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Huawei Mate XS 2 im Test: Luxus-Falter jagt Samsung

Das faltbare Smartphone Huawei Mate XS 2 im Test.

Huawei Mate XS 2 aufgeklappt
Aufgeklappt bietet der große Bildschirm ein komfortables Bedienerlebnis, das mit keinem (herkömmlichen) Smartphone zu vergleichen ist. © HUAWEI / IMTEST

Neben Samsung mit dem Galaxy Z Fold4 und dem Galaxy Z Flip4 falten auch weitere Hersteller ihre Displays. Oppo hat das Find N, Asus präsentiert auf der IFA 2022 mit dem Zenbook 17 Fold OLED sogar ein Notebook mit faltbarem Display. Huawei stellt sich ähnlich auf. Das Huawei Pocket P50 erreicht als Smartphone zusammengeklappt ein Kompaktformat. Das Huawei Mate XS 2 im Test ist gleichermaßen Smartphone wie Tablet. Wie es sich zu seinem Hauptkonkurrenten, dem Samsung Galaxy Z Fold4 schlägt und was es als Smartphone taugt.

Huawei Mate XS 2 im Test: So klappt es

Dass falten nicht gleich falten ist, zeigt die Viel-falt an Foldables. Was die Ausmaße anbelangt, ist das Mate XS 2 dem Fold4 von Samsung ähnlich. Zusammengeklappt hingegen wirkt das Mate XS 2 wie ein schickes Premium-Smartphone mit abgerundeten Display-Seiten. Bei Samsung umfasst man eher einen etwas dicken Riegel, der weniger Bildschirm bietet. Auseinander geklappt blickt der Nutzer dann auf ein 7,8 Zoll großes Display (Fold4 mit 7,6 Zoll).

Gefaltet wird hier aber anders. Das faltbare Display umschlingt nahezu das ganze Gerät von der Front- bis zur Rückseite – futuristisch. Samsung hingegen verbaut das biegsame Display innen. Um das Foldable auch zusammengeklappt zu verwenden, gibt es einen zweiten Außen-Bildschirm – pragmatisch. Damit der Bildschirm nicht versehentlich aufklappt, gibt es beim Mate XS 2 rückseitig einen Sicherungsknopf. Der muss also erstmal betätigt werden. Das Aufklappen an sich erfolgt auch nicht ganz so leichtgängig und geschmeidig wie mit Samsungs Fold4. Dafür ist der Falz in der Mitte des Bildschirms deutlich weniger sichtbar als beim Fold4 und nur bei genauer Betrachtung erkennbar. Auch geradlinig: Die Displayqualität und Selfie-Kamera ist aufgeklappt und zugeklappt identisch. Das ist beim Fold4 nicht durchweg der Fall, wie der Test zeigt, da es über unterschiedliche Selfie-Kameras mit unterschiedlicher Aufnahmequalität verfügt.

Der Punkte für das Falt-Konzept geht also an das Mate XS 2.

Huawei Mate XS 2 nebst Samsung Galaxy Z Fold4 von oben betrachtet
Links das Huawei Mate XS 2, rechts das schmalere Samsung Galaxy Z Fold4. © HUAWEI / IMTEST
Huawei Mate XS 2 nebst Samsung Galaxy Z Fold4 flach liegend
Das Fold4 (rechts) trägt dicker auf als das Mate XS 2, wirkt im Vergleich geradezu klobig. © HUAWEI / IMTEST
Huawei Mate XS 2 nebst Samsung Galaxy Z Fold4 flach liegend
Sichtbarer Falz: Der Knick in der Mitte beim Fold4 (rechts) ist seitlich betrachtet deutlich sichtbar und stets fühlbar. Das Display des Huawei Mate XS 2 wirkt wie ein nahtloses Ganzes. © HUAWEI / IMTEST

Huawei Mate XS 2 im Test: Display

Abgesehen von der gelungenen Umsetzung des faltbaren Bildschirms, kommt es natürlich auch auf eine hohe Bildqualität an. Die bescheinigt das IMTEST-Prüflabor. Mit sehr hoher Auflösung von 424 Pixeln pro Zoll (aufgeklappt), sehr hohem Kontrastverhältnis und 120 Hertz Bildwiederholrate kann das Huawei Mate XS 2 im Test punkten. Die maximale Helligkeit von 763 Candela pro Quadratmeter ist zwar gut, in dem Segment der Oberklasse-Smartphones aber etwas zu wenig. Ebenso die Farbtreue, die noch hoch, aber nicht sehr hoch ist. Knallige Farben zeigt die Anzeige zwar originalgetreu an. Es hapert aber bei den eher gedeckten Farben des sRGB-Farbraums für eine natürlich Bilddarstellung. Testnote für den Bildschirm: gut (1,7). Punkt für Samsung. Der Hersteller überzeugt wie bei all seinen High-End-Smartphones mit sehr hoher Farbtreue und Spitzen-Helligkeit.

Huawei Mate XS 2 in der Hand, frontal
Zusammengeklappt geht das Huawei Mate XS 2 als unscheinbares, elegantes Smartphone durch. © HUAWEI / IMTEST
Huawei Mate XS 2 nebst Samsung Galaxy Z Fold4 von oben betrachtet aufgeklappt
Das Display des Huawei Mate XS 2 (links) ist etwas größer als das des Fold 4 (rechts), dafür nicht ganz so hell und farbpräzise. © HUAWEI / IMTEST

Leistung und Laufzeit im Test

Trotz der hohen Bildqualität kommt das Huawei Mate XS 2 im Test auf eine lange Laufzeit von 8:33 Stunden – wohl gemerkt aufgeklappt. Bei dauerhafter Videowiedergabe ist das durchaus bemerkenswert. Zugeklappt mit halber Bildfläche dürfte es deutlich länger durchhalten. Mit bis zu 67 Watt ist der Tank dann in nur 1:10 Stunden wieder vollständig aufgeladen.

Der verbaute Prozessor Snapdragon 888 sorgt für reichlich Tempo und beschert Bestnoten bei der Arbeits- und Spielleistung. Das passt gut, denn mit dem großen, aufgeklapptem Bildschirm ist das mobile Spielvergnügen großartig.

Während WiFi 6 und Bluetooth 5.2 für schnelle Datenübertragungen sorgen, fehlt es an 5G. Der neuste und rasante Mobilfunkstandard fehlt sämtlichen neuen Huawei-Smartphones, aufgrund der US-Sanktionen, die seit Mai 2019 gelten. Noch ist das nicht allzu problematisch, da es nur in wenigen Anwendungsfällen den Unterschied macht.

Aufgrund des fehlenden 5Gs muss der Punkt an Samsung gehen. Ansonsten wäre es ein knapper Gleichstand: Es hält länger durch (9:54 Stunden), lädt dafür aber langsamer (1:50 Stunde).



Triple-Kamera auf der Rückseite

Die rückseitige Dreifach-Einheit bietet eine Hauptkamera mit 50 Megapixeln (MP), einen Ultraweitwinkel mit 13 MP und eine Telefotokamera mit 8 MP. Die Selfie-Kamera ist dezent oben rechts im Bildschirm untergebracht und löst mit 10,7 MP auf.

Im Test konnten sich Selfie- und Hauptkamera des Huawei Mate XS 2 gegen das Fold4 behaupten. Dennoch gibt es Unterschiede. Das Fold4 zeigt etwas weniger Details, dafür sehr natürliche Farben, auch bei wenig Umgebungslicht. Das Mate XS 2 lichtet Farben etwas zu kräftig ab, zeigt dafür ein äußerst scharfes Bild. Bei wenig Umgebungslicht hat das Fold4 dann deutlicher die Nase vorne. Es hellt das Bild zwar etwas zu stark auf, was blassere Farben zur Folge hat. Auch macht sich leichtes Bildrauschen bemerkbar. Das Mate XS 2 hingegen glättet das Rauschen weg – das kostet aber auch Bildschärfe.

Bei vierfacher Vergrößerung weisen die Bilder noch eine hohe Detailstufe auf, kommen aber nicht ganz an die sehr hohe Detailauflösung des Galaxy Z Fold4 heran. In der Summe aus Haupt- und Selfiekamera sind beide Kandidaten etwa gleich auf.

Huawei Mate XS 2 Rückseite
Rückseitig gibt es eine kleine Wulst, in der sich die Kamera-Technik befindet. © HUAWEI / IMTEST

Bedienung und Ausstattung

Die wohl größte Last, die auf die Note drückt: die Software. Denn seit dem erwähnten Embargo, fehlt allen Huawei-Smartphones die Lizenz für Google-Dienste, allem voran den Play Store. Apps beziehen Nutzer stattdessen aus er Huawei AppGallary. Die Auswahl wächst stetig, so gibt es mittlerweile auch die App der Deutschen Bahn DB Navigator und Tiktok. Weitere Apps erhält man über Drittanbieter. Die AppGallary leitet dann weiter, übernimmt aber keine Haftung. Instagram, WhatsApp und Facebook, auch Netflix etwa fehlen hingegen.

Auch ist das Gerät weder staub- noch wasserfest. Hingegen hat der Nutzer die Wahl zwischen Gesichts- und Fingerabdruckerkennung zur Entsperrung. Mit 512 Gigabyte ist der Speicher zudem großzügig bemessen.

Fazit

Ein starkes Smartphone, ein noch besseres Foldable. Auf hohem bis sehr hohem Niveau sind die Arbeitsleistung, das Display und die Kamera. Aber erst das um das Gerät gebogene, faltbare Display ist das Highlight, begeistert gleichermaßen mit der sinnigen Umsetzung wie als Wow-Faktor. So muss ein Foldable sein. Abstriche gibt es bei der App-Auswahl und der fehlenden Zertifizierung für Staub- und Wasser-Schutz. Das sind allerdings schwerwiegende Mängel, betrachtet man den hohen Preis von 1.999 Euro.

  • PRO
    • Hohe Bildschirmqualität, sehr hohe Prozessorleistung, lange Akkulaufzeit, kurze Ladedauer
  • KONTRA
    • kein 5G, keine Zertifizierung für Staub- und Wasserdichtigkeit,

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1

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Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.