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Pago Ring im Test: Erleichtert der Bezahlring das Einkaufen?

IMTEST hat den NFC-Ring unter die Lupe genommen.

© IMTEST

Schmuckstücke nicht nur schön, sondern auch funktional zu gestalten, ist einer der großen Trends der letzten Jahre. So gibt es neben Smartwatches und Fitnesstrackern mittlerweile auch Smart Rings, die dezent am Finger sitzen und die Gesundheit und Fitness der Träger im Auge behalten. Auf einen ähnlichen Zug ist auch das deutsche Unternehmen Pagopace aufgesprungen. Allerdings soll deren Ring, der Pago, keine Daten aufzeichnen, sondern das Bezahlen an der Kasse mithilfe von NFC-Technologie vereinfachen. Eine Geste auf dem Kartenzahlungsgerät mit dem Ring am Finger soll dafür ausreichen. IMTEST hat den Bezahlring auf Herz und Nieren geprüft.



Produktdetails

  • Preis: ab 119 Euro
  • Gewicht: ab 3 Gramm
  • Ring-Größen: 5 bis 15 (5 bis 10 bei Slim-Varianten)
  • Material: Keramik oder Olivenbaum oder Sterling Silber 935 mit Kunstharz
  • Farben: Silber, Schwarz, Weiß, Rosa, Braun
  • Wasserfest: gemäß Schutzklasse IP68
  • Garantie: 2 Jahre

Vor dem Kauf eines Bezahlrings ist es wichtig, sich zu verdeutlichen, was dieser kann und was nicht. Im Gegensatz zu Smart Rings, die fortlaufend Gesundheits- und Fitnessdaten der Nutzer tracken und teils über Touch-Funktionen verfügen, zeichnet der Pago keine Werte auf und löst auch durch Antippen keine Aktionen aus. Stattdessen setzt dieser auf die Nahfeldkommunikation (NFC), mit der auch viele Bezahlkarten, Smartphones oder Smartwatches bezahlen können. Und zwar indem man sie in die Nähe eines entsprechenden Feldes auf dem Kartenzahlungsgerät hält. Der Ring benötigt dafür keinen Akku, muss somit nicht aufgeladen werden und ist immer einsatzbereit.

Bezahlring: Das sind die Test-Kriterien

Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Bezahlring zuzulegen, den interessiert vor allem: Funktioniert grundsätzlich das Bezahlen mit dem Ring am Finger – und wie einfach und zuverlässig klappt das? IMTEST hat den Pago daher an unterschiedlichen Kassen eingesetzt und dabei auch den Bezahlkomfort sowie Sicherheitsmechanismen bewertet. Doch noch bevor man den Ring tatsächlich nutzen kann, stellen sich weitere wichtige Fragen: Mit welchen Bezahlkarten ist dieser verknüpfbar und wie funktioniert die Einrichtung?

Ebenfalls spannend bei funktionalen Schmuckstücken ist der Tragekomfort. Neben der Verarbeitung wurde deshalb auch getestet, wie angenehm der Ring zu tragen ist. Und zu guter Letzt sind bei einem Finanzprodukt auch der Datenschutz und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von großer Bedeutung. IMTEST hat diese daher juristisch einordnen lassen.

Den Pago Bezahlring gibt es in unterschiedlichen Farben und aus unterschiedlichem Material. IMTEST hat den Slim Pearl White Pago getestet. © Pagopace

Pago: Bestellen und einrichten

Um einen Pago Ring zu erwerben, muss man sich auf der Internetseite von Pagopace für ein Modell sowie die Größe entscheiden. Ganz am Ende des Bestellvorgangs wird es interessant: Denn um den Ring zugeschickt zu bekommen, muss auf diesem vorab vom Hersteller eine Bezahlkarte des Nutzers hinterlegt werden (Testzeitpunkt: Februar 2024). Bei Pagopace kommen dafür prinzipiell Kredit- und Debitkarten in Frage. Allerdings kann man den Ring nur mit einigen Karten unkompliziert direkt verbinden lassen. Dazu zählen etwa Kredit- oder Debitkarten der comdirect Visa, der Commerzbank Mastercard oder die Visa-Karten einiger weniger Volksbanken.

Wenn man keine Karte dieser Banken besitzt, wird es deutlich schwieriger und Drittanbieter kommen ins Spiel. Um – wie im Test bei IMTEST – eine andere VISA oder Mastercard Karte zu hinterlegen, muss man die ausschließlich englischsprachige Curve App herunterladen. Dort gilt es dann, sich eine virtuelle Kreditkarte zu erstellen, die mit der eigenen Karte verknüpft ist, und diese dann bei Pagopace als Bezahlkarte anzugeben. Ein Erklär-Video auf der Internetseite des Ring-Anbieters hilft hier zwar weiter, doch ein etwas mulmiges Gefühl bleibt. Wer keine eigene Kreditkarte hat, muss sich mithilfe eines anderen Drittanbieters, der VIMPay App, eine Prepaid-Kreditkarte erstellen, die dann auf den Ring programmiert wird.

Bis man den Pago Ring tatsächlich zum Bezahlen nutzen kann, sind einige Aufgaben zu erledigen. © Pagopace

Bezahlen per Hand-Geste

Damit der Pago beim Einkauf als Bezahlmittel zum Einsatz kommen kann, müssen die Kartenzahlungsgeräte über zwei Voraussetzungen verfügen: Sie müssen Kreditkarten akzeptieren und mit NFC-Technologie ausgestattet sein. Zudem muss der Nutzer die richtige Geste ausführen. Dazu wird die Hand zu einer Faust geballt auf das Gerät aufgesetzt (siehe Foto), damit sich die komplette runde Ober- oder Unterseite des Rings in maximal drei Zentimeter Abstand zum Gerät befindet.

Die richtige Bezahlgeste: Die Hand zur Faust geballt auf das NFC-Feld des Kartenzahlungsgeräts aufsetzen. © IMTEST

Im Praxiseinsatz hat IMTEST den Ring im Supermarkt (Edeka), in der Drogerie (DM), im Café (Starbucks) und im Restaurant (Frittenwerk) verwendet. An all diesen Orten hat das Bezahlen per Pago Ring zuverlässig und schnell funktioniert. Sobald das Kartenzahlungsgerät bereit ist, führt man die Geste aus und sofort ertönt der Piep-Ton für eine erfolgreiche Zahlung. Das ist sehr praktisch und angenehm, da man so gerade bei kleinen Einkäufen auf die Hand keinen Geldbeutel in der Tasche suchen und danach wieder verstauen muss, denn das Bezahlmittel sitzt bereits am Finger. Auch mit dünnen Stoffhandschuhen funktionierte das Bezahlen im Test problemlos.

Eine kleine Einschränkung im Bezahlkomfort gibt es, sofern sich das NFC-Feld des Kartenzahlungsgeräts auf der Oberseite des Geräts (und nicht im Display) verbirgt. Dann ist es etwas mühselig, eine um 180 Grad gedrehte Faust dort aufzusetzen. Generell ist der vorliegende Slim Pearl White Pago aus Keramik sehr hochwertig verarbeitet. Der gesamte Ring ist aus einem Guss und weist keine Ecken oder Kanten auf. Somit ist er sehr bequem auf der Haut zu tragen und hat dabei auch ein geringes Gewicht. In der Slim-Variante ist der Ring zudem recht dünn, weshalb er auch an schlanken Händen nicht zu klotzig wirkt.



So steht es um die Sicherheit

Damit man nicht versehentlich (fremde) Einkäufe mit dem Ring am Finger bezahlt, gibt es einige Sicherheitsmechanismen beziehungsweise technische Einschränkungen. So hat der Praxiseinsatz bei IMTEST gezeigt, dass der Bezahlvorgang nicht ausgelöst wird, wenn der Ring weiter als drei Zentimeter vom Kartenzahlungsgerät entfernt ist. Auch wenn man den Ring seitlich an das NFC-Feld hält oder eine falsche Geste ausführt (zum Beispiel die Hand flach auf das Gerät hält), kann man nicht bezahlen. Außerdem muss man für Zahlungen ab einem Wert von 50 Euro eine PIN eingeben. Welche PIN das ist, hängt von der benutzten Kredit- oder Debitkarte ab. Nutzt man die Curve App, erhält man dort eine PIN für die virtuelle Kreditkarte.

In der Curve App kann man sich alle Einkäufe anzeigen lassen. Das Sperren des Rings ist etwas schwierig.
In der Pagopace App ist das Sperren einfacher, doch die einzelnen Einkäufe kann man hier nicht sehen.

Etwas kompliziert ist dagegen das Sperren des Pago Rings, sollte man diesen beispielsweise verlieren. In der Pagopace App kann man den Ring zwar leicht sperren, allerdings gibt es (Stand: Februar 2024) aktuell keinen zwingenden Grund, diese App installiert zu haben, da hier auch die einzelnen Einkäufe mit dem Ring nicht einsehbar sind. In der englischsprachigen Curve App, sofern man diese zum Verknüpfen der eigenen Kreditkarte verwendet hat, kann man die Einkäufe hingegen einsehen. Dafür ist die Sperr-Funktion hier etwas versteckt.

AGB und Datenschutz

Da der Pago Ring beziehungsweise der Hersteller und die Drittanbieter mit vertraulichen Bankdaten in Kontakt kommen, sollte hier ein hoher Sicherheitsstandard und ein ausreichender Schutz vor Datenmissbrauch vorhanden sein. IMTEST ließ daher von Rechtsanwalt Thomas Brehm, einem erfahrenen Experten für Onlinerecht der Hamburger Kanzlei BBS, die Datenschutzbestimmungen und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) prüfen. Das Gesamtniveau war dabei nicht überzeugend. Zwar handele es sich um einen deutschen Anbieter mit “halbwegs verständlichen Texten” und einem “im Grunde nicht übermäßig schwer zu verstehenden Produkt”. Andererseits gäbe es aus rechtlicher Hinsicht Verbesserungspotenzial.

Die Verbraucherfreundlichkeit der Datenschutzbestimmungen bewertet der Experte gerade noch mit “ausreichend”. So sei die Datenschutzpraxis auf der Pagopace-Internetseite und im Rahmen der App “stark optimierungsfähig”. Bei einem Zahlungswerkzeug sei hier “ein seriöseres Herangehen” zu erwarten. Auch in Bezug auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit gäbe es Optimierungsbedarf. Die Rechtstexte bewertet Thomas Brehm ebenfalls mit der Note “ausreichend”. So gäbe es etwa Unklarheiten in Bezug auf die Benutzungsvoraussetzungen für das Produkt, da aus den AGB nicht deutlich hervorgehe, ob Fremdanbieter benötigt werden oder ein Konto bei einem der genannten Kreditinstitute ausreiche.

Fazit

Der Bezahlring der Firma Pagopace hat Licht- und Schattenseiten. Er ist hochwertig verarbeitet, lässt sich sehr angenehm tragen und das Bezahlen ist mit dem Ring eine wahre Freude. Zuverlässig und schnell klappte dies im Test an jeder Kasse. Dass man den Geldbeutel nicht erst in der Tasche suchen und anschließend wieder verstauen muss, ist im Alltag überaus praktisch. In diesem Sinne tut der Ring genau das, was der Hersteller verspricht. Die Schattenseiten sind eher in der Einrichtung zu finden. Da man aktuell nur wenige Kreditinstitute direkt mit dem Pago verknüpfen kann, muss man hier zumeist auf die Apps von Drittanbietern ausweichen.

Besonders die englischsprachige Curve App, in der man eine virtuelle Kreditkarte erstellen und getätigte Zahlungen einsehen kann, ist in der Anwendung nicht sehr benutzerfreundlich. Es wäre deutlich einfacher, wenn alle mit dem Ring verbundenen Funktionen (Bezahlkarten hinterlegen, Zahlungen einsehen, Ring sperren) komplett in der Pagopace-App erledigt werden könnten. Auch die AGB und Datenschutz-Klauseln sind laut Rechtsanwalt Thomas Brehm maximal ausreichend, was dem Pago Ring eine “gute” Gesamtnote verwehrt.

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,7

Sandra Fischer

Nach dem Bachelor-Studium in „Medienwissenschaften“ hat Sandra Fischer ihren Master in „Mass media e politica“ (dt. „Massenmedien und Politik“) an der Università di Bologna in Italien absolviert. Neben Italienisch und Englisch spricht sie aufgrund mehrerer Langzeitaufenthalte in Alicante auch Spanisch fließend. Für ein Praktikum bei der Dokumentarfilm-Produktionsfirma „Folke Rydén Production“ ist Sandra im Anschluss an ihr Studium nach Schweden gezogen, bevor sie – zurück in Deutschland – in Hamburg als Projektmanagerin bei Statista angefangen hat. Anschließend ist sie zur FUNKE Mediengruppe gewechselt, wo Sandra zunächst ein Volontariat bei der Zeitschrift „Bild der Frau“ absolviert hat. Als Redakteurin bei IMTEST beschäftigt sie sich nun hauptsächlich mit Küchengeräten und Fitnessgadgets.