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Diablo 2 Resurrected im Test: Das Paradies für Jäger und Sammler

Entwickler Blizzard bietet mit „Diablo 2 Resurrected“ eine neue Version des Tophits. IMTEST hat das Ergebnis ausprobiert.

screenshot Spiel Feuer hinter dem schattige Figuren mit Kampfausrüstung stehen
© Blizzard

Als „Diablo 2“ im Jahr 2000, knapp vier Jahre nach Erscheinen des ersten Teils, auf den Markt brachte, avancierte das Action-Rollenspiel schnell zum beliebtesten des Genres. Millionen von Spielern weltweit wetteiferten darum, ihren Charakter mit der besten Ausrüstung zu versehen, die das Spiel bieten konnte. Nun hat Blizzard das Spiel unter dem Titel „Diablo 2 Resurrected“ neu aufgelegt und es dabei vor allem optisch aufpoliert. Was Neulinge und erfahrene Diablo-Spieler jetzt wissen müssen, erklärt IMTEST. 

Produktdetails

  • PC, PS4, PS5, Xbox Series S|X, Xbox One, Nintendo Switch

Die Handlung von Diablo 2 Resurrected

Die Welt Sanctuario erzittert unter den großen Übeln, mächtigen Dämonen. Diablo ist einer davon, den der Spieler im ersten Teil am Ende besiegt – zumindest soll er das denken. „Diablo 2 Resurrected“ aber deckt auf, dass sich der Held im Kampf gegen Diablo selbst mit dem Bösen infizierte und nun als Dunkler Wanderer in die Welt zieht, um seine beiden Brüder zu befreien. Die neuen Helden, von denen es sieben zur Auswahl gibt, sollen das verhindern. In fünf Akten suchen die frischen Kämpfer nach Diablo und Baal und müssen die Dämonen besiegen, bevor sie noch mehr Unheil anrichten können. Doch dabei stellen sich ihnen tausende von Gegner in den Weg …

Screenshot Lager
Der Start: Im Lager der Jägerinnen beginnt jedes Diablo 2-Spiel. © Blizzard, IMTEST

Was Neulinge zu Diablo 2 Resurrected wissen müssen

Die Helden

Der Spieler sucht sich für das Abenteuer in „Diablo 2 Resurrected“ einen von sieben spielbaren Charakteren aus. Die sind optisch festgelegt, können also nicht verändert werden. Lediglich die Ausrüstung verändert den Look der eigenen Figur. Dabei teilen sich die Helden in Nahkämpfer, Fernkämpfer und Hybriden auf.

Der Barbar ist der klassische Nahkämpfer, der mit Stärke und zwei Waffen seine Gegner niederstreckt. Mit Kampfschreien kann er zusätzlichen Schaden verursachen und seine Feinde regelrecht umlaufen.

Der Paladin ist ebenfalls Nahkämpfer, aber defensiver veranlagt. Er verfügt über magische Auren, die ihn und seine Mitstreiter schützen oder dem Gegner Schaden zufügen. Einige seiner Fähigkeiten setzt er mit einem Schild ein.

Die Assassine wurde erst in der Erweiterung „Lord of Destruction“ eingeführt, ist im neuen Spiel aber sofort dabei. Sie kämpft mit Spezialwaffen aus dem Dunkel, stellt Fallen und beherrscht Täuschungs-Illusionen.

Der Druide ist der zweite Held, der erst mit der Erweiterung spielbar war. Er kann sich in Bestien verwandeln und so heftigen Nahkampfschaden austeilen, aber auch Tiere beschwören, die für ihn in die Schlacht ziehen.

Die Amazone kämpft aus der Entfernung und nutzt dazu Bögen, Wurfspeere oder Armbrüste. Kommt doch ein Gegner näher an sie heran, setzt sie sich mit Speeren zur Wehr. Ihre Pfeile und Speere kann die Kämpferin mit Elementarschaden wie Kälte oder Gift noch wirksamer machen.

Der Totenbeschwörer ruft aus den Körpern von gefallenen Gegnern Horden von Untoten herbei, die auf seine Feinde losgehen und schützt sich selbst mit Schilden aus Knochen. Dazu kann er Gegner verfluchen und ist im Umgang mit Gift geübt.

Die Zauberin kämpft klassisch mit Elementar-Magie wie Feuer, Kälte und Blitzen. Sie kann alles sowohl als Flächenschaden wie auch als starken Angriff auf einzelne Feinde nutzen. Im Nahkampf ist sie allerdings leicht zu verwunden.

Screenshot Auswahl Held
Diese Helden warten auf ihren Einsatz (v.L.): Amazone, Assassine, Totenbeschwörer, Barbar, Paladin, Zauberin, Druide. © Blizzard, IMTEST

Die Fähigkeiten

Jede der Heldenfiguren hat drei verschiedene Talentbäume mit je zehn Fähigkeiten, kann sich also aus insgesamt 30 verschiedenen Fähigkeiten seinen Kampfstil zusammenbauen. Allerdings muss sich der Spieler immer für einen Stil entscheiden. Um alles gleich gut zu können, reichen die Talentpunkte, die er bis zum Maximal-Level von 99 bekommt, nicht aus. Für jeden Helden haben sich im Lauf der Zeit bestimmte Verteilungen als besonders effektiv erwiesen, die von erfahrenen Spielern in „Diablo 2 Resurrected“ genutzt werden. Häufig liegt dabei der Schwerpunkt der Punkteverteilung in einem Talentbaum, allerdings gibt es auch erfolgreiche Misch-Varianten.



Talente können nicht beliebig oft geändert werden

Pro Schwierigkeitsgrad des Spiels (es gibt drei) kann der Spieler einmal kostenlos seine Punkte neu verteilen, danach geht das nur noch sehr aufwendig über eine lange Quest. Also sollten sich neue Spieler kundig machen, welche Skillungen ihres Wunschhelden in „Diablo 2 Resurrected“ besonders vielversprechend sind und sich danach richten. Denn einmal gewechselt, müssen Diablo und Baal besiegt werden, bevor der Charakter in höherer Schwierigkeit nochmal Talente umändern kann. Und es liegen immerhin 20 Jahre alte Erfahrungswerte für diese Skillungen vor, denn inhaltlich oder am Balancing der Figuren hat die Neuauflage nichts geändert.

Hat ein Held Stärkungszauber (gelbe Strahlen) für die ganze Gruppe, profitieren auch andere Helden und Söldner davon.
Screenshot Spinnen
Nichts für Spinnenphobiker: Die Krabbeltiere lassen sich nicht aus dem Spiel verbannen, auch wenn sie selten vorkommen.
Screenshot figuren die grün leuchten
Der Totenbeschwörer lässt seine unheilige Macht auf seine Gegner los.

Wer lieber selbst herumprobieren möchte, wie sich welche Talente im Zusammenspiel auswirken und sich vorab nicht informiert, muss aufgrund der wenigen Möglichkeiten der Korrektur mit zunehmendem Spielerfrust rechnen. Auf der einfachsten Stufe – und eine andere lässt sich zu Beginn gar nicht auswählen – kann aber eigentlich jeder Charakter bestehen, härter wird es erst später.

Das Gameplay

In „Diablo 2 Resurrected“ geht es um Kampfoptimierung, das ist die gesamte Aufgabe des Spielers. Zwar hat jeder der fünf Akte einige Quests, die erledigt werden müssen, aber auch die haben immer mit dem Töten eines oder mehrerer Gegner und dem Erbeuten eines Schatzes zu tun.

Also heißt es, den eigenen Charakter so zu gestalten, dass er möglichst effizient gegen alle möglichen Gegner bestehen kann. Weil aber jede Klasse ihre Stärken und Schwächen hat, ist das nicht einfach. So ist die Zauberin stark im Schadensausteilen auf Entfernung, fällt aber im Nahkampf schnell um. Der Barbar hingegen setzt fast ausschließlich auf physischen Schaden durch Waffen und hat immer dann Probleme, wenn er gegen gut gepanzerte oder gegen diese Schadensart gar immune Feinde antreten muss.

Blitzschaden ist besonders effektiv, weil er oft von einem Ziel aufs andere überspringt.
Screenshot Figuren mit Blitzen
Mit Angriffen, die Flächenschaden verursachen, kann sich der Spieler gleich mehrere Gegner vom Hals halten.

Immer zum Heilen bereit sein

Jeder Charakter sollte sich also bei passender Skillung um die richtige Ausrüstung bemühen, um Stärken auszubauen und Schwächen auszugleichen. Weil aber die Beute von Gegnern komplett willkürlich ist, gerät das in „Diablo 2 Resurrected“ zur Lotterie. Deshalb ist es ratsam, seine wichtigsten Talente entweder auf der neuen Gamepad-Steuerung oder dem Spiel mit Maus und Tastatur gut anzuordnen und immer einen Finger auf der Taste zu lassen, auf der Heiltränke liegen. Denn gerade schwächer gerüstete Helden können von einem starken Monster oder eine Gruppe von Gegnern in Windeseile totgeprügelt werden, wenn der Spieler nicht gegensteuert.

Screenshot mehrere Figuren kämpfen
Ist der Held vergiftet, hilft nur ein Heiltrank oder ein Gegengift, um ihn vor heftigem Schaden zu bewahren.
Nahkämpfer sollten immer darauf achten, Heiltränke griffbreit zu haben und sich nicht von Gegnermassen einschließen zu lassen.

Durch die Option der Söldner lassen sich Schwächen ebenfalls abmildern. Der Held kann einen Mitstreiter anheuern, der eigenständig mitkämpft und im Fall des Todes einfach bei einem NPC-Charakter (Non Player Character) wiederbelebt werden kann. In jedem Akt gibt es andere zur Auswahl, ja nach eigenem Spielstil sollte aber einer in der Auswahl passen.

Die Ausrüstung in Diablo 2

Ausrüstung wie Waffen, Rüstungen und Schmuckstücke gibt es in verschiedenen Farben.

  • Grau: minderwertig und meist unbrauchbar
  • Weiß: Standardausgaben ohne besondere Vorteile
  • Blau: Schwach magisch verstärkte Ausrüstung
  • Gelb: Gegenstände mit mehreren Verbesserungen
  • Grün: Teil eines Sets von Gegenständen, die gemeinsam hohe Boni bringen
  • Gold: die stärksten Gegenstände im Spiel

Je stärker der Gegenstand ist, desto seltener fällt er als Beute ab. Und die Qualität der Ausrüstung ist auch nicht das einzige, worauf Spieler in „Diablo 2 Resurrected“ achten müssen. Hat sich eine Zauberin beispielsweise entschieden, sich auf Feuerzauber und damit den größtmöglichen Schaden zu spezialisieren, ist auch ein goldener Gegenstand, der aber nur Kältezauber stärkt, möglicherweise schwächer als ein gelbes Ausrüstungsteil, dass aber satte Boni auf Feuer bringt.

Screenshot Liste mit Gegenständen
Ein gefundener Gegenstand zeigt in der Übersicht alle Vorteile an, die er dem Helden bietet.
Screenshot Kampf mit blauem Schein
Kältezauber haben den angenehmen Nebeneffekt, dass Gegner dadurch verlangsamt werden.
Screenshot blau leuchtendes Portal
Gepäck voll? Mit der Rolle des Stadtportals gelangt jeder Held zurück ins Lager des jeweiligen Aktes. Hier können Gegenstände verkauft oder eingelagert werden.

Zusätzlich verfügen manche Gegenstände über Sockel, in die sich Edelsteine mit besonderen Boni einsetzen lassen. Diese Boni ändern sich allerdings je nach Art des Gegenstandes. So hat ein Rubin in einem Helm einen anderen Effekt als in einer Waffe. Und so müssen Ausrüstung und Skillung perfekt aufeinander abgestimmt sein, um einen möglichst mächtigen Helden zum erfolgreichen Monstermetzeln zu schicken.

Immer Online

„Diablo 2 Resurrected“ verbindet sich beim Start automatisch mit dem Battlenet, Blizzards eigenem Online-Dienst. Im Spiel selbst hat der Spieler dann zwei Möglichkeiten: Einen Charakter online erstellen, der mit anderen Spielern gemeinsam in einer Partie kämpfen kann – aber nicht muss, und der Offline-Option, in der ein Charakter stets allein kämpft.



Was Kenner von Diablo 2 Resurrected wissen müssen

Endlich Konsolen und bessere Optik

Bislang gab es Diablo 2 nur für den PC. Mit der Neuauflage können nun auch Konsolenbesitzer hinter Diablo herjagen: Das Spiel erscheint neben dem PC auch für die Playstation 4 und 5, für die Xboxen One, Series X und S sowie der Nintendo Switch.

Allerdings gibt es Unterschiede. Die Auflösung von 4k bei fast beliebig hoher Bildwiederholungsrate gibt es nur auf einem leistungsstarken PC, die Konsolen bieten 2k bei maximal 60 FPS (Frames per Second). Dennoch sieht „Diablo 2 Resurrected“ überall um Klassen besser aus als das 20 Jahre alte Original. Dazu kommen neue optische Effekte wie Explosionen oder spektakuläre animierte Zauber, die es so in der alten Fassung noch nicht gab. Und auch beim Sound hat Blizzard nachgebessert: 7.1-Ton ist nun möglich.

Screenshot orangenes Spielerfeld
Im Vergleich zum Original sieht die Neuauflage um Welten besser aus. © Blizzard, IMTEST

Alte Spielstände nutzen

„Diablo 2 Resurrected“ erlaubt sogar die Nutzung alter Spielstände aus Diablo 2, so die noch jemand auf der Festplatte hat. Die müssen von Hand in das neue Spiel kopiert werden, um zu funktionieren. Eine komfortable Lösung im Spiel gibt es dafür nicht. Allerdings betrifft das nur die Offline-Charaktere, Online-Helden lassen sich nicht zu neuem Leben erwecken.

Wer sich nun aber darauf freut, auf dem PC mit Freunden zusammen zu spielen, die eine Playstation- oder eine andere Konsolenversion ihr Eigen nennen, hat Pech: Plattformübergreifende Spiele sind zumindest zurzeit noch nicht möglich. Ob sich das noch ändert, dazu hat sich Blizzard noch nicht geäußert, die Hoffnung stirbt also zuletzt.

Diablo 2 Resurrected bietet nur neue Optik

Für Diablo 2-Veteranen ändert sich spielerisch so gut wie nichts. Denn die Adaption des Spiels auf die neue Zeit und Technik hat im Balancing ebenso wenig verändert wie im Ablauf des Spiels, der Beute oder den sinnvollen Skillungen. „Diablo 2 Resurrected“ ist da facto das alte Spiel in neuem Gewand. Das war auch vom Entwickler so gewollt, da einschneidende Veränderungen auch mit langem Testen der richtigen Balance einhergegangen wäre – und das wollte Blizzard offenbar unbedingt vermeiden. Dennoch gibt es auch hier Hoffnung: Der Entwickler gab unlängst bekannt, dass ein sechster Akt der Story durchaus vorstellbar wäre und vielleicht in Zukunft noch kommt.

Screenshot dunkle Szene
Die Cutscenes des Spiels wurden zwar dem Original nachempfunden, sind aber komplett neu gemacht. © Blizzard, IMTEST

FAZIT

Neulinge bekommen mit „Diablo 2 Resurrected“ eines der besten Action-Rollenspiele der Games-Historie im schicken neuen Gewand und komplett altem Inhalt. Und der ist für unerfahrene Spieler tückisch, denn manche Fehler in der Charakterentwicklung lassen sich kaum oder gar nicht rückgängig machen. Hier empfiehlt es sich, über den Wunschhelden die besten Tipps und Tricks aus 20 Jahren zu beherzigen, die sich im Internet einfach finden lassen.

Für Veteranen ist es in erster Linie die neue Optik, die zum erneuten Kauf einlädt, dazu kommt die Möglichkeit, das Spiel nun auf einer Konsole zu spielen und die neue Gamepad-Steuerung auszuprobieren, die zur Steuerung mit Maus und Tastatur eine echte Alternative darstellt. Das Spiel selbst entwickelt nach wenigen Minuten genau die gleiche Sogwirkung auf Jäger und Sammler wie vor 20 Jahren. Nur noch ein Dungeon, nur noch ein Level – und plötzlich ist es mitten in der Nacht!

  • PRO
    • Von Grafik und Sound ein Quantensprung im Vergleich zum Original und ein extrem stimmungsvoller Anblick.
  • KONTRA
    • Spielerisch bietet die Version nichts Neues, keine plattformübergreifenden Spiele möglich

IMTEST Ergebnis:

sehr gut 1,5

Markus Fiedler

Markus Fiedler ist freier Journalist und Autor, sein Herz schlägt vor allem für den Bereich Entertainment. Er verbringt seit vielen Jahren einen großen Teil seiner Zeit im Kino oder vor dem Fernseher – und hat damit sein Hobby zum Beruf gemacht. Nach einem abgeschlossenen Volontariat in seiner Heimatstadt Göttingen war Fiedler Gründungsmitglied des Spielemagazins Computerbild Spiele im Jahr 1999 und arbeitete dort 13 Jahre lang als Testredakteur. Seitdem ist er freiberuflich für verschiedene Kunden tätig. Für IMTEST testet er vor allem Technik und Software, mit der man seine Freizeit verbringt: Netflix und Spotify zum Beispiel, aber auch neue Spielekonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X.