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Rucksack-Airbag im Test: Das sagt der Stuntman dazu

Was passiert, wenn ein Profi-Stuntman vom Rad fällt – nur mit einem Rucksack-Airbag als Schutz? Genau das haben wir getestet. Der Stunt war echt, der Aufprall hart – und das Urteil des Experten überraschend.

© IMTEST

Der Airbag fürs Fahrrad: Mase Airding im Test // IMTEST

So gut schützt der Mase Airding bei einem Fahrradunfall.

Radfahren liegt im Trend – ob als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, sportliche Freizeitbeschäftigung oder praktischer Weg zur Arbeit. Dabei ist es absolut empfehlenswert, einen Helm zu tragen, denn im Falle eines Unfalls kann er Leben retten. Noch besser ist es jedoch, diesen mit einem Airbag zu kombinieren, der auch den sensiblen Hals-Nacken-Bereich schützt.

Genau hier setzt der Airbag-Rucksack Mase Airding von Minerva an: unauffällig zu tragen, technisch innovativ und im Ernstfall blitzschnell schützend. IMTEST wollte wissen, ob diese smarte Alternative den Spagat zwischen Sicherheit und Komfort tatsächlich schafft und hat ihn gemeinsam mit Stuntman Thomas Bloem getestet.

Rucksack-Airbag als Erweiterung zum Helm

Laut Statistischem Bundesamt sind im letzten Jahr 441 Radfahrende bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Das macht einen Zuwachs von 11,4 % in den vergangenen 10 Jahren. Gerade in Großstädten kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen, weil etwa ein Autofahrer einen Radfahrer übersehen hat.

Aber warum tragen nicht mehr Menschen einen Helm? Vergessen, verdirbt die Frisur, zu lästig, sind bestimmt einige der Ausreden. Kann der Mase Airding als Alternative beziehungsweise als Ergänzung überzeugen?

Den Mase Airding gibt es in verschiedenen Varianten, beim Test kam das Modell Fusion AirTour zum Einsatz. In einem Rucksack, in dem zusätzlich ein paar Kleinigkeiten verstaut werden können, ist der Airbag unauffällig versteckt.

So funktioniert der smarte Schutz

Bevor man den Rucksack nutzen kann, wird er per USB-Kabel aufgeladen, zum anderen muss eine kleine Gaskartusche eingesetzt werden. Das erwies sich als recht einfach und selbsterklärend. Schließt man die Brustschnalle, zeigt ein grün blickendes LED-Licht an, dass der Airbag einsatzbereit ist. Wer mag, kann über die Minerva-App eine Testauslösung durchführen, allerdings ist dann auch die erste Kartusche gleich verbraucht.

Hand legt eine Gaskartusche in einen Rucksack
Eine Ersatz-Gaskartusche ist ab 49,95 Euro erhältlich. © IMTEST

Laut Hersteller Minerva überprüfen im Einsatz 300 Sensoren pro Sekunde anhand der Position, ob der Radfahrer gestürzt ist. Falls ja, wird die Kartusche aktiviert und der Airbag, der ein Volumen von 19 Litern hat, bläst sich innerhalb von 150 Millisekunden auf. Der Innendruck soll dabei rund 1,4 bar betragen.



Nach dem Auslösen umschließt der Mase Airding, ähnlich wie die Schwimmweste im Flugzeug, den Hals- und Schulterbereich. So sollen Verletzungen effektiv verhindert beziehungsweise reduziert werden.

Im Test hat Stuntman Thomas Bloem einen Fahrradunfall simuliert, in dem er die Vorderradbremse stark angezogen hat, um über den Lenker zu fliegen. Bereits in der Luft hat der Mase Airding zuverlässig mit einem lauten Knall ausgelöst – Thomas Bloem ist unbeschadet gelandet. Nach eigener Aussage hat er sich dabei sehr sicher gefühlt.

Airbag-Rucksack wiederverwendbar

Das Gute: Ist der Airbag nicht beschädigt worden, kann er wiederverwendet werden. Dabei muss lediglich eine neue Gaskartusche eingesetzt und der Airbag wieder in den Rucksack verstaut werden. Das ist ein wenig knifflig, weil der Stoff des Airbags sehr glatt ist und benötigt etwas Übung. Die Anschaffung des Rucksacks ist nicht gerade preisgünstig. 749 Euro sind im Onlineshop von Minerva dafür gelistet, eine Ersatzkartusche kostet dort 99,95 Euro, beziehungsweise 49,95 Euro als recycelter Inflator.



Der Test-Rucksack, in dem sich der Airbag mitsamt der Kartusche versteckt, wiegt 1.444 Gramm. Nicht besonders schwer, allerdings muss dazu gesagt sein, dass sich außer einem Schlüsselbund oder einem Smartphone in einem kleinen Außenfach nichts weiter darin transportieren lässt. Daher eignet er sich eher für sportliche Tagestouren, bei denen man eine Trinkflasche am Rahmen befestigt hat und wenig Gepäck, wie eine Regenjacke oder Essen, in einer Lenkertasche dabei hat. Für Pendler oder für den Alltag ist er weniger sinnvoll, es sei denn, man hat seine Sachen in großen Gepäckträgertaschen oder fährt ein Cargo-E-Bike.

Die Idee vom Airding

Die drei Gründer von Minerva hatten bereits vor der Idee des Airdings nach eigener Aussage jahrelang mit Airbags beruflich zu tun. Daher lag es nah, diesen Schutz für Fahrradfahrer weiterzuentwickeln, da sie zudem passionierte Radler sind. Da die drei ihre privaten Radtouren in und um das bayrische Erding unternehmen, lag der Name Airding für ihre Erfindung nah.

Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen....