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Tolino Vision 6 im Test: Wie gut ist der neue eBook-Reader?

Tolino verspricht für den Vision 6 die schnellsten Lade- und Blätterzeiten sowie ein Top-Display. Ob das stimmt, zeigt der Test.

Schwarzer eBook-Reader mit Tolino-Startbildschirm vor eBook-Reader, der Text zeigt auf weißem Hintergrund
© Tolino

Immer mehr Leser entdecken eBook-Reader für sich. Denn im Vergleich zum herkömmlichen Buch haben die Geräte viele Vorteile. Die Schriftgröße lässt sich genau auf die Wünsche des Lesers anpassen, Lesen in dunklen Räumen ist dank des erleuchteten Displays auch kein Problem. Und durch den Speicher lassen sich Dutzende Bücher in den Urlaub mitnehmen, wenn die Entscheidung schwerfällt. Lediglich Leser, die sich gern Bücher in den Schrank stellen, werden einem eBook-Reader wenig abgewinnen können, für den Rest sind die Geräte ein Traum. Auch der Tolino Vision 6? IMTEST hat nachgelesen.

Produktdetails

  • 169 Euro
  • 144,6 × 161,6 × 5,9 mm
  • 215 g
  • 16 GB, 1 GB RAM

Was ist neu am Tolino Vision 6?

Die neue Version des Tolino Vision bietet zwei große Neuerungen. Eine davon kann man sehen – das neue Display. Der bietet das vielleicht schärfste und kontrastreichste Bild, das ein Leser momentan mit einem eBook-Reader haben kann. Die Buchstaben wirken etwas dicker und dunkler als auf dem Vorgängermodell und sehen einer echten Buchseite täuschend ähnlich.

Den schnelleren Prozessor des Tolino Vison 6 kann der Nutzer jedoch nur erleben, wenn er das Gerät benutzt. Die Seiten blättern nun schneller um, auch wenn es nicht ganz so flüssig aussieht wie bei der neuesten Kindle-Paperwhite-Generation von Amazon. Im Vergleich zum alten Vision 5 ist der Unterschied aber gut mit bloßem Auge zu erkennen. Das ist auch kein Wunder, denn statt einem Ein-Kern-Prozessor mit einem GHz hat Tolino dem Vision 6 einen Quad-Core mit 1,8 GHz eingebaut – diesen Unterschied sollte man auch merken.

Der Speicher hat sich von acht auf 16 Gigabyte verdoppelt, davon stehen dem Nutzer (nach einem Software-Update auf Version 15.2.0) noch 11,8 Gigabyte zur Verfügung.

Zudem verfügt der Vision 6 über einen USB-C-Anschluss, mit dem das Vorgängermodell noch nicht dienen konnte. So lässt sich das Gerät in gut einer Stunde komplett aufladen – das ist fix. Natürlich kann der Nutzer auch eBooks über den USB-Anschluss auf das Gerät laden.

Auch das Gehäuse des Vision 6 hat sich etwas verändert. Der Rand neben den Blättertasten steht jetzt etwas höher als beim Vorgänger und verhindert das Abrutschen des Daumens besser.

Weitere Änderungen am Gerät fallen im Test nicht so ins Gewicht, obwohl sie damit zu tun haben. Aber weder die knapp zehn Prozent Zunahme noch die etwas größeren Ausmaße bei gleichgroßem Display sind wirklich von entscheidender Bedeutung.

Detail Kante eBook-Reader mit USB-C-Anschluss
Der Vision 6 verfügt über einen USB-C-Anschluss zum Aufladen und Daten aufspielen. Die Ladezeit verkürzt sich damit im Vergleich zum Modell 5 auf eine gute Stunde. © IMTEST

Tolino-Vorteil: Offenes System

eBook-Reader von Tolino sind vor allem für Leser interessant, die sich gern Bücher online ausleihen. Denn im Gegensatz zu Amazons Kindle-Readern, die ausschließlich mit Amazon funktionieren, ist Tolino ein offenes System, das den Einkauf von eBooks in allen anderen Systemen – abgesehen von Amazon – ermöglicht und auch für die Onleihe genutzt werden kann. Wer also seinen eBook-Reader regelmäßig zum Ausleihen von Büchern aus Bibliotheken nutzen möchte, ist bei den Tolino-Modellen schon einmal richtig.

Wer eBooks herunterladen möchte, kann dies beim Tolino Vision 6 über W-Lan, USB-C oder den vorinstallierten Web-Browser (zum Beispiel bei Onleihe) tun. Das geht alles schnell und problemlos. Bewusst verzichtet das Unternehmen auf Abspielfunktionen für Hörbücher und konzentrieren sich komplett auf ein möglichst gutes Lese-Erlebnis. Wer mehr von seinem eBook-Reader erwartet, ist beim Vision 6 an der falschen Adresse.

Tolino zeigt Text von oben
Die Leseerfahrung auf dem Vision 6 ist sehr nah am echten Buch. Der Kontrast und die kräftige Darstellung der Buchstaben sorgt für richtiges Papier-Gefühl. © IMTEST

Das bietet der Vision 6

Obwohl der Vision 6 nur das Mittelklasse-Modell von Tolino ist, das Flaggschiff der Reihe ist der Epos 2, dürfte der neue eBook-Reader den wohl besten Bildschirm von allen Tolinos aufweisen. Die Buchstaben sind gestochen scharf, der Kontrast sehr gut und die automatische Beleuchtung sorgt bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen für gute Sicht. Diese lässt sich beim Tolino Vison 6 gegebenenfalls auch deaktivieren. Dazu kann der Leser jederzeit die Farbtemperatur und die Helligkeit des Displays verändern und auf persönliche Wünsche einstellen. Nachts im dunklen Schlafzimmer zu lesen ist ebenso wenig ein Problem wie Schmökern bei heller Sonneneinstrahlung am Strand.

eBook-Reader zeigt Text in dunkler Umgebung
Bei dunkler Umgebung erhöht der Tolino Vision 6 durch die Beleuchtungsautomatik die Helligkeit. Wen das stört: Die Automatik lässt sich abschalten.
eBook-Reader zeigt Text hell
Der Vision 6 lässt sich jederzeit auf größte Helligkeit stellen. So ist auch bei heller Umgebung das Display gut zu erkennen.
eBook-Reader Einstellungen Farbtemperatur kalt
Der Vision 6 bietet die Möglichkeit, die Farbtemperatur von kalt (bläulich-hell) …
eBook-reader Einstellungen Farbtemperatur
…zu warm (gelblich und etwas dunkler) zu stellen, oder auf einen Wert dazwischen. So kann sich jeder Leser den Bildschirm ganz nach eigenem Geschmack einrichten.

Das Display hat mit sieben Zoll eine angenehme Größe und durch diverse Einstellungsmöglichkeiten bei Schriftgröße und Typ lässt sich das Gerät für jedes Bedürfnis einstellen. Weiterer Pluspunkt: Die Einstellungsmöglichkeiten lassen sich einfach ins Bild wischen oder mit einem kurzen Antippen aufrufen. So kann der Nutzer jederzeit während des Lesens schnell Veränderungen vornehmen, ohne das Buch verlassen zu müssen.

Tolino Reader Seite mit schwarzem Rand
Der Rand des Gerätes ist an der Seite mit den Blätter-Knöpfen leicht erhöht, um einen besseren Halt zu bieten. © IMTEST

Ein eBook-Reader auch für Linkshänder

Das Gehäuse des Vision 6 wirkt durchdacht. Die Rückseite ist geriffelt und bietet Fingern so guten halt, die neue hochgezogene Kante, die das Abrutschen des Daumens beim Festhalten verhindern soll, funktioniert ebenfalls sehr gut. So liegt das Gerät gut in der Hand – für jeden Besitzer. Denn der Vision 6 lässt sich auch in ein Gerät für Linkshänder verwandeln, indem der Bildschirm den Inhalt um 180 Grad dreht und der Leser den Vision 6 die Seite mit den Tasten in der linken Hand halten kann. Die Blättertasten, die etwas zuverlässiger funktionieren als das Touch-Display, sind ebenfalls gut verarbeitet, auch wenn sie perfektes Feedback vermissen lassen.



Tolino Vison 6 zeigt im Test Gewichtsproblem

Allerdings liegt der Schwerpunkt des Gerätes sehr mittig, weswegen der Tolino Vision 6 bei längerem Halten doch ein wenig nach unten zieht und schwerer wirkt, als er ist. Hier wäre die Gewichtsverteilung mehr in Richtung der Blättertesten, wo Leser das Gerät festhalten, sicher etwas besser gewesen, um längeres in der Hand halten angenehmer zu gestalten.
Dafür können Nutzer sorglos mit dem Vision 6 in der Badewanne lesen: Das Gerät ist laut Hersteller bis zwei Meter Tiefe wasserfest und kann bis zu 20 Minuten im Wasser liegen, ohne Schaden zu nehmen.

FAZIT

Nutzer von eBook-Readern, die sich vor allem bei Bibliotheken ihren Nachschub holen oder auf Amazon schlicht keine Lust haben, brauchen ein Gerät mit offenem System – wie einen Tolino. Und da ist der neue Tolino Vision 6 sicher nicht die schlechteste Wahl.

Auch wenn er mit dem neuesten Kindle Paperwhite (11. Generation) beim Umblättern nicht ganz mithalten kann, liefert das Gerät ein tolles Display und für Leser viele nützliche Einstellungsmöglichkeiten, die für ein angenehmes Lesegefühl bei unterschiedlichen Bedingungen sorgen. Wer noch einen Reader benutzt, der drei oder mehr Jahre alt ist, für den ist die Qualität der neuen Generation auch ein echter Mehrwert.

  • PRO
    • Das Display des Vision 6 begeistert mit gutem Kontrast und einem tollen Schriftbild. Die Änderungen am Gehäuse sorgen für besseren Halt.
  • KONTRA
    • Der Schwerpunkt des Gerätes liegt in der Mitte, sodass sich bei längerem Gebrauch selbst das geringe Gewicht bemerkbar macht.

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,9

Markus Fiedler

Markus Fiedler ist freier Journalist und Autor, sein Herz schlägt vor allem für den Bereich Entertainment. Er verbringt seit vielen Jahren einen großen Teil seiner Zeit im Kino oder vor dem Fernseher – und hat damit sein Hobby zum Beruf gemacht. Nach einem abgeschlossenen Volontariat in seiner Heimatstadt Göttingen war Fiedler Gründungsmitglied des Spielemagazins Computerbild Spiele im Jahr 1999 und arbeitete dort 13 Jahre lang als Testredakteur. Seitdem ist er freiberuflich für verschiedene Kunden tätig. Für IMTEST testet er vor allem Technik und Software, mit der man seine Freizeit verbringt: Netflix und Spotify zum Beispiel, aber auch neue Spielekonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X.