Veröffentlicht inNews

Amtsgericht Köln bestätigt BSI-Warnung vor Kaspersky

Eine Klage von Kaspersky gegen die Behauptungen des BSI wurde nun vom Amtsgericht Köln abgewiesen.

BSI Logo und ein Notebook-Screen mit Achtung Schild und Kaspersky Logo
© pexels: Anna Nekrashevich, IMTEST, BSI

Kaspersky-Programme richtig deinstallieren // IMTEST

Das BSI mahnt, sämtliche Kaspersky-Produkte von allen PCs zu entfernen. So funktioniert es Schritt-für-Schritt.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt vor dem Einsatz von Virenschutzsoftware des russischen Herstellers Kaspersky. Konkret empfiehlt das BSI entsprechende Programme zu deinstallieren und durch alternative Produkte zu ersetzen.

AG Köln gibt dem BSI recht

Ein in Deutschland angesiedeltes Unternehmen aus der russischen Kaspersky-Gruppe hatte einen Eilantrag gegen die Behauptungen des BSI ins Feld geführt. Es wurde eine Einstweilige Verfügung gegen die Behauptungen des BSI gefordert. Die Klage wurde vom Amtsgericht Köln allerdings abgewiesen. In der Begründung führt das Gericht aus: “Die von Kaspersky vor dem Gericht angeführten Sicherheitsmaßnahmen bieten keinen ausreichenden Schutz gegen eine staatliche Einflussnahme.” Da man nicht ausschließen könne, dass in Russland ansässige Programmierer auf die in Rechenzentren in der Schweiz gespeicherten Daten europäischer Nutzer zugreifen können, sei die Warnung auch technisch begründbar. Es ist also wie vermutet äußerst ratsam, einen großen Bogen um die Kaspersky-Antivirensoftware zu machen, und das Programm schnellstmöglich vom eigenen PC oder dem Smartphone zu entfernen.



Risiko für IT-Infrastruktur

Warum? Laut BSI verfüge Antivirensoftware über weitreichende Systemberechtigungen und muss systembedingt, etwa zum Beziehen von Updates, eine dauerhafte, verschlüsselte und nicht prüfbare Verbindung zu Servern des Herstellers unterhalten. Daher müsse man solchen Lösungen bedingungslos vertrauen können, ansonsten bestehe ein Risiko für schützende IT-Infrastruktur.



Kaspersky unter Einfluss der russischen Regierung?

Das Vertrauen sei im Fall von Kaspersky aber erschüttert. Das Vorgehen militärischer und/oder nachrichtendienstlicher Kräfte in Russland sowie die im Zuge des aktuellen kriegerischen Konflikts von russischer Seite ausgesprochenen Drohungen gegen die EU, die NATO und die Bundesrepublik Deutschland seien laut BSI mit einem erheblichen Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs verbunden. Ein russischer IT-Hersteller könnte offensive Operationen durchführen, selbst gegen seinen Willen. So sei es etwa möglich Zielsysteme anzugreifen oder Programme als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden zu missbrauchen. Alle Nutzer von Kaspersky-Produkten könnten von solchen Operationen betroffen sein, im Speziellen Unternehmen und Behörden mit besonderen Sicherheitsinteressen sowie Betreiber Kritischer Infrastrukturen.

UPDATE: Auch Italien geht gegen Kaspersky vor

Auch italienische Behörden sollen laut eines Regierungsentwurfs Virenschutzprogramme aus Russland entfernen. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach prüfe die italienische Datenschutzbehörde bereits mögliche Verstöße gegen den Datenschutz bei Antivirenprogrammen von Kaspersky. Das Unternehmen bestätigte gegenüber Reuters, die Behörde habe entsprechende Informationen angefordert, die man bereit sei zu beantworten.

Kaspersky: Wir sind transparent

Kaspersky dementierte umgehend alle Vorwürfe und kritisiert die Entscheidung. „Wir sind der Meinung, dass diese Entscheidung nicht auf einer technischen Bewertung der Kaspersky-Produkte beruht – für die wir uns beim BSI und in ganz Europa immer wieder eingesetzt haben –, sondern dass sie aus politischen Gründen getroffen wurde“, ließ das Unternehmen verlauten. Zudem bestreitet Kaspersky Verbindungen zu russischen oder anderen Regierungen. Darüber hinaus würde man in der Branche „Maßstäbe für digitales Vertrauen und Transparenz setzen“. So hätten Kunden beispielsweise die Möglichkeit den Quellcode der Programme einzusehen. Nicht zuletzt bezieht Kaspersky mehr oder weniger eindeutig gegen die russische Politik: „Wir glauben, dass der friedliche Dialog das einzig mögliche Instrument zur Lösung von Konflikten ist. Krieg ist für niemanden gut.“

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.