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Huawei P50 Pocket: Faltbares Handtaschen-Handy

Das Mini-Taschen-Smartphone Huawei P50 Pocket im Test.

Huawei P50 Pocket zusammengeklappt zwischen zwei Fingern hochgehalten
Das kompakte Huawei P50 Pocket im Test. © HUAWEI / IMTEST

Als direkter Konkurrent des Galaxy Z Flip4 verfolgt das P50 Pocket ein sehr ähnliches Konzept: Bei Benutzung ist das Smartphone aufgeklappt, zum Verstauen klappt der Nutzer es zusammen. Das klappt dank faltbarem Display. Mit einem UVP von 1.399 Euro ist es im Vergleich aber bei gleicher Speichergröße ungleich teurer (Flip4 für 1.159 Euro bei 256 GB). Ob der Aufpreis lohnt und wie sich das Huawei P50 Pocket als Smartphone schlägt, zeigt der Test.

Huawei P50 Pocket im Test: Mehr als ein Schminkspiegel

Egal ob P50 Pocket oder Flip4: Wer das Gerät zum ersten Mal in den Händen hält denkt unweigerlich an einen kleinen, Handtaschen-Schminkspiegel zum Aufklappen. Dank der Selfie-Kamera und der Möglichkeit, das Display nur halb aufzuklappen lassen sich beide auch als solche nutzen. Kein Wunder also, dass Huawei dem P50 Pocket auch eine eher feminine Optik verpasst. In Premium Gold wirkt das Gerät wie ein luxoriöses, kostspieliges Accessoire – und kostspielig ist es in der Tat. Dazu aber später mehr.

An der sehr hohen Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu meckern. Der Klappmechanismus funktioniert sehr geschmeidig, besonders einhändig. Beim Flip4 ist er etwas schwergängiger und das einhändige Zuklappen nicht zu empfehlen. Außerdem liegen die beiden Displayhälften dort nicht aufeinander und lassen somit eine Lücke für Verschmutzungen. Das Huawei P50 Pocket im Test schließt vollständig.

Die Ausmaße beider Geräte sind nahezu identisch. Das P50 Pocket wiegt 190 Gramm, das Flip4 187 Gramm. Das P50 Pocket ist mit 75,5 Millimeter etwas breiter als das Flip4 mit 71,9 Millimetern.

Huawei P50 Pocket Rückseite aufgeklappt
Die gold-glänzende Rückseite mit ihrer dreidimensionalen Struktur macht einen edlen Eindruck, dürfte Nutzerinnen wohl eher zusagen als Nutzern. © HUAWEI / IMTEST
Huawei P50 Pocket aufgeklappt Display
Huawei P50 Pocket Display halb aufgeklappt
Huawei P50 Pocket zusammengeklappt

Huawei P50 Pocket im Test: Display

Aufgeklappt strahlt den Nutzer ein knackscharfes Display mit 6,9 Zoll Diagonale und 442 Pixeln pro Zoll an. Zum Vergleich: Das Flip4 bietet mit 421 ppi und 6,7 Zoll Diagonale etwas weniger. In der Praxis ist aber die höhere Auflösung nicht bemerkbar. Wie auch das Huawei Mate XS 2 sichert sich das Huawei P50 Pocket im Test sehr gute Noten für die 120 Hertz Bildwiederholrate und den sehr hohen Kontrastumfang. Mit der überaus präzisen Farbwiedergabe übertrifft es sogar sein Familienmitglied und erreicht ein “sehr gut”. Sowohl gedeckte Farben als auch sehr knallige gibt es originalgetreu wieder. Die maximale Helligkeit ist nur minimal höher und beträgt beim P50 Pocket 785 Candela pro Quadratmeter. Das ist gut, erreicht aber nicht die sehr guten 944 cd/qm des Galaxy Z Flip4. An sonnigen Tagen gilt: Je mehr umso besser. Insgesamt reicht es noch für ein “sehr gut” (Note 1,5).

Huawei P50 Pocket nebst Samsung Galaxy Z Flip4 aufgeklappt Display
Das Huawei P50 Pocket (links) ist dem Samsung Galaxy Z Flip4 nicht unähnlich. Aufgeklappt zeigen beide ein ähnlich großes Display im selben Format von 21:9. © HUAWEI / IMTEST
Huawei P50 Pocket halb aufgeklappt
So aufgestellt, dient eine Gehäusehälfte als Ständer. © HUAWEI / IMTEST

Leistung und Laufzeit im Test

Mit einer langen Laufzeit von 8:51 Stunden bei dauerhafter Videowiedergabe hält das Klapp-Smartphone etwas länger durch als das Flip4 von Samsung (8:10). Für Smartphones sind das beides gute Ergebnisse, für faltbare umso mehr. Denn aufgeklappt ist in dem sehr dünnen Gerät kein Platz für einen Riesenakku. In 1:35 Stunde ist der Energiespeicher voll aufgeladen.

Der verbaute Prozessor Snapdragon 888 sorgt gemeinhin für rasantes Tempo, etwa im Mate XS 2. Im P50 Pocket erfuhr offenbar eine Drosselung. Denn beim Geekbench und auch im 3D Mark Sling Shot Extreme erzielte er nur befriedigende Werte (2.568 und 5.301 Punkte jeweils). Beim Starten der Apps, beim Surfen und ähnlichem ist davon nicht viel zu merken. Trotzdem: Hier wäre mehr zu erwarten gewesen.

Mit dem Mate XS 2 teilt es sich ein Manko: WiFi 6 und Bluetooth 5.2 sorgen zwar für schnelle Datenübertragungen, aber es fehlt 5G. Der neue, schnelle Mobilfunkstandard fiel dem Rotstrich zum Opfer – aus politischen Gründen. Denn das Fehlen von 5G ist einer der Konsequenzen der US-Sanktionen, die seit Mai 2019 gelten. Das 5G-Netz ist in Deutschland noch weiter im Ausbau und wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Kreis-Kamera ohne Tele-Zoom

Die rückseitige Dreifach-Kamera ist in einem kreisförmigen Plateau untergebracht. Das besteht aus Hauptkamera mit 40 Megapixeln (MP), Ultraweitwinkel mit 13 MP und eine Ultra-Spektrum-Kamera mit 32 MP. Die Selfie-Kamera ist dezent oben rechts im Bildschirm untergebracht und löst mit 10,7 MP auf. Auf ein Teleobjektiv verzichtet der Hersteller hier also, anders als beim Mate XS 2. Bei vierfacher Zoomstufe zeigt das Huawei P50 Pocket im Test aber auch so die deutlich höhere Detailstufe als das Galaxy Z Flip4 von Samsung.

Die Hauptkamera liefert detaillierte Aufnahmen mit etwas zu kräftigen Farben. Sehr feine Details und Flächen sind weisen Weichzeichner auf, die dem Bild minimal die Schärfe nehmen. Dafür gibt es auch bei sehr wenig Umgebungslicht kaum Bildrauschen. Beim Flip4 verhält es sich umgekehrt: Mehr Bildrauschen, dafür mehr Details und natürliche Farben.

In der Summe erlangt das P50 Pocket dank besserem Zoom auch eine bessere Gesamtnote als das Flip4. Gemessen an der Preisklasse gibt es aber noch bessere Smartphone-Kameras, etwa im Samsung Galaxy S22 Ultra oder Apple iPhone 13 Pro Max.

Huawei P50 Pocket Selfie mit Außendisplay
Praktisch: Ohne Aufklappen kann ein Selfie aufgenommen werden, dank Außendisplay. Die Bedienung von Foto-Modus und weiteren Einstellungen erfolgt über Wischgesten. © HUAWEI / IMTEST

Bedienung und Ausstattung

Top Technik, deren Software einen Strich durch die Rechnung macht: Denn das genannte US-Embargo verbietet auch Lizenz-pflichtige Google-Dienste, allem voran den Play Store. Apps beziehen Nutzer stattdessen aus er Huawei AppGallary. Die Auswahl wächst stetig, so gibt es mittlerweile auch die App der Deutschen Bahn DB Navigator und Tiktok. Weitere Apps erhält man über Drittanbieter. Die AppGallary leitet dann weiter, übernimmt aber keine Haftung. Instagram, WhatsApp und Facebook, auch Netflix etwa fehlen hingegen.

Ein Staub-und Wasserschutz fehlt. Gemessen am Preis ist der Speicher mit 256 GB gering, wenngleich er sich per flotter Huawei-SD-Karte erweitern lässt.

Huawei P50 Pocket nebst Samsung Galaxy Z Flip4 zusammengeklappt seitlich
Das Huawei P50 Pocket (links) ist zusammengeklappt dünner als das Samsung Galaxy Z Flip4 (rechts). Auch liegen die Gehäusehälften aufeinander auf. © HUAWEI / IMTEST
Huawei P50 Pocket nebst Samsung Galaxy Z Flip4 zusammengeklappt
Das Außendisplay ist beim P50 Pocket (links) rund, beim Flip4 (rechts) eckig. Über beide lassen sich viele Widgets für Infos zu Wetter, Terminen und mehr einrichten, sowie als Anzeige für Selfies nutzen. © HUAWEI / IMTEST


Fazit

Als Smartphone macht das P50 Pocket eine gute Figur. Das scharfe, helle und farbtreue Display, die Video-und Fotoqualität, ebenso die lange Laufzeit.Einige Abstriche vermasseln allerdings eine bessere Note: Die Performance ist nicht auf Top-Niveau, die App-Auswahl etwas eingeschränkt, das Gerät weder gegen Staub noch Wasser geschützt und 5G fehlt. In dieser Preisklasse ist der Verzicht auf solche Extras unangemessen. Wer dennoch darauf verzichten kann, erhält dafür ein extravagantes Klapp-Smartphone, das anderem als Hingucker die Show stiehlt.

  • PRO
    • Sehr hohe Bildschirmqualität, lange Akkulaufzeit, kurze Ladedauer, gute Video- und Fotoqualität.
  • KONTRA
    • kein 5G, keine Zertifizierung für Staub- und Wasserdichtigkeit, etwas geringes Spiele- und Arbeitstempo.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3

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Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.