von Yeedi kommt mit großem Wassertank.
Saugwischroboter von unten mit Bürsten

Ecovacs Nachfolgermodell T9 AIVI

Das Top-Modell von Ecovacs, der T9 AIVI, ist nicht besser geworden als sein Vorgänger. So fährt der Saug- und Wischroboter oftmals nur bis auf 20 Zentimeter an Wände heran und schafft es so nicht, die bis an die Ränder verteilten Reiskörner im Parcours aufzunehmen. Zudem verstopft der (zu kleine) Einlass für Staub gerade in Haushalten mit Hunden sehr schnell. Herumliegende Schuhe werden zu dicht angefahren, sodass herausstehende Schnürsenkel aufgesogen werden und für einen Stopp sorgen. Mit langfloorigem Teppich kommt der T9 AIVI im Gegensatz zu den Testkandidaten von Roborock, Medion und Zaco nicht zurecht und fährt sich wie der Tesvor S6 Turbo bei jedem Durchgang fest.

Schwarzer Saugroboter an metallenem Stuhlbein festgefahren
Festgefahren: Der Roborock S7, der Ecovacs T9 AIVI und der Neato D9 fuhren sich regelmäßig fest. © IMTEST

Die Apps für den Ecovacs T9 AIVI und den Yeedi sind weitestgehend identisch, lassen aber die technische Klasse der letztjährigen Version vermissen. Neue Funktionen, wie 3-D-Möbel auf der zuvor erstellten Raumkarte zu platzieren, bringen keinerlei Mehrwert und bleiben eine Spielerei für Nutzer mit zu viel Zeit.

Drei Smartphone Bildschirme nebeneinander zeigen App
Die Yeedi-App
Drei Smartphone Bildschirme nebeneinander zeigen App
Drei Smartphone Bildschirme nebeneinander zeigen App
Die Ecovacs-Apps

Installation nur für Profis?

Wenn Apple einen Saugroboter machen würde, würde vor allem die Installation des Saugwischroboters wie bei nahezu allen Apple-Produkten zu einem Kinderspiel werden. Unverständlich daher, dass es immer noch Technikprodukte gibt, die nur von Technikprofis in Betrieb genommen werden können. Der Tesvor S6 Turbo ist so ein unrühmliches Beispiel. Der Saug- und Wischroboter funkt nur im 2,4-GHz-WLAN-Netz, weshalb der heimische Router deshalb manuell auf 2,4 GHz eingeschaltet werden bzw. das 5-GHz-Netz ausgeschaltet werden muss.

Anfänger scheitern an dieser Hürde mit hoher Wahrscheinlichkeit, da Tesvor auch keinerlei Hilfestellung für die in Deutschland verbreiteten Router wie die Fritzbox von AVM bietet. Zaco, Roborock, Yeedi und Ecovacs machen das deutlich besser, selbst die englische Sprachausgabe während der Installation ist dank der Schritt-für-Schritt-Anleitungen in den Apps kein Problem.

Smartphone mit geöffneter App zeigt dunkle Karte mit farbigen hellen Flecken
Detaillierte Karte: Eufy, Roborock oder Ecovacs zeigen Räume und Putzwege in der App an. © Eufy, IMTEST
Schwarzes Smartphone zeigt Reinigungs-Einstellungen von Roboter App
Rechtzeitig zurück fährt der Eufy zur Station, lädt und setzt seine Aufgabe dann fort. © Eufy, IMTEST

Beim Neato D9 sind über die Schnellstart-Anleitung der Aufbau und der Download der App ganz einfach und sehr schön beschrieben – bis es zur Aktualisierung der Software kommt. Diese dauert mit 15 Minuten sehr lange, erst beim zweiten Versuch und einem Reset/Neustart gelingt die Installation der neuen Software. Die schnellste Inbetriebnahme bietet der RoboVac X8 Hybrid der Anker-Tochter Eufy. Die wirklich hervorragende App findet den Roboter direkt, Roboter-Modell anwählen, fertig. So einfach ging es bei keinem von IMTEST getesteten Roboter vorher.



Saug- und Wischroboter und ihre Grenzen

Wer sich einen Saugwischroboter kauft, muss wissen, dass bei den meisten Geräten die Wischeinheit mit Wassertank gegen die reine Saugeinheit ausgewechselt oder ein Wischtuch meist per Klett an die Unterseite des Roboters geheftet werden muss. Bedeutet in der Praxis, dass Einsätze in Wohnungen mit wechselnden Bodenbelägen von beispielsweise Fliese zu Teppich immer etwas Aufwand und Planung benötigen. Einzig allein der Roborock S7 kann beides, da sich die Wischplatte etwas anhebt, sobald Teppichboden erkannt wird.

Ist kein Teppichboden vorhanden, liefern der Ecovacs T9 AIVI dank der Rüttel-Wischplatte und die Yeedi Mop Station die besten Ergebnisse beim Wischen, Letzter wird in dieser Disziplin der Zaco W450. Obwohl der Saug- und Wischroboter über spannende Details verfügt, wie eine integrierte Wischbürste und einen separaten Tank für Frisch- und Schmutzwasser, setzt er den Testparcours komplett unter Wasser. Der Wasserdurchfluss kann zwar per App reduziert werden, in der Standardeinstellung heißt es aber leider: Wasser marsch, oder: Viel hilft viel.



Der Weg der Saugluft

Die Saugleistung normaler Saugroboter liegt bei ca. 2.000 bis 4.000 Pa (Pascal) und beschreibt die maximale Druckdifferenz zum umgebenden Luftdruck. Nur ist bei der Angabe nicht unbedingt höher gleich besser, da die Saugleistung auch von der Luftführung vom Unterboden ins Gerät abhängt. Der neue Eufy RoboVac X8 Hybrid nutzt gleich zwei Turbinen mit jeweils 2.000 pa, kann sich so auch eine große Einlassöffnung leisten und auf den Trick „je kleiner die Öffnung, desto höher der Unterdruck“ verzichten.

Schwarzer Saugroboter auf schwarzem Hintergrund mit eingezeichneten türkisen Luftströmen darunter
Darstellung der ausgefeilten Saugtechnik des RoboVac von Eufy. © Eufy

Hinderniserkennung und Navigation

Der D9 von Vorwerk-Tochter Neato hinterlässt bei seinem IMTEST-Testdebüt einen zwiespältigen Eindruck. Zwar liefert er im Testparcours sehr gute Ergebnisse in der Saugleistung, versagt beim Freischwinger-Test dagegen völlig und zeigt sich im Praxis-Test immer wieder orientierungslos. Entweder bleibt er in einer Raumecke einfach liegen oder fährt immer und immer wieder Wände an. Zumal schafft er es nicht jedes Mal, wie der Medion MD 20011 auch, den Weg zurück zur Ladestation zu finden. Eigentlich sollte dieses Phänomen der Saugwischroboter-Anfangsjahre in den Griff zu bekommen sein.

Einige Hersteller dagegen lassen dem Nutzer mittlerweile über die Smartphone-App die Wahl: Entweder saugen die Saug- und Wischroboter so lange, bis der Akku leer ist. Oder sie fahren eben früher zur Station, um sich wieder aufzuladen und mit voller Batterie später fortzusetzen. Der Testsieger RoboVac X8 Hybrid von Eufy zeigt eine gute Hinderniserkennung, und hatte keine Probleme im Freischwingertest in fünf Durchläufen. Bei dieser sehr schwierigen Aufgabe müssen die Stahlrohre von Stühlen entweder um- oder überfahren werden. Lediglich einzelne Schuhe werden im Parcours angefahren und verschoben, die Lasernavigation und Objekterkennung arbeitet hier wie auch beim T9 AIVI von Ecovacs nicht ganz sauber.



So reinlich sind die Saug- und Wischroboter

Apropos sauber. Die Reinigung der Geräte selbst gestaltet sich höchst unterschiedlich. Beim Eufy ist der Staubbehälter schnell und einfach zugänglich und so gut zu reinigen wie bei keinem anderen Saug- und Wischroboter zuvor. Beim Medion MD 20011 ist sie etwas kompliziert. Staubfach und Wassertank sind zwar einfach zugänglich, die Öffnung des Behälters aber schwierig. Zudem erschweren viele innen liegende Ecken und Kanten eine Reinigung. Dafür bietet der Medion aber eine sehr interessante Option: Der Saugwischroboter lässt sich nämlich auch mit Staubbeuteln wie bei herkömmlichen Kabel-Staubsaugern nutzen. Wird der Staubbeutel verwendet, ist die Reinigung dementsprechend sehr einfach und vor allem für Allergiker deutlich angenehmer. Auf der anderen Seite sorgt diese Option aber eben auch für ein erhöhtes Müllaufkommen.

Diese Flexibilität, die einfache Bedienbarkeit auch ohne Smartphone zum fairen Preis, macht den Medion-Roboter dann auch zum Preistipp im Test. In puncto Nachhaltigkeit verdient noch der Neato D9 ein besonderes Lob. Keine einzige Plastikverpackung ist im Paket aus ausschließlich recycelten Materialien zu finden. Sogar der Griff ist aus Polypropylen, einem recycelbaren thermoplastischen Polymer. Dieses Beispiel darf gerne Vorbild sein für die immer noch überwiegenden Verpackungen mit teilweise absurd vielen Plastiktüten, Aufklebern und lackierten Hochglanz-Kartonagen.

Plastiktüten und Verpackung unordentlich auf Holzboden
Viel zu viel Plastikmüll steckt Medion seinem Roboter MD 20011 in die Verpackung. © IMTEST

FAZIT

Der neue RoboVac X8 Hybrid zieht verdient am schwächelnden Dauersieger Ecovacs vorbei. Kein anderer Saug- und Wischroboter war so kraftvoll im Test – sowohl während des Saugvorgangs als auch bei der Bewegung über langfloorigen Teppich oder erhöhte Hindernisse. Der RoboVac X8 Hybrid verdankt diesen Schwung einer neuen Doppelturbine. In Kombination mit dem sehr großen Lufteinlass werden so auch starke Verschmutzungen wie Tierhaare eingesaugt und verstopfen weder Rolle noch den Einlass selbst.

Von den Putzleistungen ist der Eufy dann auch der beste Saugwischroboter im Test und sogar deutlich preiswerter als die beiden Top-Geräte von Ecovacs und Neato. Wer einen noch günstigeren Einstieg in die Saugwischroboter-Welt sucht, macht mit dem Medion nichts verkehrt.

Bald im Test: Drei neue Saugwischroboter

Auf der CES in Las Vegas haben einige Hersteller neue Saug- und Wischroboter vorgestellt, die bald ihren Weg ins IMTEST-Testlabor finden werden.

Ecovacs Deebot X1

Der X1 Omni wirkt auf den ersten Blick wie ein normaler Staubsaugroboter, doch in der Ladestation sind einige clevere Funktionen eingebaut: Der Roboter kann sich nämlich selbst entleeren, den Wassertank nachfüllen sowie den Wischmopp reinigen.

Preis: 1.499 Euro. Infos: www.ecovacs.de

Schwarzer Saugroboter im Vordergrund auf grauem Boden, hinter ihm an der Wand rechteckige aufragende schwarze Station
© Ecovacs

Roborock S7 MAXV

Der Mopp wird während und nach der Reinigung automatisch gereinigt, damit der Saug- und Wischroboter für den nächsten Einsatz bereit ist. Die Station reinigt sich beim Waschen des Mopps selbst – so sind sowohl der Wischmopp als auch die Station stets gut gepflegt.

Preis: 1.399 Euro. Infos: de.roborock.com

Schwarzer Saugroboter in grauer großer Station an weißer Wand auf holzboden
© Roborock

Dreametech Z10 Pro

Der Staubbeutel des Z10 Pro verschießt sich von selbst, sodass Sie mit dem Inhalt nicht in Berührung kommen. Der Vier-Liter-Staubsammelbeutel kann mehr als zwei Monate lang Staub und Schmutz aufnehmen, zehnmal so viel wie der ursprüngliche Staubbehälter. Preis: 499 Euro. Infos: de.dreametech.com

An Bodenfenster in Zimmercke grauer Saugroboter in grauer aufragender Station neben weißer Kommode
© Dreame
Axel Telzerow

In mehr als 20 Jahren als Journalist für Verbraucherthemen hat er über 50 Magazine, Websites, Blogs und Content-Apps erfolgreich entwickelt, gestartet und betrieben. Zuletzt als Chefredakteur und Herausgeber der COMPUTERBILD und TESTBILD. Bei IMTEST, FOTOTEST und STEREO ist er als Chefredakteur verantwortlich für die journalistische Qualität der Marke – print und digital. Inhaltlich fühlt er sich im SmartHome am wohlsten, liebt neue Gadgets, Camping, alte und neue Autos und kann ohne Instagram nicht mehr leben.