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Spitzenstrahler fürs Heimkino: Sony VPL-VW890ES im Härtetest

Er zählt zur Speerspitze der Heimkino-Beamer: Sony’s gewaltiger VPL-VW890ES-Laserprojektor. Lohnt sich das Gerät wirklich?

Schwarzer Beamer schräg von vorne auf weißem Hintergrund
© Sony

Auf dem Papier punktet der Sony-Beamer VPL-VW890ES mit 4K-Auflösung, einem hochwertigen Objektiv und einer sehr hohen Helligkeit. Das will sich Sony kosten lassen. Für knapp 25.000 Euro soll es sich auf dem Projektor unvergleichlich gut Filme schauen und spielen lassen. Ob der Beamer seinen stolzen Preis wert ist und wie sich im Vergleich andere Beamer schlagen, verrät IMTEST.

Produktdetails

  • 24.999 Euro
  • 22,3 x 56 x 49,6 cm
  • 22 kg
  • 4K nativ

Sony-Beamer und die Konkurrenz

Im großen Beamer-Vergleichstest hat IMTEST Projektoren in den Preissegmenten zwischen 799 und 6.200 Euro unter die Lupe genommen. Das Fazit war ernüchternd: Viele Modelle hatten Probleme bei der akkuraten Farbdarstellung, es mangelte an Bildschärfe und besonders die Helligkeit bei Restlicht war nicht zufriedenstellend. Einzig die Modelle Sony VPL-VW290ES, Epson EH-LS3000W und Samsungs The Premiere boten ein gutes Bild.

Und dennoch: Einem modernen OLED-Fernseher wie den LG OLED65G19LA oder dem bisherigen Referenzprojektor VPL-VW790ES (12.999 Euro) konnte kein Projektor auch nur annähernd das Wasser reichen. Bis jetzt! Sony schickte einen 24.999 Euro teuren Heimkino-Projektor ins Rennen. Wie gut es sich mit dem luxuriösen Sony-Beamer schauen lässt, zeigt IMTEST.



Bildpracht in 4K: Schärfer geht nicht

Ein ARC-F-Objektiv im Sony-Beamer zaubert mit insgesamt 18 Glaselementen ein knackscharfes Bild auf die Leinwand. Hier konnte bislang kein getesteter Projektor mithalten und darin besteht auch der größte Unterschied zu unserem Referenzprojektor – dem halb so teuren Bruder VPL-VW790ES. Kein Projektor schaffte es auch an den äußersten Bildrändern ein perfekt scharfes Bild darzustellen. Besonders bei Schriften ist der Projektor so scharf wie ein moderner Computerbildschirm. Das Bild wirkt wie auf die Leinwand gemalt.

Die enorme Bildschärfe wird auch über die native 4K-Auflösung erreicht. Im Vergleich zu einigen günstigeren Projektoren, die durch Trickserei ein Full-HD-Bild mit 1.920 x 1.080 Pixeln auf 4K hochrechnen, projiziert der VPL-VW890ES tatsächlich satte 4.096 x 2.160 Pixel auf die Leinwand. Beim Filme schauen gehen also keinerlei Details verloren. Ganz im Gegenteil: Solch ein Detailreichtum lenkte zeitweilen sogar vom Geschehen ab und offenbart Schwächen bei der Filmproduktion und Maskenbildnern.

Screenshot von bespielter Leinwand mit Desktop von PC und Icons von Programmen und Spielen, dunkel blauer Hintergrund
Das Bild ist hell, farbenfroh und scharf: Der Beamer zeigt natives 4K. © IMTEST

Farbenfroh – aber lieber ohne HDR

Im Farbspektrumtest zeigt sich, das absolute Profis von Sony am Werk waren. So werden die Farbräume sRGB und sogar P3 nahezu perfekt dargestellt (91 Prozent). Das Kontrastverhältnis ist mit dem Sony-Beamer hingegen vollkommen perfekt: Schwarz ist auch wirklich „schwarz“ – hier trennt sich die Spreu vom Weizen, da alle Projektoren unter 5.000 Euro eher ein matschiges Grau an die Leinwand werfen.

In den hellen Bildmodi (etwa „TV Hell“) gab der Sony VPL-VW890ES ein farbenfrohes und helles Bild ab, das nur minimal zum Blaustich neigte. Mit einer kleinen Anpassung war auch dieser kleine Mangel schnell behoben. Die größte Schwachstelle in Sachen Farben ist die „HDR“-Darstellung: Diese Technik zur verbesserten Ausleuchtung von Farben und kontrastschwächeren Bereichen verlangt eine enorme Leuchtkraft, da schwache Bereiche des Bildes und Schatten stark hervorgehoben werden müssen. Trotz der gemessenen hohen Leuchtkraft wirkt das HDR-Bild dennoch zu dunkel, weshalb HDR ausblieb. 



Helligkeit und Lasertechnik

Der 4K-Laserprojektor sorgt hingegen bei gewöhnlichem (nicht-HDR) Material für eine hohe Helligkeit. So kamen von den 2.200 angegebenen Lumen auf der Leinwand immerhin noch 2.090 gemessene Lumen an. Das ist selbst für etwas Restlicht hell genug und in einem vollständig abgedunkelten Raum gar „zu hell“. Erst bei direkter Sonneneinstrahlung oder heller Raumbeleuchtung kann der Sony-Beamer nicht mehr ganz mit den anderen Lichtquellen mithalten und Bilddetails gehen unter.

Die Lasertechnik des VPL-VW890ES hat im Vergleich zur sonst üblichen Lampentechnik einen weiteren Vorteil: Sie verliert auch nach hunderten oder tausenden Stunden kaum an Helligkeit. Während eine Lampe schon nach rund 2 000 Stunden bis zu 50 % an Lichtleistung verlieren kann, bleibt ein Laser nach dieser Zeit noch bei rund 90 % seiner Helligkeit. Doch es gibt auch einen Nachteil dieser Technik. Denn gibt eine Lampe den Geist auf oder wird zu dunkel, kostet der Ersatz rund 300 Euro. Die Lasereinheit des VW890ES kostet mehrere tausende Euro. 

Schwarzer Beamer schräg von vorne auf silbernen Ständer, links ein silbernes Gerät
Der Beamer wirft mit Lasertechnik die Bilder an die Wand. © IMTEST

Praxistest mit Sony-Beamer

Die theoretischen Werte und Messungen machen eins klar: Der Sony-Beamer erreicht absolute Spitzenwerte und stellt somit die Referenz dar. Nun zur viel wichtigeren Frage – wie gut wirken Filme und Spiele auf einem Projektor mit dem Marktwert eines neuen Kompaktautos? Über mehrere Tage bespielte IMTEST den Sony VPL-VW890ES deshalb mit Material – angefangen bei uralten Serien auf DVDs, die niemals eine HD-Aufarbeitung genießen durften, bis hin zu speziell in 4K gedrehten Blockbustern und Spielen auf PlayStation 5 oder vom Spiele-PC. Das Ergebnis lässt staunen.

Bildqualität bei Filmen

In allen Testkriterien stellte er das Bild so scharf, homogen und farbenfroh dar, wie es vom Regisseur gedacht war. Besonders 4K-Blu-rays sorgte beim Publikum im Vorführraum für offene Münder. Die Linse des Sony-Beamers liefert eine überragende Schärfe und Plastizität des Bildes, die sogar einen Hauch über dem bisherigen Referenzprojektor (VW790ES) liegen – auch wenn die Unterschiede nur im Einzelfall sichtbar zu erkennen waren.

Auch älteres Material wirkt dank der verbauten Techniken zum Aufarbeiten von geringeren Auflösungen (auch Upscaling/Skalierung genannt) auf 4K nochmal scharf, wenngleich man natürlich keine Wunder erwarten darf. Im Vergleich zu einem OLED-Fernseher wirkt das Bild nicht ganz so farbenfroh oder hell, dafür aber „natürlicher“. Während Fernseher oft ein atemberaubend „knalliges“ Bild darstellen, zeichnet der VPL-VW890ES ein homogeneres und realitätsnahes Bild auf die Leinwand. Landschaften, Städte und Menschen wirken echter. 



Spiele projizieren

Aber auch Spiele sehen auf über 120 Zoll Diagonale mit dem Sony-Beamer farbenfroh und scharf aus. Man fühlt sich dank der Bildgewalt voll in die Spielszenen von Blockbuster-Spielen wie „Cyberpunk 2077“ oder dem neuen, fotorealistischen „Flight Simulator 2020“ hineingesogen. Die hohe Bildschärfe und Größe lassen Details zur Geltung kommen, die selbst auf einem 75 Zoll Bildschirm nicht zu sehen sind.

Für Spieler leistet sich Sony dennoch eine Panne. Denn das Bild kann maximal 60 mal pro Sekunde aktualisiert werden (60 Hz Bildwiederholfrequenz). Dieser Wert ist zwar für das menschliche Auge noch „flüssig“, im Vergleich zu einem Spiele-Monitor oder modernen Fernsehen mit 120 Hz (oder mehr) wirkt das Bild bei starken Bewegungen nicht ganz butterweich. Im Gespräch mit Sony wurde klar, dass hier lediglich eine kleine Steuerungseinheit des Eingangs (HDMI) für diese Beschränkung verantwortlich ist. Angesichts des hohen Preises ist dies etwas schade. 



Größe und Verarbeitung

Das in lediglich schwarz erhältliche Gehäuse ist sehr gut verarbeitet und bietet elegant runde Formen, die in jedem Wohnzimmer oder Heimkino gut aussehen. Allerdings müssen Nutzer ordentlich Platz schaffen. Denn das 22 Kilogramm schwere Gehäuse misst satte 22,3 x 56 x 49,6 cm (HxBxT) und will erst einmal ordentlich aufgestellt oder aufgehangen werden.

Was an der Optik des Geräts allerdings etwas negativ auffällt: Beim frontalen Blick auf den Sony-Beamer erhält man einen Blick ins Innere mit offenliegenden Kabelsträngen. Für den Preis hätte Sony durchaus eine kleine schicke Abdichtung anbringen können.

Detailaufnahme Beamer frontal mit großer Linse
Schaut man den Beamer direkt von vorne an, erhält man einen unschönen Einblick ins Innere. © IMTEST

Professionell mit wenig Anschluss

In Sachen Lautstärke gibt es am Sony-Beamer nichts auszusetzen. Selbst bei der höchsten Helligkeitsstufe wird das Gerät nur 33 Dezibel laut. Bei ausreichend Abstand hört man den Projektor so gut wie gar nicht. Für einen Beamer in dieser Preiskategorie üblich gibt es nicht viele Anschlüsse.

So sind linkerhand nur zwei HDMI-Ports für Videoeingänge vorhanden. Der Hintergrund für diese im Vergleich zum Fernseher eher magere Anschlussvielfalt: In einem Heimkino ist eher der AV-Receiver für den Anschluss vieler Geräte wie Spielekonsole, Blu-ray-Player oder Computer verantwortlich. Von da aus geht meist nur ein Kabel an den Projektor. Somit benötigen professionelle Beamer weniger Anschlüsse.

Schwarzer Beamer von hinten auf weißem Hintergrund
Am VW890ES gibt es nicht sehr viele Anschlüsse. Ein professioneller Projektor braucht diese aber auch nicht. © Sony

Sony-Beamer im Vergleich

Alle getesteten Projektoren mussten sich mit dem 2020 gekauften und kalibrierten Sony VPL-VW790ES messen (Kosten: rund 12.000 Euro). Der Projektor hat bereits über 1.000 Stunden auf der Uhr und somit konnte der Tester einen guten Vergleich zu dem neuem Topmodell ziehen. Und wenngleich die Unterschiede auf dem Papier und in den Messergebnissen klar für den 890ES sprechen, so bleibt im Praxisbetrieb leider ein etwas fader Nachgeschmack vorhanden:

Denn der Sony VPL-VW890ES ist in etwa 10 % heller und bietet ein marginal schärferes Bild an den Bildecken. Im Blindtest bei Parallelbetrieb beider Projektoren konnte nur in Ausnahmesituationen (etwa bei Schriften oder sehr farbenprächtigen Stellen) festgestellt werden, welcher Sony-Beamer gerade auf die Leinwand strahlt – und selbst dann waren die Unterschiede kaum wahrnehmbar.

FAZIT

Der Heimkino-Profi wird mit dem Sony VPL-VW890ES glücklich: Ein nahezu perfektes, helles und sehr natürliches Bild stellen alle getesteten Projektoren in den Schatten. Spielt Geld keine Rolle, darf getrost zugegriffen werden.

Andernfalls rät IMTEST zum kleinen Bruder und dem Referenzmodell im Vergleich, dem Sony-Beamer VPL-VW790ES: Nutzer verlieren zwar einen Hauch Helligkeit und Bildschärfe, was jedoch nur in Ausnahmesituation wirklich sichtbar war, und sparen dabei rund 13.000 Euro!

  • PRO
    • Perfekte Bildschärfe und Bildgüte, hohe Farbgüte, gute Verarbeitung und Bedienung
  • KONTRA
    • Niedrige Bildwiederholrate (maximal 60 Hz), je nach Material kaum bis keine sichtbaren Unterschiede zum halb so teuren kleineren Modell VW-790ES, sehr teuer

IMTEST Ergebnis:

sehr gut 1,5

Sandro Villinger

Als freiberuflicher Redakteur testet Sandro Villinger für IMTEST Hardware, insbesondere Projektoren, Dashcams, IP-Kameras, Laptops oder Spiele-PCs. In diesem Bereich liegt auch seine persönliche Leidenschaft. Seit 12 Jahren ist Sandro Villinger für Softwarefirmen als Manager von Produktentwicklung, Innovation und Marketing tätig. Währenddessen schrieb er viele Jahre für Publikationen wie PC-Praxis, Computerbild und auch Medien wie PCWorld in den USA. Er wurde für seine Arbeit von Microsoft mehrfach ausgezeichnet, schrieb Bücher für Microsoft Press und arbeitete viele Jahre für die Hauptniederlassung des Softwareriesen in Seattle. Sie erreichen ihn via E-Mail.