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Resident Evil 4 im Test: Gelungene Neuauflage?

Lohnt sich die Neuauflage von Resident Evil 4 für Konsolen und PC?

Ein Screenshot aus dem Videospiel Resident Evil 4.
© Capcom

Am 24. März erscheint die Neuauflage des Kult-Horrorspiels Resident Evil 4 aus dem Jahr 2005. Für das Jahr 2023 wurde natürlich an Optik und Spielbarkeit geschraubt, um den Grusel auf dem Bildschirm auch im Umfeld aktueller Spiele konkurrenzfähig zu gestalten. Wie gut das funktioniert hat, hat IMTEST auf der Playstation 5 getestet.

18 Jahre später

Die grundlegende Geschichte von Resident Evil 4 hat sich auch nach 18 Jahren nicht geändert: Geheimagent Leon S. Kennedy kann sich nach seinen Erlebnissen in Racoon City aus Resident Evil 2 nicht auf die faule Haut legen, denn ein weiterer Notruf ereilt ihn. Die Tochter des US-Präsidenten wurde auf einem Ausflug nach Europa entführt und in ein spanisches Dorf verschleppt. Ohne lange zu zögern, macht sich Leon sofort auf die Reise und ihm wird schnell klar, dass die Rettungsaktion keine einfache Aufgabe wird. Das hat einen einfachen und doch recht gruseligen Hintergrund, der sich dem gestählten Agenten bei seiner Ankunft in einem kleinen spanischen Dorf offenbart.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Resident Evil 4.
Die ersten Schritte im spanischen Dorf, sollen den Spieler mit der Spielmechanik vertraut machen. Nicht aufgeben, wenn es ein paar Bildschirmtode kostet! © Capcom

Die Bewohner sind aufgrund einer Infektion mit dem unbekannten Plaga-Virus zu blutgierigen Kannibalen mutiert und trachten Leon nach dem Leben. Bereits in den ersten Spielminuten wird der Spieler hier auf eine harte Probe gestellt. Verfolgt von zahlreichen Angreifern hetzt der Agent durch das heruntergekommene Dörflein und versucht alles, um seine Haut zu retten. Panik macht sich auch auch beim Spieler breit, denn nur Kenner der Vorlage wissen, dass dieser Massenangriff auch locker hinter sich zu bringen ist, wenn man nur fünf Minuten lang davonläuft – und das ohne eine einzige Kugel aus der mickrigen Pistole, die zum Spielstart zur Verfügung steht, zu verbrauchen.

Das Spielprinzip bleibt das Gleiche

Der Spieler sieht Leon S. Kennedy, anders als in den letzten beiden Ablegern Resident Evil 7 und 8, direkt über die Schulter, auf Knopfdruck wird die Waffe gezogen und möglichst sorgfältig gezielt. Was Neulinge verwundern könnte, ist der Umstand, dass das Zielen und auch die Laufgeschwindigkeit der Spielfigur etwas behäbig und langsam wirkt. Doch genau so ist es gedacht. Denn auch die Gegner taumeln die meiste Zeit eher gemächlich auf die Mattscheibe zu, mit ein bisschen Übung sind selbst größere Ansammlungen einfach in Schach zu halten. Wird es ganz knapp, kann Leon ein Messer zum Einsatz bringen, das ebenfalls gute Dienste leistet, wenn der Spieler sich vorsichtig an einen Fiesling heranschleicht – das spart Nerven und Munition.

Zur Pistole, mit der die ersten Scharmützel überwunden werden müssen, gesellen sich im späteren Verlauf noch zahlreiche weitere Waffen, wie etwa ein Gewehr samt optionalem Zielfernrohr, ein Bolzenschussgerät, Schrotgewehre und Hilfsmittel wie Granaten und Minen. Das ist auch bitter nötig, denn je weiter sich der Spieler voran tastet, desto gruseliger und unwirklicher werden auch die Gegner, mit denen er es zu tun bekommt. Das Highlight nach dem Absolvieren eines Abschnitts sind, wie bei jedem Teil der Resident Evil-Serie natürlich die schweißtreibenden Bosskämpfe gegen bildschirmfüllende Ungetüme. Hier muss jeder Schuss sitzen!

Resident Evil 4 im neuen Gewand

Was nicht erst ins Auge sticht, nachdem sich die erste Anspannung gelegt hat, ist die runderneuerte Optik von Spielfiguren und Umgebungen. Verfallene Häuser im fahlen Schein der untergehenden Sonne, rotäugige Halbmenschen, die mit realistischer Darstellung der Gesichter und Körperbewegungen begeistern und eine Soundkulisse, wie aus den besten Horrorfilmen. Der optisch höchst beeindruckende Anstrich für die Neuauflage der Grusel-Mär wird durch die neue Entwicklungsumgebung (RE-Engine) ermöglicht, die Hersteller Capcom bereits seit dem siebten Teil der Serie zum Einsatz bringt. Sind schon die ersten Schritte und ersten Schauplätze nur schwer von der Realität zu unterscheiden, legt Resident Evil 4 im weiteren Spielverlauf nach.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Resident Evil 4.
Die verschiedenen Umgebungen strotzen vor Details und Atmosphäre, was nicht zuletzt an den fantastischen Lichtstimmungen liegt. © Capcom

Dann warten nur scheinbar veträumte See-Gebiete, ein majestätisches Schloss und eine düstere, auf einer Insel gelegene Industrie-Anlage darauf, vom Spieler ausgiebig erkundet zu werden. Neben den nervenzerfetzenden Kämpfen warten in jeder Spielumgebung viele Geheimnisse, nette Rätsel und motivierende Nebentätigkeiten. Für den ersten Durchlauf müssen rund 20 Stunden verbucht werden, da es nach Spielende ein erneuter Anlauf ermöglicht, alle Errungenschaften mit in den Neustart zu nehmen, verringert sich die Spielzeit Stück für Stück. Dabei wird der Spieler mit einst nur schwer zu meisternden Stellen, plötzlich spielend leicht fertig und freut sich über eine deutlich bessere Bewertung am Ende eines Kapitels. Das ist Motivationstraining à la Resident Evil.

Viel Licht, kleine Schatten

Bringen die wilden Schießereien in optisch herausragend gut dargestellten und abwechslungsreichen Umgebungen eine Menge Grusel und Spielspaß, gibt es an der ein oder anderen Stelle noch etwas Anlass zur Kritik. Durch die teils angestaubt wirkende Bewegungssteuerung der Spielfigur, kommt es besonders beim Nahkampf und umzingelt von einer Gegnerwelle zu unangenehmer Machtlosigkeit am Gamepad, was den ein oder anderen Bildschirmtod mit sich bringt. Denn Leon hat keine direkte Ausweichbewegung, wie etwa einen Hechtsprung zur Seite, in seinem Repertoire.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Resident Evil 4.
Umzingelt von Angreifern, ist die Flucht der beste Ausweg. Erst mit etwas Abstand lässt sich die Situation deutlich einfacher lösen. © Capcom

Nur in sehr kurzen, oft zu kurzen Momenten, wird die Option für ein defensives Bewegungsmanöver ermöglicht, das klappt allerdings nur, wenn es dem Spieler gelingt, im Bruchteil einer Sekunde auf die entsprechende Einblendung zu reagieren. Und so beeindruckend und realistisch die Optik auch ist, bei der Darstellung von Wasser und Regentropfen gibt es noch Luft nach oben. Das haben Spieler in Titeln wie “The Last of Us Pt.1” oder “Horizon Forbidden West” auf der Playstation 5 schon deutlich besser gesehen. Auch die Bildwiederholrate, die nicht immer konstant anliegt, kann den optischen Eindruck mehr schmälern, als nötig. Die besten Einstellungen hat IMTEST für Sie herausgearbeitet.

IMTEST-Tipps für die beste Darstellung

Viele Spiele verfügen heute über die Möglichkeit, dass der Spieler einstellen kann, ob eher eine hohe Bildwiederholrate oder eine hohe Auflösung bevorzugt wird. Legen Sie mehr Wert auf eine sehr flüssige Optik, muss die Auflösung leiden – und umgekehrt. In der Neuauflage von Resident Evil 4 empfiehlt IMTEST folgende Einstellungen: Entscheiden Sie sich für den Fokus auf “Grafik” läuft Resident Evil 4 auf der Playstation 5 bis auf ein paar Ruckeleinlagen bei einer Auflösung von 2160p (4K) annehmbar flüssig. Sie finden die Optik trotzdem verwaschen und besonders entfernte Objekte wirken verwischt und breiig? Dann kommt die Einstellung “Objektivverzeichnung” zum Tragen. Deaktivieren Sie diesen sonderbaren Menüpunkt, präsentiert sich die spannende Grusel-Hatz deutlich schärfer. Auch die Chromatische Abweichung sollte für eine schärfere Darstellung unbedingt ausgeschaltet werden. Stören gelegentliche Rucker zu sehr, kann zusätzlich das Raytracing und die strähnige Darstellung der Haare, dem Spielerwunsch zum Opfer fallen.

Fazit

Resident Evil 4 zeigt sich in der optisch und spielerisch gekonnt und akzentuiert verbesserten Neuauflage als fast perfekte Grusel-Schießbude. Viel Abwechslung bei Gegnern, Umgebungen und Waffen. Dazu gibt es ein motivierendes Crafting- und Upgrade-System plus perfekt implementiertem B-Movie-Flair – ganz so, wie es sich für ein Spiel der beliebten Serie gehört. Ein paar Mankos bei der Steuerung und daraus folgende Frustmomente sind ärgerlich, können das Endergebnis aber nicht maßgeblich beeinflussen. Mögen Sie Horror- und Gruselspiele und sind ein Fan von der Resident Evil, bekommen Sie hier den bis jetzt besten Teil der Serie.

  • PRO
    • Sehr realistische Optik, viel Abwechslung, motivierende und fordernde Spielsysteme.
  • KONTRA
    • Holprige Bildwiederholrate, Steuerung nicht immer optimal.

IMTEST Ergebnis:

sehr gut 1,4

Resident Evil 4 hat die Altersfreigabe “Ab 18 Jahren” und erscheint am 24. März für PC, PS4, PS5, und Xbox Series S und X zum Preis ab 69,99 Euro. Eine kostenlose Demoversion zum Ausprobieren steht für den PC und die Konsolen in den entsprechenden Download-Stores bereit.

Boris Connemann

Nach seiner Ausbildung bei der DATEV eG hatte Boris Connemann die Möglichkeit sein Hobby zum Beruf zu machen: Als Redakteur bei einer großen deutschen Zeitschrift für Tests von Computer- und Videospielen war er in der Hauptsache für den Bereich der Spielekonsolen und deren aktuell verfügbarer Software verantwortlich. Nach 12 Jahren zog es Boris dann in die Welt der Werbung mit der Aufgabe der Erstellung von Corporate Content und der digitalen Transformation großer Marken, unter anderem für Telefónica und Volkswagen Nutzfahrzeuge. Sein ganzes Herz schlug und schlägt allerdings nach wie vor für die bunte Welt der Videospiele und der dazugehörigen Hardware. Als erste Anlaufstelle für seinen Freundes- und Bekanntenkreis hat Boris immer besten Rat auf Lager, wenn es um die Anschaffung neuer Spiele, Konsolen und digitaler Gadgets geht. Dabei hat er stets ein Auge auf die großen Versprechen der Hersteller und zieht die rote Karte, wenn unnötige Mikrotransaktionen bei einem Vollpreistitel, ärgerliche Bugs oder mangelnde Qualität den Spielspaß behindern. Sie erreichen ihn via E-Mail.