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Sony Alpha ZV-E10: Vlogger-Kamera im Test

Die Sony Alpha ZV-E10 richtet sich an Vlooger und Youtuber. FOTOTEST weiß, ob auch Fotografen mit der günstigen Kamera glücklich werden.

Die Sony Alpha ZV-E10 auf dem als Stativ genutzten Videohandgriff mit Steckdosenanschluss

Eine APS-C-Kamera mit dem Fokus auf Videoaufnahmen für soziale Medien – das will die Sony Alpha ZV-E10 sein. Davon ab ist sie aber auch sonst eine ganz gute Kamera.

  • Auflösung: 24,2 MP
  • Sensortyp: APS-C
  • Crop-Faktor: 1,5
  • Preis: 749 Euro
Kompakte, leichte APS-C-Kamera für Vlogger und Youtuber, die auch bei Fotos eine sehr gute Figur macht.

Alpha ZV-E10: Video kommt ohne Sucher aus

Die Kamera ist für Vlogger, Youtuber und somit für Videos optimiert, so dass sie keinen Sucher hat. Der Rückseiten-Monitor lässt sich seitlich aufklappen, um 270° drehen und hat auch die obligatorische Selfie-Position. Die Kamera erkennt Gesichter und passt die Belichtung auch bei Selfie-Aufnahmen sogar bei extremen Lichtveränderungen blitzschnell an. Das Monitorbild ist scharf, man kann auch die Bildqualität nach der Aufnahme mit der Lupenfunktion beurteilen. Für die Aufzeichnung von 4K-Videos berücksichtigt die Kamera die volle Pixelauslesung, was in etwa 6K entspricht. Dadurch werden 2,4-mal mehr Daten erfasst. Die Überabtastung verbessert die visuell wahrgenommene Schärfe und Detailauflösung der 4K-Videos. Die Aufnahmen werden mit 100 Mbit/s im XAVC-S-Codec gespeichert, was höchste Qualitätsansprüche erfüllt.

Der optionale Aufnahmegriff mit kabelloser Fernbedienung ist optimal für Videos. Der Monitor bietet die obligatorische Selfie-Position.

Viel Dynamik und satte Farben im Video

In Full-HD kann die Alpha ZV-E10 sogar mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde im High-Speed-Modus filmen. Daraus kann man bei der Nachbearbeitung hochauflösende Zeitlupensequenzen erstellen. Es gibt auch diverse Bildwiederholungsraten für Zeitraffer. Mit der HLG-Funktion (Hybrid Log Gamma) gelingen Videos mit noch größerem Dynamikbereich und satten Farben. Die S-Log3-Gammakurven minimieren überbelichtete Lichter und unterbelichtete Schatten durch ihren großen Dynamikbereich (800%). Eine HLG-Ansichtshilfe für den Kamera-Monitor lässt sich im Menü aktivieren. Das Hybrid Log Gamma eignet sich aber auch für die direkte Übertragung der 4K-Videos auf kompatible HDR-Fernseher.

Gute Mikrofonqualität

Das integrierte direktionale 3-Kapsel-Mikrofon auf der Oberseite sorgt für eine klare und deutliche Tonaufzeichnung. Der mitgelieferte Windschutz kann Windgeräusche wirkungsvoll reduzieren. Für erweiterte Audio-Optionen gibt es eine digitale Audio-Schnittstelle und eine Mikrofonbuchse. Wer die Tonaufnahmen genau überwachen möchte, kann es mit einem Kopfhörer in der Kopfhörerbuchse tun.

Das integrierte direktionale 3-Kapsel-Mikrofon und Tasten für spezielle Videofunktionen, C1 ist die neue Bokeh-Taste.

Die Alpha ZV-E10 bietet viele Sonderfunktionen

Mit einem vollen Akku sind 440 Fotos oder 125 Minuten Video möglich. Livestreaming, Soft-Skin-Effekt, Movie-Taste auf der Oberseite, Bokeh-Taste, Zoom-Hebel um den Auslöser für Objektive mit Powerzoom, USB-C-Laden, WiFi- und Bluetooth-Module sind weitere Highlights. Diverses Zubehör wie der optionale Aufnahmegriff mit kabelloser Fernbedienung sind für Video-Nutzer gedacht.

Präziser Autofokus inklusive Tracking

Der Hybrid-Autofokus ermittelt mit dem Phasendetektions-System den Abstand zum Motiv, der Kontrast-AF übernimmt die präzise Feinfokussierung. Und in der Tat, 0,25 Sekunden von unendlich auf 1,5 Meter mit Auslöseverzögerung sind rekordverdächtig. Der Kontrast-AF pumpt einmal kurz, bevor er sich für die richtige Schärfenebene entscheidet. Das geht extrem schnell und leise, das Bild springt sofort sichtbar in die Schärfe, auch wenn das Pumpen minimal visuell wahrgenommen wird. Gemessen haben wir die AF-Geschwindigkeit mit dem Set-Zoom E 3,5-5,6/16-50 mm OSS bei 34 mm (51 mm KB-äquivalent). Das AF-System hat 425 Phasendetektionspunkte und 425 Kontrast-AF-Punkte. Die nahezu vollständige Bildfeldabdeckung von 84% erleichtert die Schärfeverfolgung bei bewegten Objekten, wobei auch das KI-basierte Echtzeit-Tracking möglich ist.

Die 425 Phasendetektionspunkte und 425 Kontrast-AF-Punkte bieten eine nahezu vollständige Bildfeldabdeckung von 84%.

Schnelle Nachführung der Schärfe

Die ZV-E10 kann sogar bei 11 Bildern pro Sekunde die Schärfe zwischen den einzelnen Aufnahmen nachführen. Das konnten wir nicht nachmessen, haben aber anhand einiger Bildserien keinen Grund, an diesen Angaben zu zweifeln. Der verbesserte AF-Algorithmus soll auch bei wenig Licht sehr präzise arbeiten. Bei Makro-Aufnahmen lässt sich der gewünschte Bereich in der Fokusvergrößerung anzeigen. Der AF mit Augenerkennung fokussiert sehr schnell auf die Augen von Personen oder Tieren. Bei Menschen kann man das rechte oder das linke Auge auswählen oder das der automatischen Wahl überlassen.

Solide Verarbeitung

Der Pufferspeicher ist großzügig dimensioniert, 46 RAW-Bilder und 99 JPEG-Bilder Extra Fine in Folge sind möglich. Der Handgriff ist ergonomisch ausgearbeitet, die Daumenmulde dagegen mehr angedeutet als ausgeformt, aber beide sind rutschfest armiert, so dass man die kleine Kamera auch mit feuchten Händen gut halten kann.

Der Monitor hat gute Touchscreen-Funktionen. Oben ist der mitgelieferte Windschutz für das 3-Kapsel-Mikrofon zu sehen.

Die Alpha ZV-E10 ist individuell konfigurierbar

Die Programme und wichtige Aufnahmefunktionen und Einstellungen müssen im Menü eingestellt werden. Sieben Tasten, das Einstellrad und das Daumenrad sind individuell konfigurierbar, was die Bedienung erleichtert. Je nach Bedienelement kann man wichtige Einstellungen aus dem Menü den Tasten zuweisen. Die Fn-Taste öffnet das Quick-Menü mit wichtigen Einstellungen und Funktionen. Die 12 Positionen können mit beliebigen Funktionen belegt werden. Der bewegliche Monitor hat gute Touchscreen-Funktionen, darunter Fokussier- und Auslösefunktionen. Mit Einstellrad und Daumenrad mit Druckfunktion lässt sich die ZV-E10 recht gut bedienen. Das obere Einstellrad ist aber so platziert, dass man es mit dem Daumen statt mit dem Zeigefinger bedienen muss. Das ist suboptimal, weil der Daumen auch das Daumenrad drehen muss.

Die Bedienelemente sind eindeutig markiert, übersichtlich angeordnet und konfigurierbar. Guter, beweglicher Monitor, aber kein Sucher.

Rauschen ab ISO 6.400…

Den EXMOR-Sensor mit 24,2 Megapixeln, der mit besonders leitungsfähigen Kupferdrähten die Datenauslese beschleunigt, kennen wir von anderen Sony-Kameras, bei denen die Fotografie im Vordergrund steht, wie der A6400. Zusammen mit dem ebenfalls bewährten BIONZ X-Prozessor, der mit optimierten Algorithmen arbeitet, soll das die Bildverarbeitung verbessern. Einige der Bildverarbeitungs-
algorithmen stammen von den Vollformat-Kameras des Hauses, was man auch an der Fotoqualität erkennt. Die Bildqualität ist im bewerteten Bereich bis ISO 3.200 sehr gut. Von ISO 50 bis ISO 800 ist die Auflösung extrem hoch, die ZV-E10 erreicht Werte von 100% bis 105% der Nyquist-Frequenz. Bei ISO 1.600 sind es 97% und bei ISO 3.200 noch hohe 96%. Das Rauschen ist zwar messbar, aber bis ISO 3.200 praktisch nicht visuell wahrnehmbar. Erst bei ISO 6.400 macht sich das Rauschen in den Bildern schwach bemerkbar, aber die Auflösung ist mit 95% der maximalen Sensorauflösung immer noch sehr gut. Bei ISO 12.800 wird die Auflösung schwächer und das Rauschen stärker, aber die Bilder sind mit Einschränkungen noch zu gebrauchen. Bei ISO 25.600 und vor allem bei ISO 51.200 verschlechtert sich die Qualität drastisch.

…und störende Artefakte ab ISO 12.800

Die Kanten werden moderat geschärft mit einer Dominanz der dunklen Seite in der Höhe und in der Fläche. Das steigert die Schärfe geringfügig und verursacht keine sichtbaren Kantenartefakte. Bis ISO 1.600 erkennt das geschulte Auge an feinen Details und Strukturen nur sehr geringe Moiré- und Aliasing-Artefakte, die im normalen Fotoalltag vollkommen vernachlässigt werden können. Bei ISO 3.200 und 6.400 werden die Artefakte auch für Laien sichtbar, sind aber nicht wirklich störend. Das passiert erst ab ISO 12.800.

Lilienförmige Interferenzen jenseits der Auflösungsgrenze in der Mitte der Siemenssterne, extrem scharf bis ISO 800. Keine Richtungsabhängigkeit.

Sehr guter Dynamikumfang bei der Alpha ZV-E10

Der Dynamikumfang ist bis ISO 3.200 sehr gut. Die Kamera kann sehr hohe Motivkontraste aufnehmen und sie fein differenziert darstellen. Die Eingangsdynamik kann bei ISO 50 hervorragende 13,47 Blendenstufen erfassen, bei ISO 100 sind es noch exzellente 11,15 Blendenstufen und 10,57 bei ISO 200. Die Ausgangsdynamik ist bei ISO 3.200 und ISO 6.400 mit 254,9 Stufen nur minimal eingeschränkt. Die Details und Strukturen werden mit feiner Differenzierung bis in die weichen Schatten hinein wiedergegeben, die Kamera kann Tiefschwarz bis ISO 12.800 darstellen (255,0 Stufen). Der automatische Weißabgleich arbeitet bei allen ISO-Stufen nahezu perfekt. Die Farbwiedergabe ist nicht ganz neutral und tendenziell auf die visuelle Farbwahrnehmung abgestimmt. Die Farbsättigung ist deutlich höher als in der Vorlage. Die Bilder wirken etwas warm, aber nicht bunt.

Fazit

Bei Ausstattung und Bedienung richtet sich die ZV-E10 in erster Linie an Vlogger und Youtuber, kann aber bei der Fotoqualität voll und ganz überzeugen und präsentiert sich im Fotobereich auf Augenhöhe mit der Sony A6600, A6500 und A6400. Damit eignet sie sich auch als leichte und kompakte Zweitkamera auf Reisen.

  • PRO
    • Sehr schneller AF, gute Bildqualität, gutes Mikro
  • KONTRA
    • Bedienung nicht ganz optimal, kein elektronischer Sucher
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Ursprungsartikel von Dr. Artur Landt

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski, Inhaber von „Markus Mizgalskis Agentur pottwort“, ist Fachautor für Technikthemen und Grillen; Schwerpunkte sind u.a. Netzwerke, Drucker, Monitore oder auch Smart Home. Sein Geographie-Studium, während dem er parallel als Lokaljournalist und IT-Administrator arbeitete, schloss er mit Diplom ab. Danach hat Markus knapp 14 Jahre als Testredakteur und später stellvertretender Chefredakteur bei Data Becker gearbeitet. Dann folgte ein Jahr als Freelancer. Fünf Jahre war Markus Geschäftsführer seiner Firma pottfeuer, hat auch hier teilweise journalistisch gearbeitet. Markus‘ Anspruch ist es, dem Leser mit Fakten, seriösen Tests und Hintergrundinformationen echte Entscheidungshilfen zu geben. Das Beschäftigen mit Technik ist nicht nur Beruf, sondern auch Hobby, wobei seine Familie ihn manchmal erden muss. Weitere Aktivitäten sind Grillen sowie das Sammeln alter Rennräder. Sie erreichen ihn via E-Mail.