Veröffentlicht inRatgeber

Aktienkauf: Warum auf einen Kurssturz warten nichts bringt

Mit dem Aktienkauf warten, bis die Börsen abstürzen? Erfahren Sie, warum das keine gute Strategie darstellt.

Mann wartet vorm Notebook auf den richtigen Zeitpunkt für Aktienkauf
© Andrea Piacquadio/Pexels

Stellen Sie sich vor, Sie könnten 20 Jahr zurück in die Vergangenheit reisen. Sie hätten dann die Wahl in den weltweiten Aktienmarkt zu investieren. Zwei Optionen ständen zur Wahl:

  • Option 1: Sie stecken pro Monat 100 Euro in einen klassischen Aktienfonds.
  • Option 2: Sie legen pro Monat 100 Euro zur Seite und warten mit dem Aktienkauf, bis die Börse um einen gewissen Prozentsatz von seinem Allzeithoch entfernt ist. Ist das der Fall, investieren Sie das gesparte Geld auf einen Schlag in den gleichen Fonds. Anschließend beginnen Sie wieder zu bis zum nächsten Kurssturz zu sparen. Diese Strategie nennt sich „Buy the dip“.

In beiden Szenarien halten Sie Ihre Fondsanteile 20 Jahre lang, ohne sie zu veräußern. Was denken Sie, bei welcher Strategie springt am Ende mehr heraus? Wenn Sie stetig in einen Sparplan investieren, oder wenn Sie immer wieder auf einen Kurssturz warten?



Aktienkauf: auf einen Kurssturz zu warten funktioniert nicht

Die Lösung lautet in fast immer: Der Sparplan erzielt die bessere Rendite. Die Ursachen für dieses Phänomen sind vielfältig.

Ursache 1: Kompliziertes Timing

Niemand weiß genau, wann die Börse bei einer Talfahrt ihren tiefsten Stand erreicht und wann es wieder nach oben geht. Wer sich als „Buy the Dip“-Sympathisant zum Beispiel auf einen Abschlag von 20 Prozent vom Allzeithoch für den Aktienkauf fixiert hat, weiß nie, ob die Kurse nicht noch weiter abstürzen. Wer dagegen regelmäßig investiert, hat ein geringeres Risiko, zum falschen Zeitpunkt zu kaufen.

Ursache 2: Verpasste Chancen

Selbst perfekt getimtes Investieren schlägt einen Sparplan selten bis nie. Die Erklärung für dieses Phänomen: „Buy-the-dip“-Verfechter nehmen zwar mit etwas Glück die großen Aufschwünge mit und verlieren in Verlustjahren nicht so stark, profitieren dafür aber nicht von den vielen kleinen Aufschwüngen am Aktienmarkt. Denn gibt es immer wieder Phasen, in denen sich die Börse seitwärts bewegt oder andauernd ohne beachtenswerte Einbrüche steigt. Demgemäß häuft der Sparer in dieser Zeit sein Geld auf einem Konto. Im schlechtesten Fall wirft sein Kapital also über einen langen Zeitraum keine Rendite ab, während gleichzeitig die Aktienkurse klettern.

Ursache 3: Warten kann teuer werden

Stellen Sie sich vor, Sie würden erst dann einen Aktienkauf tätigen, wenn die Börse um 20 Prozent abgesackt ist. Wie sieht es aber aus, wenn sich die Kurse zuvor verdoppelt hätten? Selbst wenn der Markt um 20 Prozent einbrechen würde, lägen die Kurse immer noch 60 Prozent über dem Niveau, das sie zu Beginn hatten. Wenn Sie also während dieser Kursdelle kaufen, zahlen Sie nicht 20 Prozent weniger, sondern 60 Prozent mehr.

Ursache 4: Börsenbeben sind selten

Die „Buy the Dip“-Strategie funktioniert vor allem deswegen mehr schlecht als recht, weil große Kursstürze nur gelegentlich auftreten. Gibt es aber keine „Dips“, die eine Chance zum Investieren böten, entpuppt sich „Buy the Dip“ hauptsächlich als Cash-Strategie. In Zeiten von Nullzinsen und hoher Inflation springt also eher ein Minus als ein Plus heraus. 

Fazit

Zögern Sie nicht zu lange und warten nicht auf einen „möglichst guten Zeitpunkt“ für den Aktienkauf. Rund ums Thema Geldanlage, ist die Zeit Ihr bester Freund. Je früher Sie investieren, desto besser stehen die Chancen auf Erfolg.


Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.