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GoPro HERO9: Die Action-Cam im Test

Spektakuläre Clips aus der Egoperspektive wie bei YouTube? Mit einer Action-Cam wie der GoPro HERO9 Black kein Problem, schließlich handelt es sich um das Spitzenmodell des Marktführers. Ob das GoPro-Flaggschiff seinen stolzen Preis wert ist, hat IMTEST geprüft.

Quelle: GoPro

Produktdetails
  • Preis: 450 Euro
  • Gewicht: 158 Gramm
  • Maße: 71 x 55 x 31,6 mm
  • Auflösung: Fotos 20 MP, Videos 5k

GoPro HERO9: Das ist das Top-Modell

Action-Cams, Videokameras im Mini-Format wie die GoPro HERO9, haben ihren großen Auftritt, wenn es richtig zur Sache geht und viel Bewegung im Spiel ist. Selbst bei den waghalsigsten Stunts halten sie tapfer drauf, denn Erschütterungen und Wasser machen ihnen nichts aus. Bekannt gemacht hat diese Gerätekategorie die Firma GoPro. Allein im Videoportal YouTube finden sich Millionen Videoclips, die mit Kameras dieser Marke aufgenommen wurden.

Doch nicht nur Profis bannen ihre Abenteuer und Erlebnisse in schicke Clips. Das kann jeder: Ob montiert am Modellflugzeug oder der Drohne, am Hundehalsband beim Spaziergang oder am Lenker des Mountainbikes – allein die Fantasie setzt die Grenzen. Die GoPro HERO9 Black ist dabei der Porsche unter den Action-Cams, mindestens 450 Euro müssen Käufer auf den Tisch legen. Dafür bekommt man auch eine Kamera mit folgender Ausstattung:

  • Maximale Auflösung Videos: 5k
  • Maximale Auflösung Fotos: 20 Megapixel
  • Aufnahme-Extras: Bildstabilisierung (Hypersmooth 3), Horizontkorrektur, HindSight, LiveBurst, Scheduled Capture und Duration Capture
  • Akku: 1720 mAh
  • Anschlüsse: USB-C
  • Speicher: Steckplatz für microSD-Karte
  • Lieferumfang: USB-Kabel, Tragetasche, Klebestreifen

GoPro HERO9 mit 5k-Auflösung

Die elementaren Eigenschaften der GoPro-Familie sind selbstverständlich auch bei der GoPro HERO9 am Start: Robustes, bis zu 10 Meter wasserdichtes Gehäuse, auf Wunsch Fernsteuerung per Smartphone-App und diverse Video- und Foto-Modi. Neu ist die Möglichkeit Videoaufnahmen in bis zu 5K-Auflösung (5120 × 2880 Bildpunkte) aufzuzeichnen. Möglich macht derart knackscharfe Videos der neue 23,6-Megapixel-Sensor, der gleichzeitig Fotos mit bis zu 20 Megapixeln knipst. Dazu müssen Nutzer wissen: 5K sind zwar nett, aber eigentlich überflüssig, da (noch) kaum ein Fernseher, Smartphone oder Bildschirm mehr als 4k unterstützt.

Immerhin bietet die enorme Auflösung den Vorteil, Videos und Fotos im Nachgang beschneiden zu können, und dabei kaum Qualität zu verlieren. Ein weiterer Pluspunkt: Aus 5k-Videos lassen sich knackige 14,7-MP-Standbilder extrahieren. Ein Nachteil ist aber zweifellos, dass 5k-Videos auf 30 Bilder pro Sekunde (fps) beschränkt sind, während bei 4K 60 fps möglich sind. Bei schneller Action wie Snowboarden oder Fahrradfahren ist daher 4k weiterhin die bessere Wahl.

GoPro HERO9 Black: Videoqualität top

Statt 5k ist vielmehr Hypersmooth 3.0 das Highlight der GoPro HERO9. Diese Antiverwackelfunktion ermöglicht nahezu perfekt stabilisiertes Filmmaterial in allen Auflösungen. Wer dazu „Boost“ und die automatische Horizontkorrektur aktiviert (nicht in allen Modi verfügbar) erhält Videos, die wie auf Schienen gedreht aussehen. Unabhängig davon sind die von der HERO9 Black erzeugten Videos mit poppigen Farben, viel Kontrast und feinen Details erstklassig. Das aber nur bei Tageslicht, Low-Light-Videos im Nachtmodus sind weit weniger beeindruckend und ziemlich verrauscht – ein altbekanntes GoPro-Problem.

GoPro Helmhalterung
Der Packung liegt lediglich eine Helm-Halterung bei. Credits: IMTEST

Darüber hinaus bietet die HERO9 jede Menge praktischer und spaßiger Aufnahmemodi, etwa für zeitgesteuerte Aufnahmen oder Zeitraffer. „TimeWarp 3.0“ erzeugt zum Beispiel Zeitraffer, die sich auf Knopfdruck in Echtzeit- oder Zeitlupenaufnahmen verwandeln, bevor es wieder schneller wird. Ideal etwa für Ausdaueraktivitäten wie Wandern. Ist „Hindsight” aktiviert, nimmt die GoPro HERO9 durchgehend Videos in Erwartung eines spannenden Ereignisses auf. Sobald etwas passiert ist, werden nach Drücken des Auslösers die vorherigen 15 oder 30 Sekunden abgerufen. Eine pfiffige Lösung, um Speicherplatz zu sparen. 

GoPro HERO9: Test der Fotoqualität

Zum Thema Fotoqualität gibt es keine besonders herausragende Leistung zu vermelden. Die 20-Megapixel-Fotos sind im Vergleich zu den Vorgängern deutlich schärfer und zeigen feinere Details. Mit guten Kameras hält die GoPro HERO9 aufgrund des kleinen Objektivs trotzdem nicht mit. So zeigen sich auf den Fotos etwa mitunter violette Farbsäume. Insgesamt ist die Fotoqualität nichts Besonderes und für Standbilder gibt es definitiv bessere Lösungen. 

GoPro HERO9 mit besserer Ausstattung

Neu ist zudem der Frontbildschirm, den Konkurrenten wie die DJI Osmo Action schon länger bieten. Der Clou: Dadurch ist nun sowohl auf der Rück- als auch auf der Vorderseite gleichzeitig das Live-Bild zu sehen, was beispielsweise bei Selfie-Aufnahmen einen großen Vorteil darstellt. Auf die Akkulaufzeit hat der zweite Bildschirm dabei nur einen geringen Einfluss. Apropos Akkulaufzeit: Die hat sich zwar im Vergleich zum Vorgänger laut GoPro-Angaben um 30 Prozent verbessert, allerdings lohnt es sich weiterhin, mindestens einen Ersatz Akku in der Tasche zu haben.

Unter Laborbedingungen hielt der Akku bei 4k-Aufnahmen 2 Stunden und 7 Minuten lang durch. Bei einem praxisnahen Testlauf mit einigen Standby-Pausen reichte die Kapazität dagegen lediglich für 50 Minuten Filmmaterial in 2,7k. Dazu kommt: Der Akku der GoPro HERO9 verliert selbst im ausgeschalteten Zustand schnell Energie. Deswegen lautet das Motto vor jedem Einsatz: Besser noch einmal aufladen.

GoPro HERO9: Filme per App schneiden

Videos aufnehmen ist das eine, daraus vorzeigbare Clips zu basteln das andere. Die GoPro HERO9 bietet dazu neuerdings die Möglichkeit direkt in der dazugehörigen App „Stories“ zu erstellen. „Mural“ nennt GoPro diese Funktion, die allerdings Licht und Schatten aufweist. Gut daran: Selbst Videoschnitt-Anfänger schaffen es in kurzer Zeit, schicke Clips mit netten Effekten und Schnitten zu erstellen, die Automatik-Funktionen machen es möglich. Wer mehr Zeit investiert und etwa Highlights manuell markiert, erhält freilich noch bessere Ergebnisse.

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Ansprechende Clips sind mithilfe der Quik-App schnell erstellt.

Fragwürdig ist allerdings, dass es die Funktion nur für mobile Geräte gibt und PC- oder MAC-Varianten fehlen. Da kann es bei viel hochaufgelöstem Videomaterial mit dem Speicherplatz schon einmal eng werden. Außerdem schlecht: Im Test (auf einem iPhone 12 Pro) kam es immer wieder zu Fehlermeldungen und Abstürzen (Update: Die Fehler wurden inzwischen behoben).

GoPro HERO9 App
GoPro HERO9 App
GoPro HERO9 App
Die GoPro-App bietet zwar ansprechende Editiermöglichkeiten, im Test kam es aber immer wieder zu Fehlern.

GoPro HERO9 mit weiteren Minuspunkten

  • Bedienung: Das Bedienkonzept der GoPro HERO9 macht keinen runden Eindruck. Die Mischung aus Knopf- und Touch-Bedienung ist alles andere als intuitiv, obendrein sind die Menüs unlogisch aufgebaut. Als Alternative bietet sich der Umweg über die Smartphone-App an, hiermit lassen sich Einstellungen komfortabler vornehmen. Gut dagegen: Die Sprachsteuerung, mit der sich zum Beispiel Aufnahmen per Zuruf starten und stoppen lassen.
  • Mitgeliefertes Zubehör: Mickrig. Der Standard-Packung liegen lediglich eine Tragetasche samt runder Klebehalterung (für Helme) sowie ein USB-Kabel bei. Eine microSD-Karte, für den Einsatz essenziell, sowie weitere Befestigungsmöglichkeiten gilt es zusätzlich anzuschaffen.

FAZIT

Die GoPro HERO9 Black ist die bisher beste Action-Cam von GoPro. Die Bildstabilisierung arbeitet sehr gut, die längere Akkulaufzeit ist ein Pluspunkt und der Frontmonitor eine sinnvolle Ergänzung. Der Preis ist aber happig.

  • PRO
    • Erstklassige Videokamera mit guter Qualität, spannenden Einsatzmöglichkeiten und hervorragender Bildstabilisierung.
    • Sinnvolle Neuerungen wie Frontkamera und größerer Akku.
  • KONTRA
    • Bei Dunkelheit schlechte Bildqualität.
    • Fragwürdiges, gewöhnungsbedürftiges Bedienkonzept.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1

Fotos: IMTEST, Hersteller

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.