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Gekaufte Rezensionen: Amazon zieht vor Gericht

Fünf Sterne sind besser als vier: Amazon geht weiter gegen Händler vor, die durch gekaufte Rezensionen ihre Produkte bewerben.

Paket wird eingeworfen.
Amazon geht gegen Falschbewertungen vor.

Immer wieder machen gekaufte Rezensionen bei Amazon Schlagzeilen. Die Produktbewertungen sorgen für höhere Sichtbarkeit auf der Plattform, Kunden würdigen Artikel mit weniger als vier Sternen in der Regel keines Blickes. Top-Bewerter werden von Amazon für ihr Tun mit Titeln belohnt und gelten als vertrauenswürdig, bekommen aber auch direkte Anfragen von Herstellern, um deren Ware möglichst gut zu rezensieren. Amazon zieht nun im Kampf für mehr Authentizität vor Gericht.

Gekaufte Rezensionen: Das große Löschen

Wie Der Spiegel berichtet, vollzog Amazon im vergangenen Jahr einen großen Schlag gegen falsche Bewertungen. Mehr als 200 Millionen gekaufte Rezensionen sollen gelöscht worden sein. Dabei sind die Bewertungen mittlerweile selber zum Geschäft geworden: Auf diversen Internetseiten bieten Agenturen Bezahlung für einen positiven Nutzerbericht an. Teilweise werden Produkte dafür sogar extra gekauft, um einen verifizierten Kauf auf der Amazon-Seite auszuweisen.



Der Online-Händler kennt das Problem und geht mittlerweile gezielt gegen Falschbewerter vor. In Deutschland seien seit 2018 bereits 30 Prozesse gegen Firmen geführt worden, schreibt Der Spiegel. Angesichts der enormen Anzahl der Bewertungen erscheinen die Mühen aber fast schon vergeblich. Nach Recherchen der Seite Fakespot sollen von März bis September 2020 etwa 720 Millionen neue Amazon-Rezensionen erschienen sein. Davon seien rund 42 Prozent, also mehr als 300 Millionen Bewertungen, gekauft.

Nutzer müssen sich sensibilisieren

Amazon gibt nach eigenen Angaben jedes Jahr rund 700 Millionen Dollar für Personal und Software aus, um gekaufte Rezensionen zu enttarnen und zu entfernen. Letztendlich müssen Kunden aber weiterhin ein offenes Auge haben, um nicht auf falsche Fünfsternebewertungen hereinzufallen. Wenn Rezensenten Bilder der Ware in ihre Bewertung einbinden und lange, ausführliche Berichte schreiben, sind die Rezensionen in der Regel vertrauenswürdig. Kurze und allgemein gehaltene Bewertung der Sorte “Tolle Qualität, gutes Produkt” sind wenig hilfreich und wahrscheinlich auch nicht echt.

Max Sellmer

Als bekennender “Digital Native” schreibt Max Sellmer seit mehreren Jahren über Unterhaltungselektronik und Online-Trends. Der studierte Medien- und Kommunikationssoziologe arbeitete bereits als Redakteur für die Computer Bild und realisierte in Agenturen Werbekampagnen mit bekannten deutschen Influencern. Begeistert verfolgt er die Entwicklung sozialer Medien und die immer tiefere Vernetzung alltäglicher Lebensbereiche. Für IMTEST betreut er die News-Rubrik, produziert und moderiert Videoinhalte und testet natürlich von Toaster bis Cyber-Brille unterschiedlichste Produkte.