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Stromer ST2: Wie schlägt sich das S-Pedelec im Alltag?

Wie fährt sich ein S-Pedelec? IMTEST hat ausprobiert, wie Radler mit dem Stromer ST2 auf Pendelstrecken und im Stadtverkehr zurechtkommen.

Frau auf einem E-Bike von Stromer auf der Straße.
© IMTEST

Ein Speed-Pedelec, kurz S-Pedelec, ist ein E-Bike mit elektrischer Tretunterstützung bis zu 45 Stundenkilometern. Damit eignet es sich ideal für Pendelwege über zehn Kilometer, um das Auto zu ersetzen und volle Flexibilität zu gewinnen. Trotzdem führen S-Pedelecs in Deutschland ein Nischendasein. Warum das so ist und wie sich speziell das Stromer ST2 im Alltag schlägt, verrät IMTEST.

Stromer ST2

grünes Speed-Pedelec auf weißem Grund

Das Stromer ST2 im Kurz-Check

Das Stromer ST2 bietet viel Fahrspaß. Drei Unterstützungsstufen und sechs Gänge ermöglichen einen angenehmen Tritt, auch wenn der Start durch das Gewicht von rund 33 Kilogramm zunächst schwerfällig wirkt. Sobald das Rad rollt, sammeln sich die Kilometer fast wie von selbst, und das Ziel rückt schnell näher. Die Scheibenbremsen packen kräftig zu und vermitteln ein gutes Sicherheitsgefühl.

Produktdetails

  • Hinterradnabenmotor: Stromer Cyro Drive IG, 40 Newtonmeter
  • Geschwindigkeit bis 45 km/h
  • 618 Wattstunden-Akku
  • Reichweite lt. Hersteller bis 120 Kilometer
  • Schaltung: 5-Speed by Sturmey Archer
  • Preis: ab 6.890 Euro

Ausstattung und Bedienung

Der Hinterradnabenmotor liefert 40 Newtonmeter Drehmoment und unterstützt gleichmäßig sowie kraftvoll. Mit dem 618-Wattstunden-Akku sind laut Hersteller bis zu 120 Kilometer Reichweite möglich. Auf der Testfahrt lief ausschließlich die dritte Unterstützungsstufe. Für die 33,3 Kilometer Strecke verbrauchte das ST2 38 Prozent der Akkukapazität – genug, um eine tägliche Hin- und Rückfahrt problemlos mit einer Ladung zu bewältigen.

Der Sitz auf dem Rad ist aufrecht, bequem, die Griffe sind ergonomisch geformt und liegen gut in der Hand. Das Display sitzt elegant im Oberrohrrahmen und informiert per Touchscreen über die wichtigsten Fahrdaten. Bevor es losgeht, muss das ST2 per Code entriegelt werden. Alternativ übernimmt die myStromer-App diese Aufgabe und bietet weitere Funktionen, etwa die Feinabstimmung der Motor- und Sensoreigenschaften oder die Standortbestimmung.

Komfort und Fahreindruck

Breite 57-Millimeter-Reifen und die Federgabel filtern Unebenheiten zuverlässig heraus. Asphalt, Schotter oder Kopfsteinpflaster – das ST2 bleibt stets stabil und sicher. Auch in Kurven vermittelt es ein souveränes Fahrgefühl.

weißes S-Pedelec vor einer Häuserfront stehend
Auf den ersten Blick wirkt das S-Pedelec wie ein Trekking-E-Bike, unterstützt den Fahrer aber bis zu 45 km/h. © IMTEST / Kathrin Schräer

Etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Stadtverkehr sehr hilfreich, ist der Rückspiegel. Zusätzlich sorgt eine elektrische, laute Hupe dafür, auch im dichten Verkehr nicht überhört zu werden.

Auf freier Strecke erreicht das Rad schnell die 45 km/h Höchstgeschwindigkeit und hält diese dank harmonischer Gangabstimmung mühelos. Mit seinem kernigen Trapezrahmen und den breiten Reifen wirkt das Testrad wie ein SUV auf zwei Rädern. Kurz gesagt: ein S-Pedelec, das Lust auf längere Pendeltouren macht.

IMTEST mit S-Pedelec im Stadtverkehr unterwegs

S-Pedelecs stoßen in Deutschland jedoch auf viele Hürden. Aufgrund ihrer Unterstützung bis 45 km/h zählen sie rechtlich nicht mehr als E-Bikes, sondern als Kleinkraftrad. Daraus ergeben sich klare Vorschriften: Versicherungskennzeichen, Führerschein der Klasse AM, Helmpflicht und das Verbot, Radwege zu nutzen – außer ein Schild erlaubt es ausdrücklich.

Nahaufnahme Kennzeichen bei einem S-Pedelec
S-Pedelecs sind kennzeichenpflichtig, zudem braucht der Fahrer Helm und einen Führerschein. © IMTEST / Kathrin Schräer

Mit Kennzeichen, Führerschein und Helm ausgestattet, startete IMTEST die Testfahrt: von der Hamburger Innenstadt bis in eine Kleinstadt rund 30 Kilometer nordöstlich. Die größte Herausforderung bestand darin, Radwege zu meiden und sich ständig in die Autoschlange einzureihen. Da das ST2 innerorts bei Tempo 45 den 50 km/h der Autos nicht ganz folgen kann, sorgt das schnell für Ärger – heruntergelassene Fensterscheiben, Zurufe und der Hinweis, doch bitte auf dem Radweg zu fahren. Die Fahrt fühlte sich entsprechend angespannt an.

Hinter der Hamburger Stadtgrenze zeigte das Stromer dagegen seine Stärke. Auf freier Strecke konnte es zeigen, was in ihm steckt und die volle Unterstützung ausfahren.

Zusammenfassung: Besonderheiten S-Pedelecs

  • Versicherungskennzeichen, welches beleuchtet ist
  • Helmpflicht (normaler Fahrradhelm reicht aus)
  • Führerschein der Klasse AM
  • Rückspiegel
  • Es darf nicht auf Fahrradwegen gefahren werden, es sei denn, es ist explizit gekennzeichnet


Fazit: Gute Idee, schwer in der Umsetzung

Das S-Pedelec kann den Arbeitsweg erleichtern und eine echte Alternative zum Auto darstellen. Doch die deutsche Straßenverkehrsordnung bremst die schnellen Räder regelrecht aus – und blockiert damit sogar Fortschritte bei der Verkehrswende.

Der Test hat gezeigt: Wer ausschließlich auf Autospuren unterwegs ist, stößt schnell an Grenzen. Im Stadtverkehr zwischen Autos oder auf Schnellstraßen entsteht kaum ein Sicherheitsgefühl. Hinzu kommt, dass sich der Zeitgewinn im Berufsverkehr oft in Grenzen hält.

Kein Wunder also, dass der Marktanteil von S-Pedelecs bei unter fünf Prozent liegt. Lediglich Köln und Tübingen gehen als Modellstädte voran und öffnen bestimmte Radwege nach Prüfung für die schnellen E-Bikes.

Wäre die 30 Kilometer lange Pendelstrecke ohne Einschränkungen möglich gewesen, hätte das ST2 klare Vorteile gegenüber Auto und Bahn ausgespielt. Stattdessen bleibt die Frage, auf welchen Routen sich ein S-Pedelec wirklich lohnt und wo seine Stärken zur Geltung kommen.


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Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen....