Veröffentlicht inNews

Autobahn App: Flop auf Kosten der Steuerzahler?

Mit hohen Erwartungen war die offizielle Autobahn-App vor drei Wochen gestartet. Doch nicht nur die Nutzer sind unzufrieden.

Die Autobahngesellschaft des Bundes hat am 20. Juli unter dem Namen “Autobahn App” eine Service-App für Fahrten auf deutschen Autobahnen herausgebracht. Die Funktionen hören sich zwar nicht sensationell, aber ansprechend an:  Allem voran steht natürlich die Routenplanung. Diese wird von der App mit zahlreichen Zusatzinformationen angereichert. Wo stockt es gerade? Sind auf der Strecke Baustellen oder andere Behinderungen zu erwarten? Außerdem gibt es – insbesondere für Lastwagenfahrer interessant –Informationen zu freien Stellplätzen sowie der Ausstattung einer Raststätte. Nicht zuletzt liefert die App Infos zu Lademöglichkeiten für Elektroautos entlang der Strecke.

Eine Autobahn bei Nacht.
Die App der Autobahn AG soll entspanntere Reisen möglich machen, wird aber von den Nutzern abgewatscht. Credit: Getty © Getty

Autobahn App: Schwache Bewertungen

Die Nutzer der App – aktuelle Download-Zahlen gibt es nicht – sind aber weder unter Android noch iOS mit dem Gebotenen zufrieden. In der Woche nach der Veröffentlichung wurde die Anwendung rund 180.000 Mal heruntergeladen. In beiden App-Stores wird die Autobahn-App mit rund zwei von fünf Sternen bewertet – ein sehr schwaches Ergebnis. Unter Android berichten die Nutzer vor allem über Abstürze und Fehlermeldungen. Bei den iPhone-Nutzern kommt dagegen die Funktionalität vermehrt nicht gut an. So sei zum Beispiel die Routendarstellung und Bedienung verwirrend. So würden nach der Eingabe einer Route Meldungen angezeigt, die umständlich jeweils einzeln angeklickt werden müssten. Zudem seien bekannte Baustellen in der App nicht aufgeführt. Platzhirsch Google Maps kommt zum Vergleich mit 4 (Android) beziehungsweise 4,6 Sternen (iOS) deutlich besser an.

Entwicklung kostete 1,2 Millionen Euro

Vielen Nutzern stößt zudem bitter auf, das für die Entwicklung der App Steuergelder in Millionenhöhe geflossen sind. Laut einer Auskunft der Bundesregierung auf eine Parlamentarische Anfrage habe der Bund bisher für die App 1,2 Millionen Euro an die Entwickler der prototype.berlin GmbH überwiesen. Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, nennt das Projekt eine “App ohne Mehrwert”. Es sei eine Posse und ein Fall für den Bundesrechnungshof, meinte er laut dpa.

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.