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EA Sports FC 24 im Test: Auch ohne FIFA ins Kreuzeck

EAs Fußball-Serie heißt anders, bleibt sich aber treu.

Artwork aus dem Spiel FC 24.
© EA Sports

Seit 1993 war Electronic Arts‘ FIFA-Serie ein Fixstern der Videospielwelt. Verlässlicher als Street Fighter, langlebiger als Call of Duty, erfolgreicher als Assassin’s Creed und Halo zusammen. FIFA 23, das im letzten Herbst erschien, hat sich in der ersten Woche über 10 Millionen Mal verkauft, insgesamt durchbrach die Reihe schon vor Jahren die Marke von 350 Millionen verkauften Games. Mit dieser Erfolgsgeschichte ist nun Schluss, die Zusammenarbeit mit dem Fußballweltverband FIFA wurde beendet.

Aber natürlich lebt die Spiele-Reihe selbst weiter – ab sofort vertreibt Hersteller Electronic Arts sein Spiel unter dem Namen EA Sports FC. Und mit FC 24 steht nun die Premiere ins Haus. Vorbesteller der Ultimate Edition dürfen heute schon loslegen, alle anderen Käufer müssen sich noch bis Freitag nächster Woche gedulden (29. September). IMTEST wiederum hat bereits jetzt schon mehrere Tage mit der finalen PS5-Fassung von FC 24 verbringen dürfen – hier kommt der große Test.

Übersicht

  • PS5, PS4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC, Switch
  • 79,99 Euro (PlayStation, Xbox), 69,99 Euro (PC), 59,99 Euro (Switch)
  • ab 0 Jahren
  • 45-50 GB (je nach Plattform)
  • Sportspiel

Alles neu bei FIFA… äh FC 24?

Selbstverständlich ist der erste Teil der FC-Reihe auch der direkte Nachfolger von FIFA 23. Der spielerische Motor unter der Haube ist also durchaus vergleichbar, gleichzeitig wurde an ein paar sinnvollen Stellschrauben gedreht – dazu später mehr. Sieht man von den WM-Turnieren und ein paar kleinen Liga-Defiziten ab (z. B. ist die Google Pixel Frauen-Bundesliga nicht offiziell lizensiert) fährt FC 24 das volle Lizenz-Paket auf, das die Grundlage für den Erfolg der Reihe bildet. Alle Stars sind dabei, die Stadien sind echt, die Vereinslogos natürlich auch.

Dazu dröhnt im Europapokal die offizielle Champions-League-Hymne aus den Boxen und in der Trainer-Karriere bekommt man z. B. das verschmitzte Grinsen von Trainer-Legende Jürgen Klopp zu Gesicht. Passend zum aktuellen Trend ist auch die Saudi Pro League in FC 24 enthalten. Wer also das herzerwärmende Wiedersehen von Benzema und Ronaldo nachspielen will, die beide dem Ruf der sportlichen Herausforderung zu al-Ittihad bzw. al-Nassr gefolgt sind, der darf das virtuell gerne tun…

Ein Screenshot aus dem Spiel FC 24. Zu sehen ist ein Fußballplatz mit eingeblendeten Statistiken.
Stark: Immer wieder wertet FC 24 die Präsentation mit solch eingeblendeten Statistiken auf. © EA Sports

Darüber hinaus wird dem Frauenfußball noch einmal mehr Platz eingeräumt. Auch wenn das offizielle Logo fehlt, ist die erste deutsche Frauen-Liga nun ebenso erstmals spielbar wie die spanische Primera División de la Liga de Fútbol Femenino. Viel spannender ist aber die Premiere weiblicher Kicker bei Ultimate Team. Dieser Modus ist der Goldesel der Reihe – EA setzte allein damit im Geschäftsjahr 2021 mehr als 1,5 Milliarden (!) Euro um. Fußballerinnen in den Ultimate-Team-Packs und -Teams stellen daher eine Zäsur dar.



Technisch weit vorn

IMTEST hat FC 24 auf der PS5 getestet, und auf dieser Hardware gibt es in grafischer Hinsicht wenig Grund zum Meckern. Die virtuellen Stars sehen ihren Vorbildern in der Nahaufnahme zum Verwechseln ähnlich, auch die einzelnen Grashalme sind in den Wiederholungen zu erkennen. Die Körper fallen realistisch und prallen bei Zweikämpfen voneinander ab, dazu kommen satt klingende Alu-Treffer und die bisher besten Tornetz-Animationen überhaupt. Auch wenn man aus der Übersichtsgründen in einer weit entfernten Spielperspektive zockt und dort manches Detail untergeht, so kommen die Verbesserungen in den Detailaufnahmen, Wiederholungen sowie den neuen Szenen aus Kabine und Katakomben gut zur Geltung.

Ein Screenshot aus dem Spiel FC 24. Zu sehen sind die Damen des FC Bayern beim Angriff.
Premiere: Die Frauen des FC Bayern sind in diesem Jahr auch mit dabei, natürlich inklusive ihres neuen Superstars Pernille Harder. © EA Sports

Realistisch wirken auch gelegentliche Einblendungen der Abseits-Linie oder ein genauer Blick auf die Torlinie bei knappen Entscheidungen. Fußball-Experten bemerken allerdings, dass VAR-Entscheidungen im Spiel noch bei weitem nicht so präsent sind wie im echten Sport. Auch die Nachspielzeit, virtuell oft nur ein bis drei Minuten lang, dürfte sich ruhig mal der Realität anpassen. Enttäuschend sind zudem die technisch drögen, nicht vertonten Büro- und Business-Szenen in der Trainer-Karriere oder die falschen Trainer-Gesichter, wenn man keinen der ganz namhaften Promi-Coaches wählt.

Für eine tolle Übersicht sorgt die neue taktische Kamera, die während eines großen Teils der IMTEST-Testphase zum Einsatz kam. Aber natürlich bleibt die Wahl der Perspektive wie auch das Einstellen einer ungeheuren Zahl an Reglern und Hilfsmitteln jedem Konsolen- und PC-Spieler selbst überlassen. In dieser Hinsicht ist FC 24 vorbildlich.

Ein Screenshot aus dem Spiel FC 24. Zu sehen sind zwei Trainer bei Verhandlungen.
Arsenal-Manager Arteta und Liverpool-Trainer Klopp beim Transfer-Plausch. Leider ohne Vertonung. © EA Sports

FC 24: Realistischer auf dem Platz

FC 24 setzt einen Trend von FIFA 23 fort und macht das Geschehen auf dem Platz langsamer und damit nachvollziehbarer. Die Kicker haben gefühlt mehr Gewicht, in den Zweikämpfen sind die körperlichen Reibereien nun deutlicher spürbar. Tempo-Dribblern muss deshalb nicht bang werden, unrealistisch elegante Tricks sind mit dem rechten Analogstick in den Online-Matches trotzdem noch an der Tagesordnung. Für mehr Nähe zu den echten Manövern der großen Stars sorgen derweil die PlayStyles und PlayStyles+. Damit zollt EA den Signature Moves von Haaland, Mbappe, Bellingham & Co. Tribut, zu erkennen ist der Einsatz einer Fähigkeit von PlayStyle+ an einem neuen kleinen Icon über dem Kopf der Athleten.



Mit an Bord sind wieder die letzte Saison eingeführten Power-Schüssen, zusätzliche Optionen für präziseres Passen machen die Offensive für geübte Spieler etwas berechenbarer. Solche Neuerungen aber auch andere Feinheiten wie die „Trivela“-Außenrist-Schüsse oder das kurzzeitige Steuern von Spielern, die nicht im Ballbesitz sind, können in zahlreichen Trainingslektionen einstudiert werden. Ja, die Fußball-Spiele von EA sind gemacht für die große Gaming-Crowd, im Detail bieten sie aber viele diffizile Feinheiten, die aus dem vermeintlichen Arcade-Kick eine durchaus ambitionierte Simulation machen.

Ein Screenshot aus dem Spiel FC 24. Zu sehen ist eine Kamerasperspektive, die zeigt, dass ein Ball nicht über der Linie war.
Macht was her: Solche Wiederholungen zeigen, dass ein Ball nicht mit vollem Umfang über der Torlinie war. Das sorgt für einen gewissen TV-Faktor. © EA Sports

FC 24: Die Spiel-Modi

Ein neuer Name verlangt nach einem frischen Menü, und das bietet FC 24 tatsächlich. Nach mehreren Tagen damit ist IMTEST jedoch nicht angetan von der angeblich vereinfachten Hauptnavigation; das ist kein Beinbruch, der erhoffte Fortschritt hin zu mehr Übersicht und einem schnelleren Weg aufs Spielfeld gelingt EA damit jedoch nicht.

Auch ohne einen Story-Modus – einst als die große Neuerung in der FIFA-Serie eingeführt – erschlägt FC 24 die Nutzer geradezu mit einer Vielzahl an Spielvarianten. Selbst wenn man nur ein „Schnelles Spiel“ wählt, gibt es mehreren Optionen von Champions-League-Partie über Hausregeln (z. B. mit mehrfach zählenden Toren) bis hin zu Volta. Ach ja, Volta. Unter diesem Namen führte FIFA 20 den neuen Straßenkicker-Modus mit viel Pomp ein. Mittlerweile ist die Variante zwar noch an Bord und bietet mit Trick-Fokus, Kleinfeld-Action, Mini-Games und Futsal-Regeln per se viel Kurzweil an. Doch neue Ideen und Liebe für diese Spielart fallen EA schon seit zwei Jahren nicht mehr ein.

Ein Screenshot aus dem Spiel FC 24. Zu sehen ist das Manager-Menü für Scouts.
Verbesserung in der Trainer-Karriere: Man heuert bis zu sechs Scouts mit eigenen Spezialgebieten an. © EA Sports

Was es mit den Karriere-Modi auf sich hat, wie Frauen in Ultimate Team integriert wurden und wie das finale IMTEST-Urteil ausfällt – all das wartet auf der nächsten Seite.

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.