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Banishers – Ghosts of New Eden im Test: Liebe über den Tod hinaus

Wie gut ist die neue Geisterjagd?

Ein Screenshot aus dem Spiel Banishers Ghosts of New Eden.
© DONTNOD

Die französischen Dontnod-Studios entführen den Spieler in Banishers – Ghosts of New Eden ins Neuengland des 17. Jahrhunderts. Das unverbrauchte Setting ist der optimale Hintergrund für Geisterjagden, Mini-Spiele für Detektive und folgenschwere Entscheidungen. IMTEST hat das ungewöhnliche Action-Adventure für Sie bereits durchgespielt. Der Test:

Produktdetails

  • PC, PS5, Xbox Series S|X
  • 13. Februar
  • 59,99 Euro
  • 25 – 35 Stunden
  • Ab 16 Jahren
  • 53 Gigabyte

New Eden braucht Hilfe

Wir schreiben das 17. Jahrhundert, Schauplatz Neuengland. Die meisten der britischen und puritanisch lebenden Einwanderer sind aufgrund der vorherrschenden Handelskrise von Armut, Krankheit und Aberglauben gebeutelt. Inmitten dieser unruhigen Zeit lebt auch das Liebespaar Antea Duarte und Red McRaith. Doch die beiden Turteltauben können noch viel mehr, als gemeinsame Abende vor dem Kamin zu verbringen und sich ewige Liebe zu schwören. Aus der Hafenstadt New Eden erreicht das Duo ein verzweifelter Hilferuf:

Eine böse Macht, der die Gestalt eines Geists angenommen hat, terrorisiert die Bewohner und taucht die umliegenden Landstriche in eine ewige Fäulnis. Kein geringerer als der ehemalige Mentor von Antea und Red, Sir John, braucht dringend Unterstützung, um den dunklen Schatten Einhalt zu gebieten. Da Red und Antea die besten Geisterjäger und Geister-Verbanner (Banisher) weit und breit sind, zögern sie keine Sekunde um sich dem Unheil zu stellen und den Dorfbewohnern zu helfen.

Nach einer langen Reise per Schiff kommen die beiden an der Küste des heutigen Nordamerika an und trauen ihren Augen kaum. Der immer dunkle Himmel, aus dem unablässig schwerer Regen prasselt, ist die Leinwand für schwarze Wälder, die unruhig im Sturm wiegen, Schlamm und Dreck pflastern die Wege. Keine Frage, hier fühlen sich dunkle Mächte sicherlich am wohlsten.

Der unbesiegbare Albtraum

Auch in der Stadt New Eden sieht es nicht besser aus, Antea und Red müssen nach ihrer Ankunft erfahren, dass Sir John nicht mehr unter den Lebenden weilt. Seine Frau weint bitterliche Tränen und berichtet, dass ihr Mann versucht hat, es alleine mit dem Albtraum aufzunehmen – ohne den Hauch einer Chance. So liegt es nun an den beiden herbeigerufenen Geisterjägern, dem unheilvollen Fluch ein Ende zu setzen. Doch es kommt anders, ganz anders.

Ein Screenshot aus dem Spiel Banishers Ghosts of New Eden.
Der Albtraum ist ein mächtiger Geist, dem auch Red und Antea zu Beginn des Abenteuers nichts entgegenzusetzen haben. © DONTNOD

Denn auch Antea und Red haben keine Chance gegen die albtraumhafte Geistergestalt. Sie ist zu mächtig und verwundet Antea im Kampf tödlich, Red wird nach einem Prankenhieb aus dem Kirchenfenster ins kalte Meer katapultiert. Doch das vermeintliche Ende ist in Banishers – Ghosts of New Eden erst der Anfang eines düsteren und ungewöhnlichen Abenteuers.



Die lange Reise beginnt

Red hat Glück im Unglück, er wird von einer Hexe aus dem Wasser gezogen und neben ein wärmendes Feuer gelegt. Nur aus diesem Grund überlebt er, muss aber in tiefer Trauer daran denken, dass seine Liebste nun den Weg ins Reich der Toten gefunden hat. Doch so ganz aus der Welt ist Antea noch nicht. Reds Fähigkeit mit Geistern und rastlosen Seelen zu kommunizieren, bekommt nun unerwartet einen ganz neuen Sinn. Denn die Seele von Antea wandelt noch zwischen den Welten und ist von nun an an Reds Seite. Das große Problem an der Sache: Wie soll Red, der ja eigentlich dazu da ist, Geister ins Jenseits zu schicken, mit dieser Situation umgehen?

Ein Screenshot aus dem Spiel Banishers Ghosts of New Eden.
Die Liebe zwischen Red und Antea besteht über den Tod hinaus. Wie wird Red sich am Ende des Spiels entscheiden? Es liegt am Spieler. © DONTNOD

Dieses Dilemma wird auch zum Problem des Spielers am Gamepad. Denn schon recht früh muss man sich entscheiden, worauf zum Ende der Geschichte hingearbeitet werden soll. Entweder Red gibt seiner Trauer nach und tut alles menschenmögliche, um Antea wieder zum Leben zu erwecken – was neben einem verbotenen Ritual auch eine etwas andere Spielweise voraussetzt, oder er kann seinen Schmerz ertragen und tut das einzig richtige: Anteas Seele vom Zwischendasein zu befreien und ihre Seele gen Himmel zu schicken. Zwar legt der Spieler fest, welcher Weg eingeschlagen werden soll. Diese Entscheidung muss aber konsequent mit gutem Tun untermauert werden

Der Umgang mit gequälten Seelen

Die lange Reise durch die große und optisch gleichermaßen recht beeindruckende Spielwelt hält neben kleinen Rätseln, versteckten Schätzen und den Geister-Kämpfen auch viele traurige Schicksale bereit. Hier ist nicht nur die Feinfühligkeit der Geisterjäger gefragt, in fast jeder Situation steht Red vor der Entscheidung einen guten oder bösen Weg zu wählen, um das Problem zu einem Ende zu bringen. Jede dieser Entscheidungen hat dabei eine spürbare Auswirkung auf weitere Aufgaben und spielt dem Ziel zu, dass kurz nach Spielbeginn ins Auge gefasst wurde.

Ein Screenshot aus dem Spiel Banishers Ghosts of New Eden.
Die Spielumgebung ist die mit Abstand größte, welche die Entwickler jemals realisiert haben. © DONTNOD

Es empfiehlt sich also den eingeschlagenen Weg zu befolgen – oder eben nicht. Sich in den verschiedenen Szenarien mit den Problemen des Gegenübers auseinanderzusetzen und entsprechend zu handeln, gibt dem Spiel eine wohlig realistische Anmutung. Auch die Gespräche mit betroffenen Personen sind fein inszeniert und tragen zur dichten Atmosphäre von Banishers – Ghosts of New Eden bei. Abseits Gespräche mit den Bewohnern der Spielwelt sind auch die Dialoge zwischen Red und Antea sehr durchdacht, teilweise ist die Frotzelei der beiden auch mal ein Grund zum Schmunzeln.

Vielfältiges Kampfsystem

Natürlich steht bei der Erkundung der Spielwelt auch der Kampf gegen Geister im Vordergrund. Hierbei ist sind die Fähigkeiten von Red und Antea sehr unterschiedlich, deshalb ist das Bündeln der Kräfte absolut obligatorisch. Red kämpft mit Säbel und Gewehr, hat er genug Schläge ausgeteilt kann er mit der Kraft seines Bann-Rings für empfindlichen Schaden oder das sofortige Ableben einer Geisterscheinung sorgen.



Antea hat sich gemäß ihrer neuen Daseinsform auf Angriffe auf metaphysischer Ebene spezialisiert. Bestimmte, besessene Gegner, die mit einem speziellen Symbol markiert sind, stehen bei ihren Angriffen hoch im Kurs. Dann drischt sie solange auf einen Gegner ein bis der Geist entfahren ist und Red der Kreatur mit Säbel oder Gewehr den Rest geben kann. Zusätzlich sind Anteas Kräfte eine immense Hilfe, wenn es darum geht, Dinge in der Umgebung sichtbar zu machen, tiefe Gräben zu überwinden oder Rätsel zu lösen. Im späteren Verlauf sind anhand eines Fähigkeitenbaumes weitere Fähigkeiten zu vergeben, so wird aus Red und Antea nach und nach ein eingespieltes Team, das genau weiß, wann wie und wo welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

Ein Screenshot aus dem Spiel Banishers Ghosts of New Eden.
In den Kämpfen ist es ratsam zwischen Red und Altea zu wechseln, um den verschiedenen Anforderungen Herr zu werden. © DONTNOD

Für den Spieler sind die Kämpfe deshalb abwechlungsreich – auch wenn es deutlich zu wenige unterschiedliche Gegnertypen gibt und das Kampfsystem die entsprechende Wucht vermissen lässt, weil sich Schläge und Figuren zu leicht anfühlen und kein Gewicht haben, das entsprechende Manöver glaubwürdig erscheinen lässt.

Fazit

Mit Banishers – Ghosts of New Eden bringen die Entwickler von Dontnod zweifelsfrei das bis jetzt beste und größte Spiel des Studios heraus. Eine hübsche Spielumgebung, die im Performance-Modus mit 60 Bildern pro Sekunde nur in sehr großen und weitläufigen Gebieten ins Stocken gerät und eine sehr dichte Atmosphäre machen die Geisterjagd zum Augenschmaus. Dazu tragen die gut ausgearbeiteten Gespräche mit der geplagten Bevölkerung und die Dialoge zwischen Red und Antea maßgeblich bei, auch die deutsche Synchro braucht sich vor Schwergewichten wie “God of War” nicht zu verstecken. Die Detektiv-Arbeit wirkt allerdings aufgesetzt, den Hinweisen nachzugehen, fordert die grauen Zellen kaum. Das Kampfsystem bietet viele Möglichkeiten, lässt wie erwähnt aber einen Schlag Wucht vermissen, zudem gibt es nicht sehr viele unterschiedliche Gegner oder gar spannende Bosskämpfe. Trotzdem ist das Abenteuer wegen des unverbrauchten Settings und einiger neuer Ideen empfehlenswert. Es bleibt zu hoffen, dass die kleine Action-Adventure-Perle im Handel nicht von den aktuellen und kommenden Top-Titeln wie “Final Fantasy 7: Rebirth “, “Dragons Dogma 2” oder “Skull & Bones” verschluckt wird – es wäre verdammt schade drum!

  • PRO
    • Hübsche Optik, weitläufige Spielumgebung, atmosphärisch dicht, gute Sprachausgabe, unverbrauchtes Setting, wendungsreiche Story.
  • KONTRA
    • Figur wirkt zu leicht, Kampfsystem lässt Wucht vermissen, wenige unterschiedliche Gegnerarten.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,4

Boris Connemann

Nach seiner Ausbildung bei der DATEV eG hatte Boris Connemann die Möglichkeit sein Hobby zum Beruf zu machen: Als Redakteur bei einer großen deutschen Zeitschrift für Tests von Computer- und Videospielen war er in der Hauptsache für den Bereich der Spielekonsolen und deren aktuell verfügbarer Software verantwortlich. Nach 12 Jahren zog es Boris dann in die Welt der Werbung mit der Aufgabe der Erstellung von Corporate Content und der digitalen Transformation großer Marken, unter anderem für Telefónica und Volkswagen Nutzfahrzeuge. Sein ganzes Herz schlug und schlägt allerdings nach wie vor für die bunte Welt der Videospiele und der dazugehörigen Hardware. Als erste Anlaufstelle für seinen Freundes- und Bekanntenkreis hat Boris immer besten Rat auf Lager, wenn es um die Anschaffung neuer Spiele, Konsolen und digitaler Gadgets geht. Dabei hat er stets ein Auge auf die großen Versprechen der Hersteller und zieht die rote Karte, wenn unnötige Mikrotransaktionen bei einem Vollpreistitel, ärgerliche Bugs oder mangelnde Qualität den Spielspaß behindern. Sie erreichen ihn via E-Mail.