Veröffentlicht inGaming

Disney Illusion Island im Test: Super Micky Bros.

Ein Jump’n’Run für die ganze Familie. Aber wie gut ist es?

Artwork zum Videospiel Disney Illusion Island.
© Disney

Am Freitag, den 28. Juli, erscheint ein neues Hüpfspiel: Disney Illusion Island – das gibt es nur für die Nintendo Switch. Sympathisch im Mid-Price-Segment für 39,99 Euro platziert, soll es vor allem Familien und Kinder ansprechen. Das Jump’n’Run schickt vier legendäre Disney-Helden – Micky, Minnie, Goofy und Donald – auf ein buntes Abenteuer im Stile von New Super Mario Bros. oder Rayman Origins bzw. Legends. Es wird kooperativ gehüpft, geschwungen und natürlich auch gelacht. Wie sich das Spiel in puncto Grafik, Leveldesign, Schwierigkeit & Co. schlägt – das verrät Ihnen IMTEST.

Übersicht

  • Switch
  • 39,99 Euro
  • 7-10 Stunden (Durchspielen)
  • ab 6 Jahren
  • 7 GB
  • Jump’n’Run

Die älteren Spieler erinnern sich bestimmt an jene Zeiten, als aus jeder zweiten Cartoon-Sendung und vielen bekannten Hollywood-Filmen ein Super-Nintendo- oder Mega-Drive-Spiel gemacht wurde. Von Batman bis Fred Feuerstein, von Asterix bis Star Wars, von Terminator bis Aladdin. Zumeist waren das Action- und Hüpfspiele in 2D, das war damals einfach die gängigste Form der digitalen Unterhaltung. Manche dieser Spiele waren echte Hits, andere unterhielten nur so mittelmäßig – als Kind hat man das aber nicht immer gemerkt. Außerdem gab’s eben nur zwei, drei Mal im Jahr ein neues Game, da durfte man nicht wählerisch sein…

Wie Super Mario Bros. mit Micky & Co.

Disney Illusion Island orientiert sich in spielerischer Hinsicht ganz besonders an zwei prominenten Vorbildern: Das ist zum einen die New Super Mario Bros.-Reihe, die 2006 auf dem Nintendo DS startete und ab 2009 mit New Super Mario Bros. Wii neue Maßstäbe im Bereich der kooperativ spielbaren Jump’n’Runs setzte. Zum andern wären da Rayman Origins und Rayman Legends, ein ebenfalls furioses Hüpfspiel-Duo mit Charme und guten Ideen von Ubisoft. Auch hier hopsen bis zu vier Figuren gleichzeitig durch ein kunterbuntes 2D-Land voller Gefahren, während im Hintergrund die Musik furios aufspielt. Notiz am Rande: In diesem Herbst erscheint dann sogar noch ein weiteres, sehr ähnlich gelagertes Spiel mit Multiplayer-Fokus: Sonic Superstars (IMTEST berichtete).

In genau diese Kerbe schlägt auch Disney Illusion Island: Bis zu vier Spieler wählen ihren Favoriten aus dem Charakter-Quartett bestehend aus Micky, Minnie, Goofy und Donald. Alle vier steuern sich gleich und verfügen über dieselben Fähigkeiten – auch das kennt man von Mario und Rayman, es soll sich schließlich niemand benachteiligt fühlen. Die Figuren in Disney Illusion Island stoßen sich nicht voneinander ab: Es kann also auch auf einer kleinen Plattform niemals zu eng werden, dafür kann man die Kollegen auch nicht als Treppenstufe nutzen…

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von YouTube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Disney Illusion Island: Steuerung & Fähigkeiten

Die Kontrollen gehen simpel und elegant von der Hand. Das sorgt dafür, dass auch ungeübte oder jüngere Spielerinnen und Spieler Schritt halten können. Außer dem Sprungknopf müssen kaum Buttons bedienen – und besonders der elegante Wandsprung fühlt sich klasse an. Vor einer Spielrunde kann man entscheiden, mit wie vielen Herzen die Figuren starten; das ist für jeden Spieler individuell einstellbar – vorbildlich! Weniger cool ist, dass man nicht einfach auf Knopfdruck einsteigen kann: Möchte man z. B. von einem Solo-Spiel auf eine Runde zu dritt wechseln, dann ist ein circa 1-minütiger Ausflug über das Hauptmenü angesagt.

Sreenshot zum Videospiel Disney Illusion Island. Donald schwingt herum.
Im Spielverlauf erhält man neue Fähigkeiten wie das Herumschwingen. Dadurch tun sich frische Wege auf. © Disney

Rutscht eine der Figuren aus dem Bild, weil vorn gerade Tempo gemacht wird – dann macht ein Cursor darauf aufmerksam. Wird der Abstand zu groß, wird der angehängte Spieler automatisch in die Nähe von Player 1 gebeamt. Wer alle seine Herzen verloren hat, der taucht per Briefpost am nächsten Speicherpunkt wieder auf. Das ist elegant gelöst, weil die Checkpoints extrem spendabel über die Level verteilt sind.

Alle Figuren können zum Start nur normal hopsen, im Spielverlauf gesellen sich dann Doppel- und Wandsprung dazu. Später folgen weitere Fähigkeiten, z. B. das Zerstören von Barrieren per Stampfattacke, das Herumschwingen an Ankerpunkten oder das Nutzen von Aufwind.

Ein Hauch von Metroidvania

Dazu passt auch die Level-Struktur von Disney Illusion Island. Die unterscheidet sich nämlich massiv von Mario & Co. Es gibt keine abgeschlossenen, linearen Stages, sondern eine riesige, komplett miteinander verknüpfte Spielwelt. Und dort entdeckt man mit den stetig wachsenden akrobatischen Fähigkeiten immer neue Wege. Ganz wie Action-Adventure-Fans das von Spielen wie Castlevania und Metroid kennen. Auch die beiden Ori-Titel – zwei exzellente Grafik-Spektakel für die Xbox – waren in dieser Hinsicht sehr ähnlich aufgebaut.



Das sorgt natürlich dafür, dass man einige Level-Bereich mehrfach durchläuft, zum Glück nimmt das aber nie überhand. Dabei hilft auch die auf Knopfdruck einblendbare Karte, die nicht nur aktuell noch versperrte Stellen, sondern auch Sammelgegenstände und den Zielpunkt markiert. Ein vernünftiges Teleport-System früher im Spiel hätte zwar nicht geschadet, trotzdem wird das Navigieren in der großen Spielwelt nie nervig.

Die vielen neuen Wege, mehrere Arten von Sammelgegenständen und das generell sehr locker-leichte Spielgefühl sorgen auch dafür, dass die größte Schwäche des Spiels abgemildert wird. Denn das eigentliche Level-Design – also die Abfolge von Plattformen, Aufzügen, Abgründen, Wänden & Co. – reißt keine Bäume aus. Hier wird leider nur Standard-Ware aufgetischt.

Sreenshot zum Videospiel Disney Illusion Island. Die Weltkarte im Blick.
Ein wichtiger Begleiter. Da man regelmäßig nach dem Weg sucht, kommt die Karte oft zum Einsatz. Zum Glück ist sie gut. © Disney

Disney Illusion Island: Die Grafik

In technischer Hinsicht macht das Switch-exklusive Spiel eine gute Figur: Von einer recht langen Ladezeit zum Start abgesehen flutscht alles so, wie man das von einem 2D-Titel auf einer modernen Konsole erwarten kann. Da ruckelt und zuckelt nichts, die stilsichere Comic-Grafik ist in den Zwischensequenzen knackscharf. In den Levels selbst hätte etwas mehr grafischer Zuckerguss nicht geschadet, um die verschiedenen Gebiete optisch besser voneinander abzugrenzen. Womöglich ist das aber auch eine bewusste Design-Entscheidung, um dem Spieler nicht mit grafischem Firlefanz die Übersicht zu nehmen.

Screenshot zum Videospiel Disney Illusion Island. Man sieht Donald, Micky, Minni und Goofy.
Die Cartoon-Grafik ist charmant und hübsch – und trotzdem so schlicht, dass man nie die Übersicht verliert. © Disney

In Disney Illusion Island gibt es übrigens keine Angriffe, man weicht den (meist nicht gerade coolen) Feinden stets nur aus. Bei ein paar wenigen Boss-Kämpfen ändert sich das ein wenig: Zwar gibt es auch hier keine schmerzhaften Sprünge auf die Rübe der Levelwächter, dafür müssen dann z. B. Schalter per Hüpfer aktiviert werden, damit sie dem Endgegner Energie abziehen. Ein gerne genutztes Mittel im Spiel sind auch verschlossene Türen, die Donald, Micky & Co. nur mit drei aufgesammelten Schlüsseln öffnen können. Das findet man nach dem zehnten Mal vielleicht einfallslos, nervig wird es aber nie.



Zu guter Letzt ist Disney Illusion Island kein Umfangsmonster, unterhält aber schon sieben bis zehn Stunden lang. Micky-Maus-Fans freuen sich über einen bunten Strauß an Sammelgegenständen, die ein paar launige Erinnerungen an große Micky-Momente der Vergangenheit freispielen. Einige Collectibles sind dann auch richtig knifflig versteckt, so das sich Disney-Fans durchaus strecken müssen, wenn sie die 100% erreichen wollen.

Sreenshot zum Videospiel Disney Illusion Island. Goofy klettert ein Seil hoch.
Nette Spielerei: Im Mehrspieler-Modus kommen ein paar Fähigkeiten dazu – z. B. das Herablassen eines praktischen Kletterseils. © Disney

Fazit

Disney Illusion Island ragt in keiner Kategorie heraus und ist garantiert kein Ausbund kreativen Videospiel-Schaffens. Trotzdem ist es ein gutes Game, wenn man die Zielgruppe mit einrechnet. Das Hüpfspiel lässt kein Familienmitglied überfordert zurück, hat keine hohen Einstiegshürden und steuert sich einfach richtig gut. Legt man zu dritt oder viert los, dann entsteht ein bekömmlicher Mix aus chaotischem Spaß und Zusammenarbeit – schließlich will man auch alle Sammelgegenstände abstauben und den Weg zum nächsten Ziel finden. Zusammen, nicht gegeneinander – lautet hier das Motto.

Die Grafik ist ansprechend, die Übersicht jederzeit gegeben. Nett sind auch die Schnipsel aus Mickys Film-Vergangenheit, die sich fleißige Spielerinnen und Spieler zusammenpuzzeln. Lediglich der unschöne Gang ins Hauptmenü beim Wechsel der Spielerzahl fühlt sich nicht zeitgemäß an. Und natürlich wäre es nett, auch mit Online-Freunden durch die 2D-Welt hopsen zu können.

  • PRO
    • Ansprechende Comic-Grafik, unkomplizierter Vierspieler-Spaß, sehr gute Steuerung, hilfreiche Karte.
  • KONTRA
    • Umweg über das Menü beim Wechsel der Spieler-Zahl, schwaches Gegner-Design, für Hüpfspiel-Profis zu wenig Anspruch.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,4

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.