Handlich wie eine Kompaktkamera, passend zu platzsparenden Pancake-Objektiven und dank vieler Motiv-Automatiken absolut einsteigerfreundlich.
Die Olympus PEN E-PL10 ist zwar nicht neu, erfreut sich aber immer noch sehr großer Beliebtheit, vor allem unter Vloggern und Hobby-Fotografen. Sie ist handlich wie eine Kompaktkamera und dank wechselbarem Objektiv flexibel wie hochpreisige Systemkameras. Dabei verlockt sie vor allem Einsteiger mit einem günstigen Preis, der noch deutlich unter der neueren OM-5 liegt – ebenfalls eine Systemkamera mit MFT-Sensor (Test in diesem Heft). Welche Abstriche das bedeutet, wie gut sich die Olympus PEN E-PL10 im Test und auch im Vergleich zur OM-5 schlägt, klärt FOTOTEST.
Der Härtetest im Testlabor
Die Olympus PEN E-PL10 ist mit einem 16,1-Megapixel-Micro-Four-Thirds-Sensor (MFT) ausgestattet. Da der Sensor somit deutlich kleiner ist als ein APS-C- oder Vollformatsensor, ist also mit einer geringeren Detailauflösung und schlechteren Lichtausbeute zu rechnen.
Die technischen Messungen nehmen es ganz genau: Ja, die absolute Detailauflösung ist mit 1.651 Linienpaaren pro Bildhöhe (LP/BH) etwas gering im Vergleich zu dem, was größere Sensoren erreichen. Vom theoretischen Maximum des MFT-Sensors (1.728 LP/BH) sind das aber stolze 96 Prozent. Bis ISO 800 ist die relative Detailauflösung also sehr gut, bis 3.200 noch gut, darüber wird‘s schwammig. Ab 3.200 ist allerdings auch das Bildrauschen so hoch, dass es die Aufnahmen sichtlich stört. Bis ISO 400 ist das Bildrauschen noch sehr gering, bis ISO 1.600 akzeptabel.
Die Eingangsdynamik liegt mit ISO 100 bei fast 13 Blendenstufen (EV), sinkt dann auf 11 bis 12, unterschreitet erst bei ISO 3.200 die 10 mit 8,38 EV. Das reicht für eine sehr gute Note. Für den Bildkontrast gibt es sogar eine glatte Eins. Die Farbwiedergabe ist weitgehend natürlich, nur minimal übersättigt.
Insgesamt eignet sich die Kamera aufgrund der gemessenen Abbildungsleistung also vorwiegend für Aufnahmen unter freiem Himmel bei ausreichend natürlichem Licht – oder indoors bei guter Studiobelichtung. Wer als Vlogger für Instagram, YouTube oder TikTok filmen möchte, sollte auf ein Ringlicht oder anderweitige Belichtung setzen.
Handlich unterwegs
Um die technischen Messungen um realitätsnahe Erfahrungen zu ergänzen, geht es raus in die Praxis. Dabei fällt das geringe Gewicht auf – beziehungsweise fällt es fast gar nicht auf. Aufgrund des kleinen Sensors bleibt auch das Gehäuse handlich, misst nur 117 x 68 x 39 Millimeter und wiegt dabei nur 380 Gramm inklusive Akku. Damit ließ sich die Olympus PEN E-PL10 auf der Radtour durch das Alte Land einfach umhängen und bei Bedarf kurzerhand zücken. Das ermöglicht besonders spontanen und unkomplizierten Einsatz. Ideal für Einsteiger also.
Sehr einfache Bedienung
Einsteigerfreundlich ist auch die umfangreiche Motiv-Automatik. So kann der Nutzer statt klassisch auf Blenden- oder Zeit-Priorität einfach auf das Szenen-Programm setzen. Dort stehen 28 einzelne Programme für unterschiedliche Fotografie-Szenarien zur Verfügung aus sechs Kategorien, wie Landschaft, Porträt und Nahaufnahmen. Die Kamera trifft dann die richtigen Einstellungen, etwa für Belichtungszeit und Blende. Verwendet man ein Zoom-Objektiv, lässt sich die Brennweite unabhängig davon einstellen. Das erlaubt kreativen Spielraum. Apropos kreativ: Das Programm „Art“ versammelt eine Auswahl an Kreativ-Filtern. Wer dann doch die speziellen Tools eines Profis vermisst, wechselt in den erweiterten Fotomodus (Advanced Photomode, AP). Dort sind AE-Belichtungsreihen, Fokus-Belichtungsreihen, Keystone-Korrektur, HDR und mehr zu finden. Mit einer Einschränkung: Da diese Funktionen nur in diesem Programm zu finden sind, ist eine Kombination mit anderen Programmen nicht möglich, etwa der Zeitautomatik.
Für den Test kam das sehr kompakte und dennoch vielseitig verwendbare M.Zuiko Digital ED 14‑42mm F3.5‑5.6 EZ zum Einsatz (Test in diesem Heft). Ob Makro, Landschafts- oder Porträtaufnahmen, die Fotos zeigten dabei eine hohe Detailauflösung, natürliche Farben und einen sehr hohen Bildkontrast. Auch das Freistellen mit geringer Schärfentiefe bewerkstelligte die Automatik hervorragend. Die sehr hohe Dynamik sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis von sehr hellen und dunklen Bildbereichen, etwa von weißen Blütenblättern im Sonnenlicht vor dem schattigen Plätzchen eines Baumes.
Doch wo Licht ist, da ist eben auch Schatten. So fehlt der Kamera ein Sucher. Der 7,6 Zentimeter große Bildschirm lässt sich zwar flexibel neigen und sogar für Selbstaufnahmen vertikal umklappen. An hellen Tagen fällt es aber schwer, hier noch ein deutliches Bild zu erkennen. Die kompakte Bauweise bringt es zudem mit sich, dass die Tasten klein ausfallen und dicht gedrängt beieinanderliegen. Hier braucht es Übung, um die gewünschten Funktionen fehlerfrei auszuführen. Auch gibt es recht wenig Bedienelemente. Für ISO und Belichtungskorrektur gilt es dann mit dem sehr kleinen Vierwege-Kreuz durch das Quickmenü zu navigieren. Das ist manchmal fummelig und definitiv nichts für Grobmotoriker und dicke Daumen.
Flotter Prozessor, flotter Fokus
Die Olympus PEN E-PL10 ist mit dem leistungsstarken TruePic-VIII-Bildprozessor ausgestattet, der für schnelle Reaktionszeiten und eine flüssige Bedienung sorgt. Serienbildaufnahmen sind mit bis zu 8,6 Bildern pro Sekunde im High-Speed-Modus und 4,8 im Low-Speed-Modus möglich.
Der Kontrast-Autofokus basiert auf 121 Messfeldern, arbeitet flink und kann auch Gesichts- und Augenerkennung nutzen. Über das erwähnte Touch-Display lässt sich auch der Touch-AF nutzen.
Videofunktionen
Zur Bildstabilisierung nutzt die Olympus PEN E-PL10 ein Fünf-Achsen-Bildstabilisierungssystem (IS), das Verwacklungen bei der Aufnahme von Fotos und Videos minimiert und bis zu 3,5 Blendenstufen kompensiert. Videoaufnahmen sind sowohl in 4K-Auflösung als auch in Full-HD möglich, in beiden Fällen jedoch auf 30 Bilder die Sekunde begrenzt. High-Speed-Aufnahmen sind mit 120 Bildern pro Sekunde möglich, dann jedoch nur in 720P. Für welche Auflösung sich der Nutzer auch entscheidet, maximal lassen sich 29 Minuten am Stück filmen. Im Zeitraffer-Modus nimmt die Kamera automatisch Bilder in vordefinierten Intervallen auf und kombiniert sie anschließend zu einem Video, das die Zeit schneller vergehen lässt. Dies eignet sich hervorragend für die Aufnahme von sich langsam verändernden Szenen, wie z. B. Wolkenbewegungen, Sonnenuntergänge oder Pflanzenwachstum. Die Stop-Motion-Funktion erstellt Bild-für-Bild-Animationen, wie man sie aus alten Spielfilmen oder Kinderserien mit Knetmasse-Figuren kennt. Der Nutzer nimmt die einzelnen Bilder manuell auf, die Kamera fügt sie automatisch zu einem zusammenhängenden Video zusammen.
Auch ist ein HDMI-Ausgang verbaut, für den Anschluss an externe Monitore oder Aufnahmegeräte. Ein Klinken-Ein- oder -Ausgang fehlt. Trotz einfacher Bedienung sind wie bei jeder vollwertigen Systemkamera Einstellmöglichkeiten für Belichtung, Weißabgleich und Fokus vorhanden.
E-PL10 versus OM-5
Die E-PL10 ist nicht die einzige kompakte Kamera aus dem Hause Olympus. Auch die bereits erwähnte und 2022 vorgestellte OM-5 setzt auf einen MFT-Sensor. Den Test dazu finden Sie ebenfalls in diesem Heft (Fototest Ausgabe 4/23). Allerdings ist sie mit 1.299 Euro UVP ungleich teurer. An dieser Stelle sollen deshalb die wesentlichen Unterschiede aufgeführt werden, die bei der Kaufentscheidung hilfreich sind.
Während die PEN-Serie für Einsteiger ausgelegt ist, richten sich die meisten Modelle der OM-Serie an Fortgeschrittene. Für PEN-Kameras gibt es zudem sogenannte Pancake-Objektive, die besonders kompakt und flach sind – darum auch der Name „Pancake“, zu Deutsch Pfannkuchen. Für Fortgeschrittene gibt es die größeren Pro-Objektive. Jedoch sind alle MFT-Objektive von Olympus auch mit allen Kameras kompatibel. Die Sensoren beider Kameras sind zwar gleich groß, lösen jedoch unterschiedlich hoch auf, die OM-5 mit 20,4 MP, die PEN mit 16,1 MP. Damit erreicht die OM-5 im Test auch die etwas bessere Abbildungsleistung mit höherer Detailgenauigkeit und ist dadurch geeigneter für die besagten Pro-Objektive. Der Bildstabilisator der OM-5 kompensiert bis zu 5,5 EV, wohingegen die PEN nur 3,5 erreicht. Das ist unter anderem gut für Videoaufnahmen ohne Stativ. Generell ist die OM-5 für die Videografie etwas besser aufgestellt. 4K-Material ist mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde möglich. Zudem verfügt die OM-5 über einen elektronischen Sucher, wenngleich dieser mit 1,037 MP nicht sehr hoch auflöst.
Fazit
Die Olympus PEN E-PL10 ist vor allem eine gute Wahl für alle Einsteiger, dank der Parameter per Motiv-Programme und des geringen Preises. Auch abseits dieser Automatiken lässt sich die PEN wie eine Systemkamera konfigurieren und bedienen. Die Kreativ-Extras sind ein netter Bonus. In der Praxis und auf dem Prüfstand bietet sie eine gute Abbildungsqualität.
- PRO
- Einsteigerfreundlich, Kreativ-Extras, gute Abbildungsqualität.
- KONTRA
- Klinken-Ein- oder -Ausgang fehlt