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Canon EOS R5 C im Test: Profikamera mit Video-Fokus

„C“ wie Cinema: Sie vereint die Top-Bildqualität der EOS R5 mit starker Video-Performance für Profis.

Mann mit Kamera vor See hockend
© Canon

Perfekt in Szene gesetzt: Nicht nur Fotografierende, sondern auch Filmer soll die Canon EOS R5 C glücklich machen. Als Canons kleinste Cinema-Kamera stellt sie eine für die Videografie verbesserte Version der EOS R5 dar. Heißt: Der Vollformatsensor für starke Fotoqualität mit 45 Megapixeln bleibt erhalten. Auch sonst gibt es viele Gemeinsamkeiten, vom Design bis hin zu Funktionen und Extras. Neu sind der integrierte Lüfter, der 8k-Videoaufnahmen über lange Zeiträume erlaubt, ein verbesserter Autofokus, mehr Videoformate mit bis zu 12 Bit und viele weitere Extras.

Damit möchte die EOS R5 C auch professionellen Ansprüchen genügen – zum stattlichen Preis von 4.999 Euro (UVP). Im Vergleich zur R5 sind das 500 Euro mehr. Für wen sich der Aufpreis lohnt und ob die Erweiterung um die Videotauglichkeit auch Abstriche für die Fotoqualität bedeutet, bespricht dieser Artikel. So schneidet die Canon EOS R5 C im Test ab.

Canon EOS R5 C mit Lüfter und 8k

Ein großer Unterschied zur R5 macht sich bei der Canon EOS R5 C schon mit Blick auf das Gehäuse direkt bemerkbar: der Lüfter. Der schützt die Kamera bei längeren Videoaufnahmen ohne Unterbrechungen. Das erfolgt sogar im Cinema-RAW-Light-Format bei einer Auflösung von bis zu 8k und einer Bildfrequenz bis zu 60 Bilder die Sekunde – die externe Stromversorgung vorausgesetzt.

Filmer können sich also darüber freuen, über längere Zeiträume aufnehmen zu können, ohne Abstriche bei der Bildqualität in Kauf nehmen zu müssen. Im Akku-Betrieb stemmt die Kamera immerhin 30 Bilder die Sekunde. Für Cinema RAW Light verfügt die EOS R5 C zudem über drei Qualitätsoptionen: High Quality, Standard und Light. Dem Nutzer stehen somit mehr unkomprimierte Qualitätsstufen zur Auswahl als bei der EOS R5.

Verbesserte Videofunktionen bei EOS R5 C im Test

Soll das Filmen mit der Canon EOS R5 C beginnen, wechselt der Nutzer per Umschalte-Hebel in den Videomodus. Mit dem Moduswechsel fährt dann die Kamera das ganze Portfolio an Werkzeugen auf. Beispiel: Der Autofokus Dual Pixel CMOS AF II ist mit dem der EOS R5 im Fotomodus weitgehend identisch. Kursierende Gerüchte, dass der Autofokus langsamer als beim Vorgänger arbeiten würde, konnten die Messungen widerlegen. Im Testlabor fokussierte das System in nur 0,17 Sekunden rasant, bei der EOS R5 waren es 0,18 Sekunden.

Hände halten schwarze Kamera und Finger bewegen Regler, Draufsicht
Kino-Modus an: Per Schalter wechselt der Nutzer vom Foto- in den Kinomodus. Dabei ändert sich die Benutzeroberfläche, die je nach Modus eine Vielzahl nützlicher Funktionen und Ansichten bietet. © Canon

Im Videomodus kommen dann die Neuerungen zum Tragen, etwa die automatische Erkennung und Fokussierung von Augen und Gesichtern. Auch lassen sich Ansprechverhalten und Geschwindigkeit zum gewünschten Fokusmodus vom Nutzer festlegen. Dieses Feintuning zieht sich durch nahezu alle Video-Funktionen der EOS R5 C und dürfte vor allem Profis begeistern. Neben zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten bekommt der Filmer viele nützliche Werkzeuge an die Hand, etwa

  • False Color, um die Belichtung präzise zu bestimmen,
  • ein Waveform- Monitor, der gemessene Videosignale als Kurvendiagramme visualisiert,
  • oder ein Timecode-in- und -out-Anschluss zur exakten Synchronisierung des Timecodes mit externen Geräten.


Canon EOS R5 C nicht schlechter als Vorgänger

Im Gegensatz zu den genannten Videofunktionen sollen die Canon EOS R5 C und die EOS R5 in Belangen der Fotografie identisch sein. Mit einer Auflösung von 45 Megapixeln (8.192 x 5.464) verspricht der zum Vorgänger identische Vollformatsensor ein scharfes Bild. Die ISO reicht standardmäßig bis 51.200, erweitert bis 102.400. Bis zu 12 Bilder pro Sekunde mit bis zu 180 Bildern in Folge im RAW-Format knipst die EOS R5 C ebenso. Dass es bezüglich der Fotoaufnahme-Eigenschaften keine Neuerungen gibt, ist jedoch mehr als verkraftbar. Schon die Canon EOS R5 überzeugte im Test 2020 mit überragender Bildqualität, setzte mit den hervorragenden Messwerten neue Maßstäbe.

Hände halten schwarze Kamera, Daumen drückt Knopf, Draufsicht
Den 12-Bit-Genuss gibt es mit der Canon EOS R5 C, wenn man als Dateiformat RAW LT wählt. © Canon

Der Test der EOS R5 C bestätigt: Es sind keine Abstriche zugunsten der Qualitäten als Videokamera zu befürchten. Die Auflösung ist durchweg sehr hoch, liegt bis ISO 3.200 liegt über der Nyquist-Frequenz von 2.732 Linienpaaren pro Bildhöhe. Zwar lag die EOS R5 hier sogar noch weiter oben, erreichte bis ISO 800 sogar 122 Prozent, wohingegen die R5 C bei 113 Prozent liegt. Dafür zeigte sie eine minimale Überschärfung an Kanten, wohingegen die EOS R5 C minimal sauberer arbeitet. Die Unterschiede sind aber geringfügig, und in der Praxis dürft en sie nicht weiter auffallen.

Bildqualität der Kamera im Test

Insgesamt sind die Bilder mit der Canon EOS R5 C im Test gestochen scharf. Konturen erscheinen trennscharf und klar, sowohl bei den Messungen als auch bei der visuellen Überprüfung, was den Schärfeeindruck des Bildes weiter verstärkt. Exzellent sind auch der Signal-Rausch-Abstand sowie das visuelle Bildrauschen bis ISO 3.200. Die Eingangsdynamik erfasst einen sehr hohen Motivkontrast von bis zu 13 Blendenstufen, ab ISO 200 fällt er minimal ab auf knapp unter 12.

Goldene Figur vor schwarzem Hintergrund
Hervorragende Detailauflösung bei ISO 100, scharfe Kantenzeichnung, brillantes Bild. © FOTOTEST

Die Fotos zeigen aber bis ISO 3.200 einen durchweg sehr hohen Bildkontrast. Die Farbwiedergabe erfolgt mit einer Abweichung von Delta E 11,6 steigend auf 13,3 nicht sehr präzise – das kostet Punkte. Die Farben erscheinen aber nicht übersättigt, auch das zeigen die Messungen.

Goldene Figur vor dunklem Hintergrund
Sehr gute Detailauflösung bei ISO 3200, kaum sichtbare Artefakte, Konturen sind scharf gezeichnet. © FOTOTEST

Ab ISO 3.200 sinkt dann die Auflösung deutlicher, ist jedoch erst ab ISO 25.600 erstmals deutlich unter 100 Prozent der Nyquist-Frequenz. Das ist in Anbetracht der hohen ISO sehr gut. Wie üblich steigt der Signal-Rausch-Abstand mit zunehmender ISO, das Rauschen im Bild nimmt also deutlich zu. Aber selbst bei sehr hoher ISO von 51.200 bleibt die Eingangsdynamik noch hoch, der Bildkontrast sinkt ab 6.400 leicht unter 255.

Schwarz weißes Muster
Enorme Auflösung jenseits der Nyquist-Frequenz bei ISO 100–ISO 6.400 – trotz Tiefpassfilter. © FOTOTEST

Canon EOS R5 C ist überraschend kompakt

Schwarze Canon EOS R5 C Kamera von vorne auf weißem Hintergrund
Die Canon EOS R5 C: Systemkamera mit Vollformat-Sensor, Abbildung zeigt Body ohne Objektiv. © Canon

Erstaunlich ist schon das kompakte Format der Canon EOS R5 C, die mit 770 Gramm und den Ausmaßen von 142 x 101 x 111 Millimetern immer noch gut in den Händen liegt. Im Vergleich zur R5 mit 738 Gramm hat sie also kaum zugelegt, hauptsächlich wohl durch den neuen Lüfter. Sowohl Handgriff als auch Daumenmulde sind ergonomisch geformt, sodass die Kamera ausgezeichnet in der Hand liegt. Die erwähnte kompakte und leichte Bauweise erleichtert den schnellen und spontanen Einsatz, anders als es oft bei vergleichbaren Videokameras der Fall ist, etwa die EOS C70 mit 1.190 Gramm.

Schwarze Canon EOS R5 C schräg von hinten mit eingeschaltetem Display auf weißem Hintergrund
Flexible, einfache Bedienung dank Daumenrad, Touchscreen und konfigurierbare Tasten. © Canon, FOTOTEST

Einfache, umfangreiche Bedienung der Kamera

Der 8,12 cm große Bildschirm der Canon EOS R5 C ist dreh- und schwenkbar, lässt sich zudem auch per Berührung bedienen (Touch), um etwa den Fokuspunkt auszuwählen. Das klappt in der Praxis tadellos. Mit 2,1 Megapixeln löst die Anzeige hoch auf und erlaubt einen klaren Blick auf das Geschehen. Besser noch ist der Blick durch den OLED-Sucher mit 0,5 Zoll Diagonale bei 5,76 Megapixeln, der ein gestochen scharfes, brillantes Bild bietet. Joystick und Daumenrad lassen sich aufgrund knackiger Druckpunkte und geriffelter Oberflächen hervorragend bedienen, hinzu kommen zwei Einstellräder auf der Oberseite.

Schwarze Kamera von oben
Ein großzügiger Handgriff wird ebenso geboten wie ein alphanumerisches Display für Infos. © Canon

Für die manuelle Fokussierung gibt es diverse Einstellhilfen wie Fokusassistent, Fokus Peaking und Fokusvergrößerung, die sich auch während der Aufnahme hinzuschalten lassen. Ein klassisches Programmrad fehlt der Canon EOS R5 C. Stattdessen führt der Weg über die Mode-Taste, die Auswahl trifft man dann über das Rädchen. Den gewählten Modus zeigt der danebenliegende Schwarz-Weiß-Bildschirm an, nebst Angaben zu ISO, Blende und Belichtungskorrektur. Generell bietet die Kamera sehr viele Einstellungsmöglichkeiten über die Tasten, fast jeder lässt sich eine Funktion neu zuweisen, 13 davon sind nummeriert.

Weitere Ausstattung der Canon EOS R5 C im Test

Aufgrund der kompakten Bauweise fällt leider auch der Akku der Canon EOS R5 C etwas kleiner aus. Laut Canon soll eine Ladung für 220 Fotos reichen, 320 sind es beim Arbeiten über den Monitor. Die EOS R5 brachte es hierbei auf 320 beziehungsweise 490 Bilder, also etwa 30 Prozent mehr. Zwei Plätze für Speicherkarten gibt es, die CFxpress, aber auch SD, SDHC und SDXC unterstützen. Eine umfangreiche Konnektivität ist dank WLAN, Bluetooth, GPS, Micro-HDMI, Klinkenbuchse und USB 3.2 (Typ C) geboten.

Schwarze Kamera von der Seite
Viele Verbindungsmöglichkeiten gibt es dank HDMI, USB, Klinke, Bluetooth und WLAN. © Canon

Per RF-Bajonett lassen sich sowohl RF- als auch EF-Objektive anschließen, einschließlich EF-S und EF Cinema. Für das Objektiv bietet die Canon EOS R5 C überdies viele Korrekturen, sei es zur Reduzierung der Vignettierung, chromatischen Aberration, Verzeichnung oder anderweiter Störungen. Einen kamerainternen Stabilisator für den Sensor (IBIS) gibt es zwar nicht, jedoch nach wie vor den elektronischen Fünf-Achsen-Bildstabilisator, der auch gemeinsam mit der optischen Stabilisierung von Objektiven kombinierbar ist.

Neben Cinema RAW Light stehen die Aufnahmeformate XF-AVC und MP4 zur Auswahl, jeweils dann mit nur 10 statt 12 Bit. Sehr kurze Verschlusszeiten mit bis zu 1/8.000 Sekunde erreicht die Kamera im Foto-Modus. Im Video-Modus schafft sie 1/2.000 Sekunde.

Fazit

Mit der Canon EOS R5 C erhört der Hersteller Kundenwünsche, die nach Erscheinen der EOS R5 aufkamen. Denn endlich ist die Kamera auch für die professionelle Videografie bestens ausgestattet. Besonders der Lüfter für längere Aufnahmezeiten, der flexibel einsetzbare und sehr schnelle Autofokus und die 12-Bit-Videoformate machen das möglich. Das Besondere: Das alles gelingt der Canon EOS R5 C, ohne zu dick aufzutragen. Denn trotz dieser umfangreichen Funktionalität bleibt sie immer noch leicht, kompakt und liegt bestens in der Hand.

  • PRO
    • Sehr gute Video- und Bildqualität, kompaktes Format, einfach Bedienung
  • KONTRA
    • Akku etwas klein
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Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.